Herbstlaube: Rentner wollen kämpfen

von Thomas Trappe 26. Februar 2013

Der Seniorentreff und das angeschlossene Gründerzeitmuseum machen mobil gegen die geplante Schließung. Im März soll es ein Straßenfest geben.

Geht es um Rentner-Proteste, haben die Nutzer des Hauses der Stillen Straße in Pankow im vergangenen Jahr Maßstäbe gesetzt. Mit ihrem Protest gegen die Schließung ihrer Einrichtung schafften sie es weltweit in die Zeitungen und konnten sich am Ende auch tatsächlich mit ihren Forderungen durchsetzen. Eine laute Lobbyarbeit, von der Karin Ehrlich vor ein paar Wochen noch sagte, sie tauge kaum für ihre Einrichtung, da ihre Senioren dafür zu alt seien. Inzwischen scheint sie dies etwas anders zu sehen. Denn nun sollen auch die Rentner in der Dunckerstraße mobilisiert werden. Für den Erhalt des Seniorentreffs Herbstlaube und des angeschlossenen Prenzlauer Berger Gründerzeitmuseums („Zimmermeister Brunzel baut ein Mietshaus“).

Die Herbstlaube ist seit den Wendetagen ein Anlaufpunkt für alteingesessene Prenzlauer Berger, jetzt steht sie kurz vor der Schließung, da im Zuge der Haushaltsrationalisierung dieser Posten gestrichen wurde. Träger der Herbstlaube und des Gründerzeitmuseums im gleichen Haus ist der Verein Miteinander-Füreinander Selbsthilfebegegnungsstätten. Der Verein musste in den vergangenen Jahren immer wieder Mittelstreichungen hinnehmen und Angebote kürzen – doch mit der Stilllegung will man sich nicht abfinden, erklärte Koordinatorin Karin Ehrlich jetzt auf Anfrage. An mehreren Fronten werde gekämpft. Stadträte werden bearbeitet und zugewandte Bundestagsabgeordnete. Briefe werden geschrieben, Unterstützer gesucht. Und ein Straßenfest wird organisiert. 

 

1.400 Euro pro Monat würden reichen

 

Karin Ehrlich verweist auf die Bedeutung, die ihre Einrichtung für den Kiez habe; und zwar für sämtliche Altersgruppen. Denn nicht nur Rentnern werde hier ein Treffpunkt geboten, sondern auch allen anderen Generationen mit dem Museum ein Kleinod der Prenzlauer Berger Heimatkunde. Zudem gebe es regelmäßige Veranstaltungen mit Kita- und Grundschulkindern, die im Haus „Spiele- und Wissensnachmittage“ erleben. „Wir haben einen ganz klaren Bildungsauftrag“, meint Karin Ehrlich. „Und wir wollen, dass sich der Bezirk da ganz klar positioniert.“ Und Geld gibt: Mit rund 1.400 Euro monatlich könnten die Angebote der Herbstlaube und des Museums gehalten werden, so Karin Ehrlich. Das meiste in den Häusern wird ehrenamtlich geleistet. 

Das Straßenfest soll am 16. März stattfinden. Unter dem Motte „Fünf vor zwölf“ wird nicht nur gegen die Schließung der Herbstlaube, sondern auch gegen das Ende der Betroffenenvertretung Helmholtzplatz protestiert: Diese bekommt mit dem Auslaufen des Sanierungsgebiets Helmholtzplatz, aller Voraussicht nach im kommenden Jahr, kein Geld mehr. Mit dem Straßenfest soll der Bezirk bewegt werden, beiden Einrichtungen den Weiterbetrieb zu ermöglichen.

 

Stadträte haben nichts zu bieten

Bis zum vergangenen Jahr gab es Geld für Herbstlaube und Museum aus dem Amtsbereich der Sozialstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD). „Dass das Geld wegfällt, wurde im Haushaltsplan damals deutlich gemacht“, sagt die Stadträtin heute. „Nur hatte es niemanden gestört, weil alle auf die Stille Straße schauten.“ Ohnehin sei es damals schon grenzwertig gewesen, aus dem Sozialtopf auch ein Museum zu finanzieren. Neue Mittel für Herbstlaube und Museum sind daher hier kaum denkbar. 

Torsten Kühne (CDU), Kulturstadtrat, besuchte kürzlich das Museum. „Es wäre schon schade, wenn die Ausstellung nicht weitergehen könnte“, erklärte er auf Anfrage. Aber auch sein Fachbereich habe derzeit kein Geld über. „Bisher gab es keine Förderung aus dem Kulturbereich. Natürlich steht es der Bezirksverordnetenversammlung frei, dies im Rahmen der Haushaltsberatungen zu ändern.“ Allerdings hätte dies erst Auswirkungen auf den Haushalt des kommenden Jahres.

Ein Antrag der Grünen, der bald in der Bezirksverordnetenversammlung behandelt werden soll, hat dagegen kaum Potenzial, das Problem zu lösen. Im Antrag wird gefordert, dass sich die Herbstlaube mit der benachbarten Betroffenenvertretung zusammentut, um Synergien zu nutzen. Stadträtin Zürn-Kasztantowicz glaubt nicht, „dass es zwei armen Einrichtungen besser geht, wenn sie sich zusammenschließen“. Karin Ehrlich von der Herbstlaube sieht es ähnlich. „Da, wo wir zusammen arbeiten können, tun wir es bereits. Und gemeinsam Räume nutzen können wir nicht. Es ist auch jetzt schon eng genug für uns.“

 

 

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