Sport macht Schule

von Juliane Schader 15. Juli 2013

Alba Berlin, SV Empor, SG Rotation, sie alle wollen eine Oberschule mit Sportschwerpunkt in Prenzlauer Berg gründen. Den Standort gibt es schon. Statt Eliten soll der Breitensport gefördert werden.

Unglaublich, aber wahr: In diesem Text geht es um eine Kombination aus Schule und Sport und trotzdem nicht um die teilgesperrte Doppelsporthalle in der Sredzkistraße. Sondern um eine neue Oberschule mit Schwerpunkt Sport, für deren Einrichtung sich derzeit diverse Sportvereine aus dem Bezirk stark machen.

Die Idee zur Schule stammt von Birgit Hofmann. Ihr Geld verdient sie als Journalistin, in ihrer Freizeit trainiert sie den Handball-Nachwuchs beim Berliner TSC. Vor etwa einem Jahr erfuhr sie, dass an der Conrad-Blenke-Straße bald ein Schulgebäude mit angeschlossenem Sportpark frei wird. Früher war dort mal das Coubertin-Gymnasium, heute nutzt die Eliteschuleschule des Sports die Räume. Doch die will umziehen. Das brachte Birgit Hofmann auf dem Plan.

 

Nur keine Privatschule

 

Gemeinsam mit anderen Pankower Vereinen wie SV Empor, SG Rotation und Alba Berlin bemüht sich der TSC nun, an dem Standort eine Sportschule zu eröffnen. An dieser soll es sportlicher als an andere Oberschulen, aber nicht ganz so leistungsbezogen wie an der Eliteschule zugehen. „Wir wollen keine Privatschule gründen, sondern eine ganz normale staatliche mit Sport-Schwerpunkt“, erklärt Hofmann.

Derzeit gehen den Sportvereinen die Kinder nach den sechsten Klasse oft verloren: Wer zur Oberschule wechselt, dem fehlt die Zeit, abends noch durch die halbe Stadt zum Training zu fahren. Genau diese Abwanderung soll die Sportschule verhindern. Statt drei Stunden Sportunterricht pro Woche sollen es mindestens fünf sein. Schwerpunktmäßig sollen Ballsportarten wie Basket-, Volley- oder Handball unterrichtet werden. Eine enge Verzahnung zu den Vereinen soll helfen, dort auch darüber hinaus in einer Mannschaft zu spielen. Verpflichtend sein soll das aber nicht. Hauptsache, der Draht zur Bewegung reißt nicht ab.

 

Der Bezirk ist mit im Boot

 

Mittlerweile haben die Vereine einen Förderverein gegründet, der das Projekt voranbringen soll und die Gespräche mit dem Bezirk führt. Denn dieser muss ins Boot, schließlich soll die neue Schule eine staatliche werden. Dort rennen sie aber offene Türen ein.

Denn Pankows Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) unterstützt das Projekt. Nach dem Wegzug der Eliteschule des Sports wolle der Bezirk eh an dem Standort eine neue Schule gründen, erzählt sie. „Die Gespräche laufen, diese mit einem Sportschwerpunkt zu versehen. Große Hindernisse sehe ich da nicht.“

Nur eins ist der Stadträtin sehr wichtig. „Es soll eine ganz normale Oberschule, voraussichtlich ein Gymnasium werden.“ Das heißt: Es gelten die klassischen Aufnahmebedingungen des Landes Berlin. „Alle haben dann Zugang zur Schule, auch Sportmuffel.“

 

Theaterkurs statt Sportidioten

 

Das deckt sich aber auch mit den Vorstellungen der Vereine, die sich für ihre Schule auch Angebote wie einen Chor oder einen Theaterkurs wünschen. „Wir wollen keine Sportidioten“, meint Hofmann. Vielmehr sei der Sport ja bestens geeignet, um Persönlichkeiten zu formen und den Teamgeist zu stärken. „Uns geht es nicht darum, die nächsten Olympioniken auszubilden, sondern Kindern die Lust am Sport zu erhalten.“

Bei so viel Beschwörung von Normalität muss man sich fast fragen: Was unterscheidet diese Schule mit Vereinsanschluss denn dann noch von einer handelsüblichen Schule? „Wir wollen uns auf zwei Arten einbringen: Zum einen mit unseren Ideen, zum anderen sollen die Trainer auch unterrichten“, erklärt Carsten Maaß, sportlicher Leiter beim SV Empor, Vizepräsident des Pankower Bezirkssportbunds und Mitglied im Förderverein des Schulprojekts. „Außerdem bringen wir für den Aufbau einfach Manpower mit.“ Was heißt: Zur Not gibt es genug Leute, die auch mal ein Klassenzimmer selbst streichen können.

 

Der Traum von Schlafsaal

 

In den nächsten Monaten gilt es nun, die Formalitäten einzutüten, ein sportbegeistertes Kollegium zusammenzustellen und an den Details zu feilen. Sollen die Klassen nach Sportarten getrennt werden? Kann man Fußball nicht auch gut auf Englisch, Handball mal auf Französisch lernen? Besteht die Möglichkeit, auf dem Schulgelände Schlafsäle einzurichten, in denen Klassen beim Schüleraustausch oder Teams zum Trainingslager untergebracht werden können? „Noch spinnen wir ein bisschen herum: Was würde ich mir für meine Kinder und die Kinder, die ich trainiere, wünschen? Was hätte ich mir vielleicht selbst früher gewünscht?“, meint Hofmann. Was wirklich realisierbar sei, das werde sich dann schon früh genug herausstellen.

Wenn alles glatt läuft, dann zieht die Eliteschule im Sommer 2014 vollständig nach Hohenschönhausen um. Für mindestens ein Jahr werden die Räume dann zwischenzeitlich vermutlich von den Schülern der Tesla-Oberschule benötigt, deren eigenes Gebäude saniert wird. Frühestens 2015 könnte die neue Schule dann eröffnen. 

 

 

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