Stütze statt Sport

von Juliane Schader 23. Mai 2013

Dass die Doppelsporthalle Sredzkistraße teilweise gesperrt ist, wissen wir schon. Diese Stützen sehen wir aber zum ersten Mal. 108.000 Euro sollen sie pro Jahr kosten. Und noch ein Weilchen bleiben.

Bislang klang das alles doch etwas abstrakt: Wegen Problemen mit der Statik ist der obere Teil der Doppelsporthalle an der Sredzkistraße seit Dezember 2010 gesperrt. Doch nun haben wir, siehe oben, ein Bild dazu. Sieht gefährlich aus, dieses Stützgerüst, und das ist noch nicht alles: 108.000 Euro soll die Konstruktion den Bezirk jährlich kosten. Zumindest wurde es so den Eltern der Grundschule am Kollwitzplatz berichtet. Die zuständige Immobilienstadträtin Christine Keil (Linke) spricht von insgesamt 270.000 Euro an Kosten, die durch die Sperrung der Halle bsilang entstanden seien. 

Eigentlich zeichnet sich die Schule durch ein spezielles Sportprofil aus: Ab der dritten Klasse sollen die sogenannten Sportklassen zwei Stunden Sportunterricht pro Woche zusätzlich haben. Doch seitdem ihre Halle zur Hälfte gesperrt ist, muss improvisiert werden. Besserung ist nicht in Sicht: Bis zu vier Jahre könne es dauern, bis die Halle wieder vollständig benutzbar sei, hat man den Eltern erzählt. Die Stadträtin möchte diese Zeitangabe jedoch nicht bestätigen. „Spekulieren hilft nichts, ich bin sofort zu einer Aussage bereit, wenn dass Gerichtsverfahren abgeschlossen ist“, sagt sie.

 

Streit, wer die Sanierung zahlen muss

 

Der Grund dafür ist ein laufendes Gerichtsverfahren, das den Verantwortlichen der Statikprobleme ermitteln soll. Derjenige müsste dann die Sanierung zahlen, deren Kosten sich laut Keil auf 1,1 Millionen Euro belaufen. Bis Ende Juli sei vom Gericht noch ein weiteres Zusatzgutachten in Auftrag gegeben worden, in dem auf die Einwände der Prozessparteien zum ersten Gutachten eingegangen werde, erklärt sie. Erst wenn die Schuldfrage eindeutig geklärt sei, könne mit der Sanierung begonnen werden. Damit es dann aber schnell ginge, sei die Bauvorplanung bereits gelaufen.

Derweil zahlt der Bezirk munter 108.000 Euro pro Jahr für die Stützkonstruktion. Doch in eine Instandsetzung darf er das Geld nicht stecken: Im laufenden Verfahren könnte das wie ein Schuldeingeständnis gewertet werden.

 

Rotation im Chaos

 

Für die Schüler bleibt Sportunterricht damit Mangelware, woran sich auch bis zur Sanierung der Halle nicht viel ändern ließe, sagt Sportstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD). Stefan Blauert (CDU), Vorsitzender des Pankower Schul- und Sportausschusses, sieht das etwas anders. „Ein temporäres Gebäude könnte kurzfristig Abhilfe schaffen“, sagt er. Bei der nächsten Tagung der Bezirksverodneten möchte er seine Idee vorstellen.

Bei den Hockeyspielern von Rotation Prenzlauer Berg, die in der Szredzkistraße ihren Haupttrainingsort erhalten sollten, hat mittlerweile die Resignation eingesetzt: „Wir haben 350 Hockeyspieler, davon 70 Prozent Kinder, die in bis zu acht Hallen in ganz Berlin vertreut trainieren. Es ist ein totales Chaos“, meint Klaus Helmke, Vizepräsident des Vereins. Viele Sportler zögen mittlerweile Konsequenzen und hängten den Sport an den Nagel. „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.“

Erst im Jahr 2003 war die Doppelsporthalle eröffnet worden. 4,3 Millionen Euro an Sanierungsmitteln wurden investiert. 

Dieser Artikel wurde am 24. Mai um die Aussagen der Immobilienstadträtin ergänzt.

 

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