Nicht nur zur Weihnachtszeit spielt Essen eine große Rolle, auch das ganze Jahr über gab es viel Schmackhaftes im Kiez zu entdecken. Und nein, es ging nicht immer nur um Milchkaffee.
Auf dem Prenzlauer Berg liegt seit einigen Jahren ein Fluch, bestehend aus den beiden Komponenten Bionade und Milchschaum. Reflexartig gehen alle Menschen, die nicht hier leben, davon aus, dass der Prenzlauer Berger an sich den ganzen Tag nichts anderes zu tun hat, als abwechselnd Getränke mit einem der Bestandteile zu sich zu nehmen, zwischendurch ergänzt durch kleine Mahlzeiten aus Dinkelkeksen und biologisch abbaubaren Grünkernprodukten. Doch auch hier gilt: Das Klischee ist nur die Spitze des Einsbergs, wie ein kleiner Rückblick auf die Artikel zum Thema in diesem Jahr beweist.
Da wäre zum Beispiel die Waffelfabrik in der Thulestraße. Gut, das ist eigentlich schon Pankow, aber so weit in dessen Süden gelegen, dass der leckere Waffelgeruch bis in den Norden des Prenzlauer Bergs hinein vordringt. Seit 100 Jahren gibt es die Fabrik nun schon; beliebt ist die einstige Bückware auch heute noch vor allem im Osten Deutschlands. Was hier nur erwähnt wird, weil so eine holprigen Überleitung zur Ostpro geschaffen wird – die Messe für Ostprodukte, auf der man vom thüringischen Gurkenhobel bis zum Rondo-Kaffee all die Komsumgüter kaufen kann, deren Beliebtheit selbst politische Systemwechsel nichts anhaben konnten. Auch in diesem Jahr machte sie im Velodrom Station, und unser Redakteur Thomas Trappe war nicht nur da, sondern hat sogar eine Reportage darüber geschrieben.
Filterkaffee, backende Bäcker und die Rolle von Katzen
Apropos Rondo. Der gehört natürlich auf keinen Fall in eine Espressomaschine, sondern sollte in guter alter und hier im Film genauestens beschriebenen Filterkaffeemanier zubereiten werden. Katzen sollten bei der Produktion keine Rolle spielen, dafür aber gerne dazu ein Stück frisch gebackener Kuchen gereicht werden. Wer selbst nicht gerne den Mixer schwingt, finden in Prenzlauer Berg zum Glück noch genügend Bäcker, die ihr Handwerk noch ernst nehmen und sich nicht als Aufbackmeister verstehen. Im Bötzowviertel etwa die Bäckerei Kempe, mit deren Geschichte sich in diesem Jahr unser Gastautor Hans-Otto Bredendiek beschäftigt hat.
Der gelernte Eisenbieger und Ur-Bötzowkiezer ist übrigens nicht der einzige, der sich für die Mischung aus Backwerk und Geschichte interessiert. Stephanie Quitterer zum Beispiel, Regieassistentin in Elternzeit und Winskiez-Zugezogene, ist derzeit in ihrer Nachbarschaft unterwegs, um sich bei 200 Fremden zum Kaffee einzuladen. Eine Wette und viel Lust auf die Geschichten hinter den Wohnungstüren stecken hinter dem Projekt, das sie „Hausbesuch Wins“ nennt. Doch was erzähle ich hier; das steht ja auch alles im oben verlinkten Artikel.
Blasentee und eine Würstchenbude in Sarkophag-Form
Bleiben der Bericht über das neue Trendgetränk, den Bubble Tea, und ein Test der örtlichen Burgerbratereien, die wir dieses Jahr noch im Programm hatten. Ergänzt durch den im Bezirk Pankow obligatorischen Hinweis auf das Projekt, das all jene gastronomischen Betriebe auf einer Internetseite versammelt, die man lieber in nächster Zeit nicht aufsuchen sollte. Ja, hier ist die Rede von der Ekel-Liste, dem Hygienesmiley und was Herr Kirchner gegen das Senats-Projekt „Sicher Essen“ hat (Links in chronologischer Reihenfolge).
Womit hoffentlich bewiesen ist, dass Prenzlauer Berg vieles mehr kann als Michkaffee. Sogar Currywurst, wie nicht nur das gewählte Symbolfoto für diesen Rücksblickstext beweist, sondern auch unser Film über die Neueröffnung des Konnpkeschen Würschensarkophags. Denn das ist der Name, den die güldene Bude verdient, in dem seit dem Frühjahr die Kultwurst verzehrt werden kann. Was fast schon wieder eine Überleitung zu dem lustigen Text über den Wurstgeruch während der Tagungen der Bezirksverordnetenversammlung wäre. Doch irgendwann muss ja auch dieser Text mal enden.
Alle Links zu den Artikeln finden Sie in der Box rechts oben.
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