Tschüss Prenzlauer Berg! – Ein Theater geht

von Anja Mia Neumann 30. Juni 2015

Die Gewerbemieten vertreiben Theatermacher aus Prenzlauer Berg. Sie sind zu hoch für private Bühnen. Die Murkelbühne muss trotz ihres Erfolgs im Kiez nun nach Friedrichshain wechseln.

Der Zuschauerraum im Kinder- und Jugendtheater Murkelbühne ist fast immer gut gefüllt, viele Vorstellungen der jungen Schauspieler sind ausverkauft. Und doch geht es dem Theater schlecht. Eltern und Theaterliebhaber haben zur Rettung der Bühne schon einen fünfstelligen Betrag gespendet.

Das war ein Anfang. Aber auch das Geld reicht nicht, um langfristig die Gewerbemiete in der Greifswalder Straße zu bezahlen. Anderswo in Prenzlauer Berg ist es nicht billiger, der Bezirk hat zu kleine Töpfe für Kulturelles und auch andere Förderungen sind rar.

Was also tun? Die beliebte Bühne schließen? Theatergründer Matthias Kubusch suchte nach einer Lösung – und fand sie. In Friedrichshain in einer ehemaligen Friedhofskapelle. Dort soll die Miete um etwa ein Drittel günstiger sein als in Prenzlauer Berg. Läuft alles nach Plan, verliert Prenzlauer Berg im kommenden Jahr die Murkelbühne an das Nachbarviertel.

 

Heimat-Kiez ade – Neustart mit neuem Namen

 

Das geht nicht ohne Trauer. „Ich bin hier verwurzelt“, sagt Kubusch. Seit fast 30 Jahren lebt er in Prenzlauer Berg und Weißensee. „Es ist schon mein Heimat-Kiez und ich wäre gern geblieben.“ Für die Murkelbühne ist es die 22. Spielzeit. Gegründet wurde sie Anfang der 1990er aus dem Umfeld der Schule am Teutoburger Platz. Heute spielen hier Kinder ab vier Jahren.

„Bei uns machen Kinder und Jugendliche aus allen Schichten mit“, sagt Kubusch. Den Neustart will er mit einem neuen Namen verbinden: Aus Murkelbühne wird Meine Bühne. So haben die Kinder ihr Theater meist ohnehin genannt.

Damit Kubusch die aktuelle Spielzeit nicht abbrechen muss und sogar noch eine weitere dranhängen kann, ist ihm die Gewobag mit einer Mietminderung entgegengekommen. So hat er Zeit, den Umzug zu planen. Und vor allem den Umbau der neuen Spielstätte.

 

Kindertheater passt zum Friedhofsbetrieb

 

Die Friedhofskapelle in der Boxhagener Straße ist immer mal wieder als kulturelle Bühne genutzt worden, auch die Murkelbühne war zu Gast. Nun soll sie gänzlich zur Theaterkapelle werden. Im Mai dieses Jahres gab es dort die letzte Trauerfeier. „Wir werden in Zukunft die Trauerfeiern in einem Wirtschaftsgebäude direkt auf dem Friedhof abhalten“, sagt Pfarrer Jürgen Quandt vom Friedhofsverband Berlin Stadtmitte. Er will die Kapelle künftig dauerhaft vermieten.

Die Friedhofskapelle in Friedrichshain. (Foto: Meine Bühne)

 

„Ein Kindertheater passt gut in den Kiez und ist auch kompatibel mit dem Friedhofsbetrieb“, meint der Pfarrer. In der Vergangenheit habe es immer wieder Veranstaltungen bis tief in die Nacht gegeben – mit viel Lärm. Das werde sich mit dem Theater Meine Bühne ändern. „Kinderlärm ist etwas Anderes als dröhnende Bässe.“

 

Spenden für den Theaterkapellen-Umbau und für die Theatertage

 

Der Friedhofsverband sorgt für die Instandsetzung des Gebäudes: Elektrik, Toiletten, Fenster. Den Umbau als Spielstätte muss das Theater finanzieren – so ist der Deal, an dem auch der Mietvertrag hängt. Am aufwändigsten sei der Umbau des feuchten und schimmeligen Kellers als Proberaum, meint Kubusch. „Wir rechnen mit einem Betrag von rund 100 000 Euro.“ Dafür startet am kommenden Sonntag (5. Juli) eine Spendenkampagne. Gelingt es, das Geld zusammen zu bekommen, kann Anfang 2016 Baubeginn sein.

Überhaupt scheint sich das Crowdfunding, Spenden aus dem Volk, als Trend in der Prenzlauer Berger Theaterwelt zu entwickeln. Nicht nur die Murkelbühne/ Meine Bühne sucht Hilfe, auch der Initiator der ersten Pankower Theatertage Thilo Schwarz-Schlüßler. Die sollen vom 23. bis 26. September 2015 sein und brauchen Geld. In einem Video bittet er um 3500 Euro für die Öffentlichkeitsarbeit zu den Theatertagen.

Die künftige Meine Bühne wird wohl nicht mehr in Prenzlauer Berg zu halten sein. Doch auf eines hofft Gründer Kubusch noch: auf einen Probenraum im Kiez. Der sollte günstiger zu haben sein als eine ganze Bühne und würde die Verbindung zur alten Heimat halten.

 

Infos über die Theaterverwandlung der Murkelbühne in Meine Bühne und der Spendensammlung gibt es hier.

 

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