Theatertage: spielen, um zu bleiben

von Anja Mia Neumann 12. Mai 2015

Theatermachen in Prenzlauer Berg ist teuer. Noch gibt es im Viertel vergleichsweise viele Bühnen. Damit sie bleiben, sind im Herbst die ersten Pankower Theatertage – ein viertägiges Festival.

Prenzlauer Berg hat eine Theater-Quote, die anderswo für Luftsprünge sorgen würde: Auf rund 10 000 Einwohner kommt eine Spielstätte, 15 Bühnen sind es nach Angaben des Kulturvereins Prenzlauer Berg insgesamt. Zum Vergleich: Das brandenburgische Elsterwerda etwa oder das niedersächsische Baddeckenstedt sind zwar entsprechend bevölkerungsreich, aber theaterlos.

Doch diese Vielfalt – Tanztheater, Puppentheater, Improtheater, Kindertheater, Komödien, Schauspiele, Lesungen, Gastspiele – droht zu schrumpfen. „Viele Prenzlauer Berger haben lieber eine Dauerkarte fürs Deutsche Theater statt abends im Kiez auszugehen“, sagt Thilo Schwarz-Schlüßler, seit 20 Jahren Theatermacher. Seit 2005 ist er in Prenzlauer Berg aktiv und hat das Zentrum danziger50, eine Spielstätte für freie Kunst und Kultur, aufgebaut.

 

Kreativität findet woanders statt“

 

Vor allem im Nachwuchsbereich sieht Schwarz-Schlüßler Probleme. Die Kosten für Mieten und Unterhalt der Bühnen steigen, finanzielle Unterstützung ist rar. „Kreative Prozesse finden zunehmend woanders statt“, sagt er. Woanders, das heißt: in Probenräumen außerhalb von Pankow, wie etwa im CubeMoabeat.

Einzelne Künstler und Schauspiel-Gruppen sind demnach aus Prenzlauer Berg schon abgewandert. Die Bühnen selbst kämpfen oftmals ums Überleben. Zum Beispiel das Kinder- und Jugendtheater Murkelbühne, das seinen Kampf mit Hilfe von Spenden erst mal zu gewinnen scheint. Vorerst. Denn für eine regelmäßige Förderung vieler Theater fehlt dem Bezirk nach eigener Aussage das Geld, stattdessen gibt es Projektförderungen. Das Theater unterm Dach ist die einzige kommunale Spielstätte des Stadtbezirks in Prenzlauer Berg. Es gehört zum baufälligen Kulturareal des Ernst-Thälmann-Parks, das jedoch nun für 13,5 Millionen Euro saniert werden soll.

 

Der erhoffte Ausweg heißt Pankower Theatertage

 

Woran es hapert, damit Theater in Prenzlauer Berg und Pankow besser funktioniert? An Bekanntheit im Viertel, an einem Netzwerk zwischen den Theatermachern und an einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Kulturszene. So die Analyse von Theatermann Schwarz-Schlüßler.

Als Ausweg aus der Kultur-Misere hat er sich ein Festival erdacht, das sich das erfolgreiche „48 Stunden Neukölln“ zum Vorbild nimmt: die Pankower Theatertage.

Vom 23. bis 26. September finden sie zum ersten Mal statt. Teilnehmen werden 48 Spielstätten und Theatergruppen des Bezirks – vom Gemeindesaal in Französisch-Buchholz über das bat-Studiotheater, dem Ausbildungstheater der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, bis zum Off-Theater BrotfabrikBühne. Im jüngsten Theater des Bezirks – der Woesnerei auf dem Brauereigelände Pfefferwerk, neu gestaltet und mit Drehbühne – soll die Eröffnungsveranstaltung sein. Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) ist Schirmherr.

 

So wie bei „48 Stunden Neukölln“

 

Das Programm für das Festival entsteht über die Sommermonate: Die Theater entscheiden selbst, was sie an den vier Tagen machen. Ob eine Vorstellung oder 20, ob am Vormittag oder am Abend, ob Programm wie immer oder außergewöhnliche Aktionen. Voraussichtlich gibt es eine Webseite, die alle Angebote bündelt.

Am liebsten wäre es Schwarz-Schlüßler, wenn sich nach den Theatertagen so etwas wie ein Theaterleiter-Stammtisch etablieren würde, um die Einsamkeit aufzulösen: „Noch streiten alle um die gleichen Töpfe, jeder kämpft für sich allein.“ Außerdem möchte er die Masse der Pankower ins Theater locken und nicht nur die klassischen Theatergänger ansprechen. Und natürlich eine Kooperation mit dem Kulturamt. So wie es bei „48 Stunden Neukölln“ schon klappt.

 

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