Mohr will sich nicht mehr sorgen müssen

von Anja Mia Neumann 8. September 2016

Ortstermin mit Herbert Mohr. Der Mann von der AfD will Bezirksverordneter werden – und liebäugelt mit so hohen Zahlen wie zuletzt die Piraten. Fürs Treffen hat er sich die Bösebrücke ausgesucht.

Hin und wieder werde er angefeindet, erzählt Pankows AfD-Kandidat Herbert Mohr vor dem Eingang zum S-Bahnhof Bornholmer Straße. Der 27-Jährige kommt gerade von der Arbeit als Physiotherapeut in einer Klinik in Brandenburg. „Ich mache mir einfach große Sorgen um die Entwicklungen in Deutschland“, sagt er. „In Wedding sprechen 75 Prozent der Kinder kein Deutsch zu Hause.“

Der eigenliche AfD-Spitzenkandidat im Bezirk, Christian Buchholz, sei „gerade nicht greifbar“, erklärt Mohr. Damit bleibt Buchholz dem Ruf der AfD Pankow als Phantom treu. Er wolle nicht mit einem Foto in einer Zeitung erscheinen, hatte Buchholz der Berliner Zeitung erzählt. Mohr selbst ist die Nummer 2 und kommt als Ersatz.

Wir treffen uns auf der Bösebrücke, die einst Prenzlauer Berg und Wedding in Ost und West teilte und gerade saniert wird. Mohr möchte als einziger der Kandidaten im Interview die drei Fragen zu Wohnen, Verkehr und Bildung schriftlich beantworten. Im Gespräch will er nichts mehr ergänzen.

 

Herr Mohr, wer sind Sie?

Die Antwort gibt es zum Hören.

 

Warum sind wir hier?

«Das ist für mich hier ein sehr historischer Ort, weil hier auch die Grenze zwischen der ehemaligen DDR und West-Berlin war. Unweit des Bahnhofs Vinetastraße bin ich groß geworden und ich bin mit meinen Eltern oft auf Spaziergängen hierher gekommen. Wir sind einfach sehr froh und glücklich, dass hier keine Grenze mehr ist und Berlin wieder eins ist.»

 

Wo sollen wir wohnen?

«Wir wünschen uns vor allem, dass mehr Berliner in ihrer eigenen Wohnung wohnen. Pankow muss gerade jetzt bauen. Fangen wir jetzt damit an, dieses Ziel in die Tat umzusetzen.»

 

Wem gehört die Straße?

«Die Straße ist öffentlicher Raum. Sie gehört allen Bürgern (außer es ist ein Privatweg). Es werden aber zurecht von  den Bürgern Regeln festgelegt, damit nicht alles durcheinandergeht.»

 

Wie bekomme ich einen Schulplatz?

«Die anderen Parteien haben jahrelang zugesehen und wenig gemacht. Jetzt sind private Initiativen gefragt, um diesen Fehler wiedergutzumachen und Schulen und Kindergärten zu gründen.»

Die meisten Wahlplakate der AfD in Prenzlauer Berg tun vor allem eines: Sie hängen hoch. Und sind trotzdem schnell wieder verschwunden. Foto: Anja Mia Neumann

 

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Am 18. September sind Wahlen zu Pankows Bezirksverordnetenversammlung (BVV), unserem Bezirksparlament (auch wenn es nicht so heißt, weil es keine Gesetze verabschieden darf).

Die Prenzlauer Berg Nachrichten haben die Bezirksbürgermeisterkandidaten getroffen. An einem Ort ihrer Wahl, der für sie Prenzlauer Berg ausmacht: Rona Tietje (SPD, 28,1% bei der letzten Wahl), Jens-Holger Kirchner (Grüne, 20,8 %), Sören Benn (Linke, 18,5 %), Torsten Kühne (CDU, 13,9%), Jan Schrecker (Piraten, 10,2%), Sophie Regel (FDP, 1,1%) und Herbert Mohr (AfD, /).

 

Wir haben nach den heißen Themen des Viertels gefragt: Verkehr, Wohnraum und Schulen. Denn die Zahlen sprechen für sich:

  • In nur drei Jahren sind die Mieten in Prenzlauer Berg um 1 bis 2 Euro pro Quadratmeter gestiegen (laut Wohnungsmarktreport 2016 im Kollwitzkiez um 9,0 Prozent auf 12,01 Euro/qm, am Arnimplatz um 14,6 Prozent auf 10,12 Euro/qm und rund um die Prenzlauer Allee um 18,1 Prozent auf 11,80 Euro/qm).
  • Nicht einmal jeder fünfte Prenzlauer Berger nutzt im Alltag ein Auto, um sich fortzubewegen (laut den aktuellsten Zahlen des Senats von 2008 fallen 18 Prozent auf den „Motorisierten Individualverkehr“, 21 Prozent fahren Fahrrad, 27 Prozent mit Öffentlichen, 35 Prozent gehen zu Fuß).
  • Bis zum Jahr 2020 fehlen in Prenzlauer Berg mehr als 1600 Grundschulplätze (laut bezirklichem Infrastrukturkonzept 2016 sind das 11,5 Schulzüge). 280 Oberschüler aus Pankow können zum neuen Schuljahr nicht auf eine ihrer drei Wunschschulen gehen und müssen stattdessen bis zu 60 Minuten pendeln, u.a. nach Marzahn-Hellersdorf.

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Zu Infos über die Abgeordnetenhaus-Wahl in Prenzlauer Berg  geht es hier.

 

 

Gute Wahl wünschen die Prenzlauer Berg Nachrichten!

 

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