Regel will es schneller haben

von Anja Mia Neumann 8. September 2016

Ortstermin mit Sophie Regel. Die FDP-Spitzenkandidatin im Bezirk will ihre Partei zurück nach Pankow holen und das Debakel der letzten Wahl vergessen machen. Ihr Treffpunkt bietet ein bisschen Blick in die Ferne.

Sophie Regel bereitet sich nicht nur auf die Wahl am 18. September vor, sondern auch auf den Berliner Marathon am Sonntag darauf. Die 33-Jährige ist so etwas wie der Inbegriff von junger dynamischer Frau: reist viel, arbeitet, macht ein Fernstudium, läuft. Und seit zwei Jahren ist sie auch politisch engagiert, bei der FDP. Die Idee dazu sei ihr auf einer Iran-Reise gekommen.

Regel will die FDP zurückholen in die BVV Pankow, wo die Partei vor fünf Jahren mit 1,1 Prozent kläglich scheiterte. Nun ist sie auf Wahlkampf-Tour im Bezirk, alles nebenbei.

Wir treffen uns auf der Brücke in der Behmstraße am Schwedter Steg. Von hier kann man Bahngleise, Mauerpark und die angrenzende Baustelle für neue Wohnungen überblicken.

 

Frau Regel, wer sind Sie?

Die Antwort gibt es zum Hören.

 

Warum sind wir hier?

«Ich finde, von hier aus hat man einen ganz guten Überblick über viele wichtige Themen in Prenzlauer Berg. Man sieht das Stadion, was neu gebaut werden soll, man sieht das Neubaugebiet hier im Mauerpark. All das wird uns in den nächsten Jahren weiter beschäftigen.»

 

Wo sollen wir wohnen?

«Die freien Flächen, die noch da sind, müssen mit einem klugen Plan bebaut werden, zum Beispiel der Güterbahnhof Greifswalder Straße: Es kann nicht sein, dass darüber jahrelang orakelt wird, was dahin kommt. Neubau ist ganz wichtig, um den Markt wieder auszugleichen, das Verbot von Ferienwohnungen wird da nicht allzu viel zu beitragen. Eine bessere Anbindung der Randgebiete an die Innenstadt würde es vielen einfacher machen, raus ins Grüne zu ziehen, aber die Mieten sollten nicht reguliert werden.»

 

Wem gehört die Straße?

«Sie gehört allen gleichberechtigt. Bisher wurde Verkehrsplanung immer sehr stark vom Auto her gedacht, das muss sich ändern. Komplette Straßen oder Spuren nur für den Fahrradverkehr freizugeben, unterstütze ich aber nicht: Auf den Hauptverkehrsachsen muss der Verkehr fließen können. Wichtig ist auch der Bau der U10 oder die Verlängerung der U2.»

 

Wie bekomme ich einen Schulplatz?

«In den Randgebieten ist die Schulsituation entspannter, aber in Prenzlauer Berg sieht das anders auch – deswegen muss neu gebaut werden. Es kann nicht sein, dass es bis zu zehn Jahre dauert bis ein Neubau genehmigt wird. Und die bestehenden Schulen müssen modernisiert werden.»

Viele Schulfreunde von Sophie Regel sind Lehrer geworden; Bildung ist auch das Wahlkampf-Thema auf ihren Plakaten. Foto: Anja Mia Neumann

 

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Am 18. September sind Wahlen zu Pankows Bezirksverordnetenversammlung (BVV), unserem Bezirksparlament (auch wenn es nicht so heißt, weil es keine Gesetze verabschieden darf).

Die Prenzlauer Berg Nachrichten haben die Bezirksbürgermeisterkandidaten getroffen. An einem Ort ihrer Wahl, der für sie Prenzlauer Berg ausmacht: Rona Tietje (SPD, 28,1% bei der letzten Wahl), Jens-Holger Kirchner (Grüne, 20,8 %), Sören Benn (Linke, 18,5 %), Torsten Kühne (CDU, 13,9%), Jan Schrecker (Piraten, 10,2%), Sophie Regel (FDP, 1,1%) und Herbert Mohr (AfD, /).

 

Wir haben nach den heißen Themen des Viertels gefragt: Verkehr, Wohnraum und Schulen. Denn die Zahlen sprechen für sich:

  • In nur drei Jahren sind die Mieten in Prenzlauer Berg um 1 bis 2 Euro pro Quadratmeter gestiegen (laut Wohnungsmarktreport 2016 im Kollwitzkiez um 9,0 Prozent auf 12,01 Euro/qm, am Arnimplatz um 14,6 Prozent auf 10,12 Euro/qm und rund um die Prenzlauer Allee um 18,1 Prozent auf 11,80 Euro/qm).
  • Nicht einmal jeder fünfte Prenzlauer Berger nutzt im Alltag ein Auto, um sich fortzubewegen (laut den aktuellsten Zahlen des Senats von 2008 fallen 18 Prozent auf den „Motorisierten Individualverkehr“, 21 Prozent fahren Fahrrad, 27 Prozent mit Öffentlichen, 35 Prozent gehen zu Fuß).
  • Bis zum Jahr 2020 fehlen in Prenzlauer Berg mehr als 1600 Grundschulplätze (laut bezirklichem Infrastrukturkonzept 2016 sind das 11,5 Schulzüge). 280 Oberschüler aus Pankow können zum neuen Schuljahr nicht auf eine ihrer drei Wunschschulen gehen und müssen stattdessen bis zu 60 Minuten pendeln, u.a. nach Marzahn-Hellersdorf.

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Zu Infos über die Abgeordnetenhaus-Wahl in Prenzlauer Berg  geht es hier.

 

 

Gute Wahl wünschen die Prenzlauer Berg Nachrichten!

 

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