Neuer Hirschhof geplant

von Thomas Trappe 18. Juli 2014

Nach langem Kampf wird der legendäre Innenhof in private Hände gegeben. Doch zum Ersatz soll ein neuer Hof in unmittelbarer Nachbarschaft entstehen. Inklusive Stahl-Hirsch.

Er ist einer der bedeutendsten Innenhöfe Prenzlauer Bergs: Der Hirschhof, gelegen im Häuserdreieck zwischen Oderberger Straße, Kastanienallee und Eberswalder Straße. Bedeutsam deswegen, weil hier, versteckt hinter Gemäuer und Gestrüpp, in den letzten Tagen der DDR Dissidenten und andere Prenzlauer Berger zusammenkamen, misstrauisch beäugt von den Behörden. Für Misstrauen sorgte der Hof auch nach der Wende, dann allerdings zwischen den Eigentümern der angrenzenden Häuser, die den Hof für sich proklamierten, und dem Land Berlin, das dies mit Verweis auf die Historie ebenfalls tat und verlangte, den Hof öffentlich zugänglich zu halten. Mittlerweile drei Jahre ist es her, dass das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin den Eigentümern Recht gab, gegen das Urteil wurde keine Revision eingelegt. Inzwischen gibt es neue Nachrichten zum Hirschhof, und da ist zunächst mal eine schlechte – zumindest aus Sicht der örtlichen Politik. 

Die Enteignung der Fläche, die kürzlich noch möglich schien, wurde nämlich jetzt endgültig verworfen, wie der für Stadtentwicklung zuständige Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) nun auf Anfrage bestätigte. Die Enteignung hätte durch eine Klage auf „Erwerbsrecht nach dem Flächenbereinigungsgesetz” verwirklicht werden können, entsprechende Schritte hatte das Land Berlin bereits eingeleitet. Die Klage wurde offenbar zurückgenommen, und zwar aus dem gleichen Grund, warum schon der Prozess vorm OVG gescheitert ist: Wegen der mangelhaften Dokumentation der Hirschhof-Historie. Teilweise mit alten Veranstaltungsfotos und Dokumenten der Stasi-Unterlagenbehörden hoffte das Land bis zuletzt beweisen zu können, dass der Hof immer öffentlich war. 

Aussichtslos, wie man laut Kirchner zum Schluss konstatieren musste. „Wir haben uns deshalb dafür entschieden, das Verfahren einzustellen und eine geordnete Übergabe hinzubekommen.” Es habe „eine gewisse Bitterkeit”, so Kirchner, dass „ein Symbol der Wendezeit sich jetzt dem bundesrepublikanischem Recht beugen muss und der Öffentlichkeit entzogen wird”. Aber man müsse dies akzeptieren. Das Ende des Hirschhofs soll dies aber nicht bedeuten.

 

Öffentlichkeit soll bei Gestaltung beteiligt werden

 

Im Gegenteil: Er soll größer werden, und zwar um ein paar Meter verlegt. Diesen Plan jedenfalls hat Kirchner, wie er jetzt gegenüber dieser Zeitung ankündigte. Im Innenbereich des Häuserdreiecks gehören nämlich an den alten Hirschhof angrenzende Grundstücke dem Liegenschaftsfonds Berlin, dem Portfoliomanager der landeseigenen Grundstücke. Mit dem Fonds begännen derzeit Gespräche, in denen es eine Übertragung jener Grundstücke an den Bezirk geht, so Kirchner. Auf diesen, so sein Plan, soll eine neue Hoflandschaft entstehen, die etwas größer ist als der alte Hof. Und auch der charakteristische eiserne Hirsch soll dorthin umziehen. „Wir sind allerdings noch ganz am Anfang der Planungen”, so Kirchner weiter.

Entsprechend bedeckt hält man sich auch beim Liegenschaftsfonds. Sprecherin Marlies Masche erklärte auf Anfrage, dass „der Bezirk zunächst einen entsprechenden Herauslösungsantrag für das gewünschte Grundstück stellen müsste” – solch ein Antrag liege bisher aber noch nicht vor. „Das Bezirksamt müsste also zunächst aktiv werden”, so Masche. Auch Kirchner will über konkrete Ausgestaltunsgpläne noch nicht reden, nicht zuletzt, weil es die noch nicht gibt. Ihm schwebe ein öffentliches Beteiligungsverfahren vor, „und Geld muss auch noch eingesammelt werden”. In Frage kämen neben öffentlichen Fördertöpfen auch die Verwendung sogenannter Ausgleichsbeiträge, die von Immobilienbesitzern aus Sanierungsgebieten in den kommenden Jahren sukzessive an den Bezirk fließen. Ohne das Gerichtsurteil hätte es diese Planungen nicht gegeben, versucht Kirchner dieses positiv umzudeuten. „Insofern hat es auch durchaus etwas Zukunftsweisendes.”

 

 

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