Nach der Niederlage

von Kristina Auer 13. April 2016

Viele Jahre hat die Mauerpark-Allianz gegen das Bauvorhaben nördlich des Gleimtunnels gekämpft. Und am Ende verloren. Sprecher Hartmut Bräunlich erzählt im Podcast, was jetzt passiert.

Dienstag Mittag nördlich des Mauerparks: Hoch oben am DAV-Turm hängen schon die ersten Frühlingskletterer. Einige Spaziergänger sind auf dem Weg zum Birkenwäldchen in Richtung Mauerpark. Auf dem Kinderbauernhof Moritzhof herrscht vor Schulschluss noch andächtige Ruhe. „Man hätte hier wirklich etwas schaffen können, was zukunftsweisend ist für eine soziale und vor allem lebenswerte Stadt“, sagt Hartmut Bräunlich, Sprecher der Bürgerinitiative Mauerpark-Allianz.

Nur wenige Meter weiter westlich der freizeitlichen Parkidylle bietet sich ein ganz anderer Anblick: Hinter dem hohen Bauzaun, der hier die Bezirke Mitte und Pankow voneinander trennt, sind hohe Erdberge aufgeschüttet worden. Ein Bagger kurvt eifrig zwischen ihnen hin und her. Noch weiter Richtung Gesundbrunnen sind zwei große rote Baukrähne zu sehen, es dringt Baulärm herüber. Und dort am Zaun prangt unübersehbar ein riesiges Plakat der Groth-Gruppe mit einer Grafik von fünf Wohnblöcken, die dort bis 2018 entstehen sollen. „Wohnen nördlich des Mauerparks“ ist die Überschrift. Darunter hat jemand mit blauer Sprühfarbe „Grün statt Groth“ geschrieben. Es wird klar: Die Bauarbeiten am neuen Wohngebiet haben begonnen.

 

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 So soll später die Wohnsiedlung nördlich des Mauerparks aussehen.       (Foto: Kristina Auer)

 

Zu wenig Freiflächen, Mieterhöhungen und menschliche Schallschutzwände

 

Hartmut Bräunlich will zwar selbst nicht für das blaue Graffiti verantwortlich sein. Trotzdem hält ihn nichts davon ab, den Sportlern, die ihre Trainingsseile am Bauzaun aufgehängt haben, um dort zu trainieren, mit einem Schmunzeln zuzurufen: „Ihr müsst noch ein bisschen kräftiger ziehen!“ Seit vier Jahren hat sich Bräunlich im Bürgerprotest gegen das Bauvorhaben engagiert. Zuletzt hatte die Initiative 39.000 Einwände gegen das Bauvorhaben eingereicht, ohne Erfolg. Der Senat wehrte die Einwände ab, die Baugenehmigung wurde erteilt und bereits seit Ende 2015 haben die Bauarbeiten auf dem Gelände begonnen.

Dabei hatte Bräunlich sich ursprünglich selbst für eine Wohnung in dem Neubaugebiet interessiert. „Je mehr man sich aber mit der Materie auseinandergesetzt hat, desto kritischer wurde man und dachte am Ende: dann doch lieber mehr Park für die Familien“, sagt er. Letztendlich entstehen auf dem Gelände zwar 122 staatlich geförderte Mietwohnungen, die Kaltmiete liege allerdings mit 6,50 Euro pro Quadratmeter schon jetzt über dem Mietspiegel des umliegende Brunnenviertels, so Bräunlich. Dazu kommt, dass im staatlich geförderten Wohnungsbau generell Staffelmietverträge gelten, bei denen sich die Miete alle zwei Jahre erhöht. Was das für die zukünftige Wohnsituation am Mauerpark bedeutet, und warum die Mietwohnungen als „menschliche Schallschutzwände“ für die weiter südlich entstehenden Eigentumswohnungen fungieren sollen, erzählt Bräunlich im Podcast:

 

 „Wir haben es euch gesagt“

 

In Zukunft will die Bürgerinitiative das Baugeschehen am Mauerpark kritisch begleiten, so Bräunlich. Dazu zählt nicht zuletzt auch die Dokumentation des Bauvorhabens. „Wir beobachten, dass alles halbwegs im Rahmen ist und dokumentieren für spätere Zeiten. Damit man einmal sagen kann: Guckt her, wir haben es euch gesagt, so sollte es sein, und so ist es geworden. Mehr ist für uns nicht mehr möglich.“

 

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