Kennen Sie schon den Fleckenmusang, die Kaffeebohnenfressende Schleichkatzenart? Kennen Sie nicht? Eine Nachschulung in Kaffeedekadenz.
Manchmal kommt die Dekadenz in sehr schönen Zungenbrechern daher: Gut behütete Pferderennfans etwa. Oder Ferrariversessene Fahranfänger. Oder eine Kaffebohnenfressende Schleichkatzenart. Wobei letztere den angemessenen Grad an hochpreisiger Überflüssigkeit erst dadurch erhält, dass die Bohnen von der Katze auch wieder ausgeschieden und dann zu einem angeblich leckeren Getränk verarbeitet werden. Das man für nur 25 Euro Eintritt am kommenden Samstag in einem Prenzlauer Berger Café verkosten kann. Ob mit oder ohne Milchschaum, das ist auf der Einladungskarte leider nicht vermerkt.
Als ob wir Prenzlauer Berger für unsere Kaffeekultur nicht schon genug mit Spott und Häme überschüttet worden wären. Nun müssen es auch noch von asiatischen Katzen verdaute Bohnen sein, aus denen wir unser täglich Koffein beziehen so wie der Rest der Republik aus schnödem Filterkaffee der Marke Markus. Vermutlich ernährt sich die Fleckenmusang genannte Schleichkatzenart ansonsten von Koi-Karpfen, die wiederum in Champagner aufwuchsen und schon vor der Geburt mit original Stradivaris musikalisch unterhalten wurden. Rein sprachlich wäre diese zum schönen Wort Stradivari-Karpfen-Katzen-Kaffee führende Kombination auf jeden Fall wünschenswert.
Doch zurück zum Kopi Luwak, wie der besagte Kaffee eigentlich heißt. Aufgrund des großen Erfolgs der verdauten Bohne soll es etwa auf den Philippinen schon legebatterieartige Schleichkatzenmassentierhaltung geben, ist zu lesen. Mit dem Bio-Siegel wird es somit schon mal nichts. Aber auch darüber hinaus sollte man sich überlegen, ob man wirklich so viel Geld für beschissenen Kaffee ausgeben mag. Wenn es doch schon für einen Euro auf jedem vorweihnachtlichen Wohltätigkeitsbasar Gebräu zu erwerben gibt, das zwar nicht längere Zeit in einer Katze, dafür aber mindestens eine Nacht in einer Warmhaltekanne zugebracht hat. Kaffee Lauwarm statt Kopi Luwak. Das spart Geld und ist aufgrund des Verzichts auf Tierversuche sogar vegan. Und Katzen könnten endlich wieder Whiskas nicht nur kaufen, sondern auch fressen: Schleichkatzenadäquates Nichtkaffeekatzenfutter. Klingt doch gut, finde ich.