Bevor Lebensmittel im Müll landen, sollten sie lieber kostenlos in Straßen-Kühlschränken angeboten werden. Diese Idee stoppt nun die Lebensmittelaufsicht Pankow. Aus Angst vor verdorbenem oder vergiftetem Essen.
Der Straßen-Kühlschrank in der Senefelderstraße vor dem MachMit-Kindermuseum ist mit einer Kette und einem Vorhängeschloss verschlossen, der Schrank daneben zugeklebt. Seit Oktober waren hier Lebensmittel reingelegt worden, die sonst von Supermärkten und Bäckereien im Müll gelandet wären. Zum Befüllen und Rausnehmen für alle mit dem Namen FairTeiler (wir berichteten).
Nun ist die Lebensmittelaufsicht Pankow eingeschritten und hat Schrank und Kühlschrank geschlossen. Als Grund nennt Stadtrat Torsten Kühne (CDU): die lebensmittelrechtlichen Bestimmungen, wie sie auch für Suppenküchen und Tafeln gelten. „Diese Voraussetzungen werden beim Angebot FairTeiler nicht einmal ansatzweise erfüllt.“ Insbesondere vor dem Hintergrund „regelmäßig auftretender Schadensfälle“ sei ist behördliches Eingreifen notwendig.
Erst kürzlich hatte eine Spaziergängerin in einem Spandauer Park Kekse verschenkt, die offenbar mit Rattengift versetzt worden waren.
Unklare Lage: Es soll eine Abstimmung aller Bezirke geben
Unter welchen Bedingungen die Aktion Foodsharing vom Museum weiterbetrieben werden kann, soll ein Gespräch mit der Lebensmittelaufsicht Anfang nächsten Jahren klären. „Da das Problem nicht nur Pankow, sondern auch andere Bezirke betrifft, wird es dazu auch eine bezirksübergreifende Abstimmung geben“, kündigte Stadtrat Kühne an.
Der FairTeiler – gesponsort vom Kindermuseum in der Senefelderstraße – ist geschlossen worden. Wiedereröffnung: ungewiss. Foto: Anja Mia Neumann
Die zwei anderen Fairteiler-Stationen in Prenzlauer Berg in der Dunckerstraße und in der Malmöer Straße wird die Behörde ebenfalls überprüfen. Noch kennt sie aber die Betreiber nicht. „Notfalls müssen die Stationen dann auf Kosten des Bezirkes aus dem Straßenland entfernt werden“, sagte Kühne. Er selbst hält es für wichtig, dass Lebensmittel nicht verschwendet und weggeschmissen werden.
Allerdings müssten Vergiftungen und Infektionen durch Lebensmittel auf jeden Fall ausgeschlossen werden – sei es fahrlässig oder beabsichtigt. „Die Tafeln halten, im Gegensatz zu diesen Fairteilern, im vollen Umfang die lebensmittelhygienischen Anforderungen ein.“ Auf sie schwört der Stadtrat denn auch.
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