UPDATE: Der Gleimtunnel ist ab 13. Januar wieder für den Autoverkehr geöffnet. Politik und Verwaltung haben sich geeinigt. Der Tunnel war nach einer Überschwemmung seit Ende Juli geschlossen.
UPDATE vom 12. Januar 2017:
Ab morgen, dem 13. Januar, wird der Gleimtunnel wieder für den Autoverkehr geöffnet sein. Das teilte Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner (Grüne) mit. Seit letzter Woche mussten noch kleinere Arbeiten wie farbliche Markierungen und das Aufhängen von Verkehrsschildern erledigt werden, so Kirchner. Außerdem mussten die Bezirke Mitte und Pankow eine straßenverkehrsbehördliche Anordnung erlassen. Darin enthalten ist unter anderem die Ausweitung der 30er-Zone bis zur Graunstraßen. Die Bauarbeiten in und vor dem Tunnel mussten zudem vom Bezirksamt Mitte abgenommen werden.
Dass sich die Wiederöffnung des Gleimtunnels so lange verzögert hat, liegt an Unstimmigkeiten zwischen den vielen beteiligten Stellen. Das Bezirksamt Pankow gab das Gutachten zur Standfestigkeit in Auftrag, der Senat schoss das Geld dafür vor. Die Groth-Gruppe, die nördlich des Tunnels ein Neubaugebiet baut, war für die Straßenbauarbeiten zuständig. Da diese auf dem Gebiet des Bezirks Mitte gemacht wurden, ist das dortige Bezirksamt für die Abnahme der Arbeiten zuständig. Außerdem ist die Berliner Verkehrslenkung bei der behördlichen Anordnung beteiligt, weil die Gleimstraße Teil des übergeordneten Straßenverkehrsnetzes ist. Alle Parteien hatten sich zu Jahresbeginn auf den Eröffnungstermin Mitte Januar geeinigt.
Übrigens: Es gibt Pläne, nach denen die Gleimstraße in Zukunft eine Fahrradstraße werden soll.
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ARTIKEL vom 29. November 2016:
Es gibt Hoffnung für alle von der Sperrung des Gleimtunnels geplagten Anwohner, Gewerbetreibenden und Besucher: Die Wiedereröffnung für den Autoverkehr rückt in Sichtweite. Mit etwas Glück könnte es bis Weihnachten mit der erneuten Durchfahrt der geschichtsträchtigen, marode anmutenden Unterführung zwischen Gesundbrunnen und Prenzlauer Berg klappen.
Gutachten bescheinigt Standfestigkeit
Das Gutachten über die Standfestigkeit, das der Bezirk nach der Überschwemmung des Tunnels im Juli in Auftrag gegeben hatte, ist vergangene Woche im Bezirksamt eingetroffen. Das Ergebnis: „Der alten Lady geht es besser als sie aussieht“, sagt Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne). Das Gutachten habe ergeben, dass die Bausubstanz sich durch die Überschwemmung nicht bewegt hat. „Wir müssen vorerst nur ein paar kleinere Sachen reparieren, um den weiteren Verall zu stoppen“, so Kirchner. Dazu gehörten Maßnahmen gegen den Stau von Wasser in der Brückenstruktur, das Aufbauen von Zaunpfeilern und das Fällen einiger Bäume auf den Brückenelementen.
Somit hängt die Wiederöffnung des Gleimtunnels jetzt nicht mehr vom Zustand des Bauwerks selbst ab, sondern von den Straßenbauarbeiten, die derzeit im Tunnel gemacht werden. Die Groth-Gruppe, die nordwestlich des Tunnels gerade ein Neubaugebiet baut, ist laut städtebaulichem Vertrag verpflichtet, die Fahrbahn neu zu asphaltieren und neue Fahrradwege zu bauen. Die Straßenbauarbeiten sollten ursprünglich erst im November beginnen. Wegen der Sperrung des Tunnels wurden sie vorgezogen, schon ab September wurde dort wie berichtet gebaut.
Öffnung an Weihnachten möglich, aber noch nicht sicher
„Die Straßenbauarbeiten sollen am 23. Dezember fertig werden“, sagt Kirchner. Dann müssten der Tunnel samt Fahrbahn aber noch vom Straßen- und Grünflächenamt von Mitte abgenommen werden. Der Bezirk Mitte hatte damals den städtebaulichen Vertrag mit der Groth-Gruppe abgeschlossen. Deshalb ist es für die Abnahme zuständig, obwohl der Gleimtunnel inzwischen nach einer Grenzverschiebung komplett zu Pankow gehört.
Weil noch nicht ganz klar sei, ob das Amt die Abnahme noch am selben Tag machen könne, könnte die Öffnung des Tunnels sich noch bis Anfang Januar verzögern, so Stadtrat Kirchner. „Sobald wir einen festen Termin haben, geben wir die Wiederöffnung bekannt“, sagt Kirchner.
Auch wenn nun vorerst keine größeren Arbeiten am Gleimtunnel nötig sind, mittelfristig muss der Tunnel von Grund auf saniert werden. Darüber, wer für die Sanierung zuständig ist und sie demnach auch bezahlen muss, ist laut Kirchner momentan noch ein Gerichtsverfahren anhängig. Das Land Berlin streitet sich mit der Deutschen Bahn AG über die Zuständigkeit. Deren Vorgängerin in der DDR, die Deutsche Reichsbahn hatte die 1903 erbaute Überführung zuletzt genutzt. Solange der Rechtsstreit nicht entschieden ist, wird der Tunnel weitgehend im maroden Ist-Zustand bleiben. Auch wenn der Anblick des historischen Bauwerks also vorerst weiterhin nicht begeistern wird, zumindest kann das alte Bauwerk wahrscheinlich bald wieder durchquert werden. Letztlich hat die Öffnung des Tunnels auch Auswirkungen auf das umliegende Verkehrsnetz, beispielsweise auf die derzeit stark belastete Schivelbeiner Straße.
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