Kühne will keine Investitionen behindern

von Anja Mia Neumann 7. September 2016

Ortstermin mit Torsten Kühne. Der CDU-Politiker ist bisher Stadtrat für „Hundekot und Hochkultur“, würde aber auch den Bürgermeister-Posten in Pankow nehmen. Fürs Treffen geht es nach oben.

Torsten Kühne geht schnellen Schrittes die Treppenstufen hoch. Der 40-Jährige wohnt im Winsviertel, ist CDU-Politiker, Doktor der Physik und ein paar Straßen weit bis zum Interview geradelt.

Bislang ist Kühne Stadtrat für Ordnung und Kultur im Bezirk und unter anderem zuständig für Aufreger wie Teilzeit-Spielstraßen und Straßen-Kühlschränke. Er sage immer: „Von Hundekot bis Hochkultur ist alles meins“, erzählt er. Nun will es Kühne als Bürgermeister versuchen – dafür müsste die CDU allerdings erst mal SPD, Grüne und Linke übertrumpfen.

Wir treffen uns auf dem Plateau hinter dem Wasserturm, wo an diesem Vormittag Hunde mit ihren Herrchen Gassi gehen, eine Künstlerin Selbstauslöser-Fotos von sich macht und ältere Herrschaften in der Sonne sitzen.

 

Herr Kühne, wer sind Sie?

Die Antwort gibt es zum Hören.

 

Warum sind wir hier?

«Ich finde, dieses Hochplateau hinter dem Wasserturm ist wirklich so eine kleine Ruhe-Oase in Prenzlauer Berg. Man hört es aber im Hintergrund, es wird gehämmert und gebaut, denn wir wohnen in einem wachsenden Bezirk. Außerdem finde ich toll, dass man mal von oben schaut, ich mag es immer, wenn man die Dinge mal aus einer anderen Perspektive betrachten kann.»

 

Wo sollen wir wohnen?

«Das ist die Kernfrage – ich möchte keine Zuzugsbeschränkungen. Um Wohnraum und bezahlbare Mieten für alle zu schaffen, gibt es aus meiner Sicht nur eine Lösung: Wohnungen bauen, Wohnungen bauen, Wohnungen bauen, auch im höherpreisigen Segment, denn das entlastet auch den Wohnungsmarkt. Ich bin skeptisch, was zu viele Regulierung- und Verbotsregelung betrifft, denn am Ende des Tages werden Investitionen eher behindert.»

 

Wem gehört die Straße?

«Wir müssen als Gesellschaft neu über die Aufteilung des öffentlichen Raumes diskutieren. In Prenzlauer Berg haben wir mittlerweise Stau im Berufsverkehr auf der Fahrradspur – insofern müssen wir die Fahrradinfrastruktur anpassen, das wird am Ende des Tages auch heißen, dass die ein oder andere Autospur oder der ein oder andere Parkplatz wegfallen. Ich glaube, zukünftig werden auch Car-Sharing-Angebote stärker genutzt werden, darauf müssen wir uns vorbereiten.»

 

Wie bekomme ich einen Schulplatz?

«Erst mal müssen genügend Schulgebäude geschaffen werden – und da finde ich es sinnvoll, multifunktionale Gebäude zu schaffen, die verschieden genutzt werden können. Denn die Schwankungen in der Bevölkerungsentwicklung sind enorm. Die durchschnittliche Planungs-, Genehmigungs- und Bauzeit einer Schule ist in Berlin bei acht Jahren – dabei darf es nicht bleiben, sonst werden wir den Bedarf nie decken können.»

Torsten Kühne gibt es nur gemalt an Laternen: Mit seinem Wahlplakat setzt er auf den Social-Media-Effekt, schließlich gestalte die Malerin auch die Buddy Bären. Foto: Anja Mia Neumann

 

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Am 18. September sind Wahlen zu Pankows Bezirksverordnetenversammlung (BVV), unserem Bezirksparlament (auch wenn es nicht so heißt, weil es keine Gesetze verabschieden darf).

Die Prenzlauer Berg Nachrichten haben die Bezirksbürgermeisterkandidaten getroffen. An einem Ort ihrer Wahl, der für sie Prenzlauer Berg ausmacht: Rona Tietje (SPD, 28,1% bei der letzten Wahl), Jens-Holger Kirchner (Grüne, 20,8 %), Sören Benn (Linke, 18,5 %), Torsten Kühne (CDU, 13,9%), Jan Schrecker (Piraten, 10,2%), Sophie Regel (FDP, 1,1%) und Herbert Mohr (AfD, /).

 

Wir haben nach den heißen Themen des Viertels gefragt: Verkehr, Wohnraum und Schulen. Denn die Zahlen sprechen für sich:

  • In nur drei Jahren sind die Mieten in Prenzlauer Berg um 1 bis 2 Euro pro Quadratmeter gestiegen (laut Wohnungsmarktreport 2016 im Kollwitzkiez um 9,0 Prozent auf 12,01 Euro/qm, am Arnimplatz um 14,6 Prozent auf 10,12 Euro/qm und rund um die Prenzlauer Allee um 18,1 Prozent auf 11,80 Euro/qm).
  • Nicht einmal jeder fünfte Prenzlauer Berger nutzt im Alltag ein Auto, um sich fortzubewegen (laut den aktuellsten Zahlen des Senats von 2008 fallen 18 Prozent auf den „Motorisierten Individualverkehr“, 21 Prozent fahren Fahrrad, 27 Prozent mit Öffentlichen, 35 Prozent gehen zu Fuß).
  • Bis zum Jahr 2020 fehlen in Prenzlauer Berg mehr als 1600 Grundschulplätze (laut bezirklichem Infrastrukturkonzept 2016 sind das 11,5 Schulzüge). 280 Oberschüler aus Pankow können zum neuen Schuljahr nicht auf eine ihrer drei Wunschschulen gehen und müssen stattdessen bis zu 60 Minuten pendeln, u.a. nach Marzahn-Hellersdorf.

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Zu Infos über die Abgeordnetenhaus-Wahl in Prenzlauer Berg  geht es hier.

 

 

Gute Wahl wünschen die Prenzlauer Berg Nachrichten!

 

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