Die Kulturbrauerei gehört jetzt dem Finanzinvestor Lone Star. Bis 2021 bleibt dennoch alles wie gehabt. Um eine Sicherung des Standortes darüber hinaus soll sich nun das Bezirksamt kümmern.
An einem mangelt es der Kulturbrauerei nicht: an Bekenntnissen der Politik, ihren Erhalt als Kulturstandort auch langfristig sichern zu wollen. Nachdem sich Anfang Dezember bereits die Mitglieder des Abgeordnetenhauses dafür ausgesprochen hatten, haben nun Pankows Bezirksverordneten bei ihrer letzten Tagung nachgezogen. „Das Bezirksamt wird ersucht, mit dem Erwerber der Kulturbrauerei, dem Finanzinvestor Lone Star, das Gespräch über die Sicherung der Zukunft der Kulturbrauerei mit ihrer heutigen Nutzungsmischung und ihrer Angebotsstruktur zu suchen“, heißt es in dem verabschiedeten Beschluss. Auch die Zielrichtung für diese Gespräche wird vorgegeben: alles soll bleiben, wie es ist.
Mitte Dezember wurde die Kulturbrauerei gemeinsam mit den anderen Immobilien des Treuhandnachfolgers TLG Immobilien vom Bund an den US-amerikanischen Finanzinvestor Lone Star verkauft. 780 Gewerbeimmobilien gingen damals für 1,1 Milliarden Euro über den Tisch. „Der Erwerber will das Unternehmen fortführen und dessen Portfolio strategisch weiter entwickeln“, hieß es in der Pressemitteilung des Finanzministeriums. Die TLG solle weiter bestehen und Lone Star als Plattform für Aktivitäten in Deutschland dienen.
Mietverträge bis 2021 bleiben gültig
Für die Mieter der Kulturbrauerei hat dieser Eigentümerwechsel zunächst keine Folgen: ihr Vertrag läuft noch bis 2021 und bleibt unangetastet. Doch acht Jahre können schnell vergehen, und so wurde der Verkauf der Brauerei in Pankow eher kritisch aufgenommen. Cornelius Bechtler, Vorsitzender der Pankower Grünen, twitterte damals direkt, ein Haifisch habe sich der Kulturbrauerei bemächtigt. „Das Unternehmen ist auf Gewinnmaximierung ausgerichtet“, erklärte er auf Nachfrage. „Ich glaube nicht, dass dieses Geschäftsmodell zur Kulturbrauerei passt.“
Nun soll also das Pankower Bezirksamt versuchen, mit dem Investmentriesen ins Gespräch zu kommen. „Ein Schreiben ist unterwegs“, sagt Jens-Holger Kirchner (Grüne), Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung. Anders als sein Parteikollege möchte er den Besitzerwechsel jedoch nicht per se als schlecht ansehen: „Die Kulturbrauerei ist in der ganzen Welt bekannt. Jemand, der schlau ist, lässt sie so, wie sie ist.“
Auf diesen Optimismus ist Kirchner auch angewisen – denn rechtliche Mittel zu Einflussnahme hat der Bezirk nicht. Lediglich die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Gelände wäre denkbar, in dem die kulturelle Nutzung dann offiziell festgelegt würde. Dadurch könnten aber planungsrechtliche Probleme auftauchen, die bislang nicht diskutiert werden mussten, etwa zu Fragen der Ruhestörung. Zudem müssten dann Einrichtungen wie das Kino oder der Supermarkt weichen. „Das kann nach hinten losgehen“, meinte Kirchner schon im Oktober.
Wie lang sind acht Jahre?
Doch welche Pläne hat Lone Star überhaupt für seine frisch dazugewonnenen Immobilien? Mit dieser Frage solle man sich doch an die TLG wenden, die immer noch für die Kulturbrauerei zuständig ist, heißt es. Genauere Informationen zur Strategie von Lone Star sind jedoch auch dort nicht zu bekommen. „Die Kulturbrauerei ist noch acht Jahre gesichert; es bleibt erstmal alles, wie gehabt“, sagt Sprecher Olaf Willuhn. Wie es danach weitergehe, darüber könne man sich ja Gedanken machen, wenn es soweit sei.
Die Mieter selbst lassen sich derweil nicht aus der Ruhe bringen. „Wir sind relativ relaxt“, meint Johannes Martin, Sprecher des Kesselhauses. „Schließlich haben wir bis 2021 Planungssicherheit. Damit geht es uns besser als vielen anderen Berliner Kultureinrichtungen.“
Für eine viel aktuellere Bedrohnung der Kulturbrauerei wurde übrigens mittlerweile eine Lösung gefunden: Mit Mitteln der Lottostiftung wird laut Stadtrat Kirchner nun auf dem Dach entlang der Knaachstraße eine gläserne Lärmschutzwand errichtet. Weiteren Beschwerden über den nächtlichen Krach, den die wartenden Besucher vor Kesselhaus und Soda Club machen, und der bekannten Folge namens Clubssterben soll damit vorgebeugt werden.
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