Süß, bunt und dann auch noch gesund? Das neue Trendgetränk aus Asien heißt Bubble Tea und in Prenzlauer Berg hat sich dazu ein eigener Geschäftszweig entwickelt. Ob sich das lohnt?
Wenn Produkte aus Asien es auf den deutschen Markt schaffen, dann sind sie entweder sehr bunt (Hello Kitty, Pokémon, Chinaböller) oder auf eine seltsame Art und Weise gesund (Algen, Tofu, Soja). Seit einigen Monaten gibt es nun bei uns ein Getränk zu kaufen, dass beide Eigenschaften vereinen soll: Den Bubble Tea. Ob an der Kastanienallee, der Hufelandstraße oder der Schönhauser Allee, auch in Prenzlauer Berg kommt man um den neonfarbenen Tee mit den bunten Geleeperlen nicht mehr herum. Manche Anbieter halten das Getränk für so zukunftsweisend, dass sie erst gar nichts anderes in ihrem Laden anbieten.
Ursprünglich kommt Bubble Tea aus Taiwan, von wo er seinen Siegeszug erst nach ganz Asien und von da aus nach Europa antrat. Es handelt sich bei ihm um eine Mischung aus grünem oder schwarzem Tee und Milch, buntem Fruchtsirup und kleinen Stärke-Kügelchen, die meist aus Tapioka aus der getrockneten Maniokwurzel gewonnen werden. In der Steigerungsform sind diese Kügelchen noch mit Fruchtsaft gefüllt und zerplatzen im Mund. Da Tapioka Eisen, Kalzium und Vitamin C enthält, gilt der Tee als gesund. Die Mengen an Zucker und Farbstoffe, die er ebenfalls beinhaltet, werden dagegen von den meisten Anbietern lieber unter den Tisch fallen gelassen.
Bubble Tea ist der Frozen Yogurt von 2011
Christian Raatz hatte laut eigener Angabe als einer der Ersten Bubble Tea in Berlin im Sortiment. Im Sommer letzten Jahres eröffnete er eine von Berlinweit drei Filialen seines Ladens „Yobarca“ in der Schönhauser Allee. „Meine Frau ist Chinesin, so sind wir überhaupt auf die Idee mit dem Bubble Tea gekommen“, erzählt er.
Im Gegensatz zu anderen Läden ist der Tee jedoch nur sein zweites Standbein. Seine ursprüngliche Geschäftsidee war ein weiteres Trendlebensmittel, das im vergangenen Jahr den Berliner Markt überschwemmte wie es in diesem der Bubble Tea tut: Frozen Yogurt. „Dieser war schon bekannt, als ich meinen Laden eröffnete, sodass ich mir keine Sorgen machten musste, dass wir nicht genug Kunden finden könnten,“ sagt Raatz. Die Beliebtheit des Tees habe ihn dann aber überrascht.
Das Erfolgsgeheimnis des Frozen Yoghurts ist, dass er weniger Zucker und Fett als normales Speiseeis enthält und daher als gesündere Alternative gilt. Beim Bubble Tea räumt Raatz aber ein, dass er zwar darauf achte, dass weder zu viel Zucker noch künstliche Farbstoffe in den Bechern landeten. Trotz Eisen und Vitamin C in den Kügelchen werde aber dennoch kein gesundes Getränk daraus: „Das ist schon eine Süßigkeit.“ Andere Anbieter sehen das etwas anders, wie etwa Raatz Konkurrenten von „Babbel T“ in der Rodenbergstraße, die ihren Tee als „die gesündeste Erfrischung des 21. Jahrhunderts“ anpreisen.
So trendig, dass man über die Zusammensetzung kaum etwas weiß
Wie es nun genau um die Zusammensetzung des Tees steht, lässt sich leider derzeit schwer ergründen – das Trendgetränk ist einfach zu neu und trendig, als dass sich ein unabhängiges Institut schon einmal mit ihm beschäftigt hätte. Ob Foodwatch oder die Verbraucherzentrale, allen ist das Thema neu, und auch bei der Pankower Lebensmittelaufsicht wartet man derzeit noch auch die ersten Untersuchungsergebnisse. Selbst verbindliche Kalorienangaben sind schwer zu finden, weil sie je nach Lieferant und Art des Sirups und der Kugeln stark zu schwanken scheinen. In Internetforen sind Angaben zwischen 200 und 500 Kalorien pro Becher zu finden, womit der Bubble Tea in einer Kategorie mit Cola und anderen Softdrinks rangiert, Vitamin C hin oder her. Diese fehlende Transparenz im Umgang mit Inhaltsstoffen und Nährwertangaben lässt vermuten, dass ein Becher Bubble Tea in etwa so gesundheitsförderlich ist wie die Extraportion Milch in der Milchschnitte.
Doch selbst in Prenzlauer Berg muss nicht immer alles gesund sein, um Erfolg zu haben. Im Norden des Viertels ist Raatz mit seinem Tee-Angebot längst nicht mehr der Einzige. Allein in den vergangenen zwei Wochen hätten zwei neue Läden im Umfeld eröffnet, erzählt er. „Ich glaube, die haben vorher gar keine Standortanalyse gemacht.“
Dabei ist die räumliche Nähe nicht der einzige Grund, der einen Wirtschaftswissenschaftler beim Thema Bubble Tea ins Grübeln kommen lässt. „Mit nur einem Getränk ein tragfähiges Geschäftsmodell zu bestreiten, ist schwierig“, meint Kerstin Jäger vom Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Berlin. Da es keiner speziellen Qualifizierung bedürfe, um sich als Gastronom selbstständig zu machen, sei nicht ausgeschlossen, dass sich viele Betreiber darüber aber gar keine Gedanken gemacht hätten. Auf der anderen Seite könne es aber auch gut sei, dass die Anbieter es als Saisongeschäft wahrnähmen: „Man schwimmt so lange es geht auf der Erfolgswelle mit, und wenn das Getränkt aus der Mode gekommen ist macht man den Laden wieder zu.“
Die Zutaten kommen direkt aus Asien
Ein Beispiel dafür, dass man auch mit einem kleinen Sortiment erfolgreich sein kann, liefert seit Jahren das „Caramello“, das im Winter auch in der Hufelandstraße geöffnet hat: Neben Kaffee steht hier vor allem Eis auf der Speisekarte. Nun hat sich vor kurzen auch noch Bubble Tea dazugesellt.
„Unsere Kinder haben uns darauf aufmerksam gemacht“, erzählt Katrin Öc von der Eisdiele. Weil der Tee so auffallend bunt daherkäme, sei sie am Anfang zwar schon ein wenig skeptisch gewesen. Für ihre Tees verwendeten sie aber natürliche Farben, und auch der Zuckeranteil halte sich in Grenzen. „Und am Bio-Zetrifikat arbeiten wir noch.“ Derzeit sei das noch schwierig, da es nur einen Lieferanten in Deutschland gäbe, sodass die Zutaten vor allem direkt aus Asien stammten. Mit wachsender Beliebtheit hier würde sich das aber auch erledigen. „Das ist kein Modetrend, sondern etwas Dauerhaftes“, glaubt Öc. „Die Jugendlichen, die den Tee heute kaufen, werden ihn auch noch als Erwachsene gerne trinken.“
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