Protest am Bau ist eine Prenzlauer Berger Spezialität. Im zurückliegenden Jahr war das nicht anders.
Neulich auf dem Spielplatz irgendwo in Prenzlauer Berg. Ein Kind baut eine Sandburg, ist fleißig dabei, mit Schaufeln immer mehr Sand aufzuschaufeln. Ganz nebenbei entsteht auf diese Weise neben dem Sandhaufen ein Tiefbahnhof. Keine zehn Minuten später versammelt sich neben dem Kind eine wütende Menschengruppe. Sie tragen Transparente in der Hand, auf denen das Kind aufgefordert wird, sein schändliches Tun zu unterbinden. „Nicht noch mehr Bauland in Prenzlauer Berg.“
Ist natürlich Blödsinn und nie so passiert. In Prenzlauer Berg spielen die Kinder mit Menschenschädeln und Protestgruppen versammeln sich dann doch nur bei größeren Bauprojekten. Dann aber recht zuverlässig. Unser Jahresrückblick auf die größten Baustellen des Jahres 2012 ist damit auch ein Rückblick auf die größten Aufreger des Jahres.
Verwaltungsbüros zu Wohnungen
Dass im Mauerpark gebaut werden soll, hat sich ja inzwischen rumgesprochen. Falls nicht, empfehlen wir ihnen das AB und C, das wir zum Thema am Anfang des Jahres vorbereitet haben. Zwischendurch ist viel passiert. Menschen brüllten, Bezirksverordnetenversammlungen verteilten Eintrittskarten für das Schauspiel und kürzlich wurde dann ein Bauschild aufgestellt. Jetzt also werden wir im nächsten Jahr sehen, wie es weitergeht mit der Bebauung im Norden des Parks und der parallelen Parkerweiterung im Süden.
Achso, gebaut werden Wohnungen. Man hört da ja so einiges, zum Beispiel, dass die immer knapper werden. Da bietet es sich ja ganz gut an, dass unsere Verwaltungsbeamten quasi loftmäßig in der Fröbelstraße residieren: Sie können nämlich jetzt ihre Büros frei machen für Mieter. Die Idee war am Anfang des Jahres geboren, und da sie in der Verwaltung geboren wurde, wird sie immer noch geboren. Im nächsten Jahr weiß man mehr. Wahrscheinlich.
Über dem Pfandautomaten ist nur beschränkt Platz
Wer von der Fröbelstraße spricht, darf vom Thälmannpark und dem gesamten Areal drumherum nicht schweigen. Irgendwie ist das ja alles eins. Das Amt hatte auch hier Anfang des Jahres große Pläne, nämlich das Areal gesamtheitlich zu entwickeln. Das will man immer noch. Na gut, ein Investor baut an der S-Bahn ein paar Häuschen, und im Süden entsteht auch etwas. Dann ist Schluss. Glauben Sie nicht? Sehen Sie, wir auch nicht. Hauptsache, der olle Thälmann bleibt stehen. Und es ist nicht zu giftig.
Aber, wie angedeutet, irgendwo müssen die Leute ja leben. Können ja nicht alle über dem Pfandautomaten wohnen.
Bei Fußwegen und Rabatten passiert erstmal nichts
Wenn es in Prenzlauer Berg um Baupolitik geht, geht es, wie ebenfalls schon angedeutet, erfahrungsgemäß meistens darum, nicht zu bauen. Oft heißt die startende Protestkampagne dann „beliebiger Buchstabe 21“ und Leute ketten sich an irgendwas an. Insofern scheint es ja ganz erfreulich, dass aufgrund klammer Kassen im zurückliegenden und auch kommendem Jahr an vielen Stellen nichts voran geht. Zum Beispiel bei Fußwegen, bei Spielplätzen und auf den Rabatten.
Und für alle, die des Öfteren durch Prenzlauer Berg laufen und so vor sich hin denken, „hier müsste mal wieder saniert werden“, für die haben wir nun wirklich schlechte Nachrichten. Der Bezirk ist da seit ein paar Wochen emsig dabei, Immobilienbesitzern und solchen, die es werden wollen, das Leben schwerer zu machen. Im kommenden Jahr soll es so weitergehen, wird angekündigt. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
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