Bis Ende des Jahres sollen die Bauarbeiten an der Kastanienallee abgeschlossen sein. Nur mit Tempo 30 wird es nichts. Das hat der Senat erneut abgelehnt.
Einen zu kurzen Atem kann man den Pankower Bezirkspolitikern nun wirklich nicht vorwerfen. Zumindest nicht, wenn es um die Einführung von Tempo 30 auf der Kastanienallee geht. Schon wieder hat das Amt nun eine Absage von der für Tempolimits zuständigen Verkehrslenkung Berlin erhalten. Die Straße sei Teil des übergeordneten Verkehrsnetzes der Stadt und Tempo 30 da rechtlich einfach nicht machbar, heißt es in der Begründung. Und was sagt der zuständige Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne)? „Wir versuchen es weiter.“
In einer sanierten Straße fährt es sich schneller
Der Kampf um die Geschwindigkeitsbegrenzung ist Teil der großen Debatte um die Sanierung der Kastanienallee – die Älteren unter uns werden sich erinnern. Vor knapp drei Jahren wurde heftig darüber diskutiert, wie Parkplätze, Radwege und Bürgersteige in Zukunft die Straßenfläche unter sich aufteilen sollen. Mit Parkbuchten und einem extra Radweg werde die Straße sicherer, argumentierte das Bezirksamt. Kritiker sahen damit nicht nur den Charme der Straße gefährdet, sondern sie auch zur Schnellstrecke ausgebaut. Denn wo parkende Autos, Radler und Tram schön getrennt voneinander sind, da rast es sich eher als in einer unübersichtlichen Verkehrssituation wie damals gegeben, so die Logik dahinter. Das Amt konterte, dann werde die Straße halt zur 30er-Zone erklärt. Blöd nur, dass es das gar nicht entscheiden darf.
Denn so oft Bezirksverordnete und Amt es auch beim Senat mit ihrem immer gleichen Anliegen und wechselnden Begründungen probieren, die Absage ist stets klar und deutlich. Kirchner beharrt trotzdem auf seinem Standpunkt und verweist auf die Weißenseer Langhansstraße. Dort könne man schon jetzt sehen, dass geringes Tempo und Tramverkehr durchaus zu vereinbaren seien. „Da ist weder die Menschheit noch die BVG an Tempo 30 zugrunde gegangen.“ Zudem sei doch eh auf der Strecke vor der GLS Sprachschule in der Kastanienallee die Geschwindigkeit beschränkt.
Bauarbeiten dauern noch bis Ende des Jahres
Zwar hat der Stadtrat erkannt: „Die Zeit ist noch nicht reif für Tempo 30 auf der Kastanienallee.“ Spätestens zur nächsten Abgeordnetenhauswahl 2016 werde sich das aber ändern, glaubt er.
Schon vorher soll übrigens die Baustelle aus der Straße verschwunden sein, nämlich bis zum Ende dieses Jahres. Falls nicht mal wieder der frostigste November aller Zeiten über uns hereinbricht. Die zwischenzeitlich explodierten Kosten seien auch wieder unter Kontrolle, so Kirchner. Statt von 900.000 Euro spricht er jetzt von 500.000 Euro mehr als ursprünglich geplant. Seitdem man von der vermeintlich Gewerbe-schonenden Methode des Vorrückens der Baustelle Haus für Haus abgekommen sei, liefe es schneller und günstiger.
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