Ein Prenzlauer Berger hat dem Sonntagsverkauf der Spätkaufs den Kampf angesagt: Knapp 50 Verstöße gegen das Ladenöffnungsgesetz hat er beim Ordnungsamt gemeldet.
In Prenzlauer Berg tobt der Späti-Kampf. So berichtet es zumindest unter anderem der Tagesspiegel. Einem Mann, der ausnahmsweise einmal nicht süddeutscher Anwalt, sondern Bauarbeiter sein soll, sind dabei die überzogenen sonntäglichen Öffnungszeiten der Spätkaufs ein Dorn im Auge. Knapp 50 der Geschäfte hat er deshalb beim Ordnungsamt angeschwärzt.
Laut Berliner Ladenöffnungsgesetz dürfen sonntags von 7 bis 16 Uhr nur Blumen, Zeitungen, Backwaren und Milcherzeugnisse verkauft werden. Wer mit seinem Angebot Touristen anspricht, also etwa Stadtpläne, Getränke oder belegte Brote im Sortiment hat, darf zwischen 13 und 20 Uhr geöffnet haben. Der Verkauf von Alkohol ist völlig tabu. Dass nicht nur in Prenzlauer Berg, sondern in ganz Berlin die meisten Spätis gegen diese Regeln verstoßen, dürfte fast jedem Berliner klar sein.
Man beißt nicht die Hand, die einen füttert
Doch bislang funktionierte es nach dem Prinzip „Wo kein Kläger, da kein Richter“. Denn warum sollte man den Ladenbesitzer anzeigen, der einen auch sonntagabends um acht noch mit Dosenravioli und kühlem Bier versorgt? Das Ordnungsamt mit seinen wenigen Mitarbeitern hat eh ganz andere Sorgen. Nur besagter Prenzlauer Berger sieht das etwas anders: Es sei ungerecht, dass sich manche an das Gesetz hielten und andere nicht, sagte er dem Tagesspiegel. Daher machte er sich auf eigene Faust mit dem Rad auf den Weg, protokollierte Gesetzesverstöße und schickte die Liste dann ans Amt. Das diesen Vorwürfen nun natürlich nachgehen muss.
Den Läden, die gegen das Gesetz verstoßen, droht ein Bußgeld. Werden sie öfter erwischt, müssen sie eventuell sogar schließen. Daraus ergibt sich tatsächlich eine gewisse Ungerechtigkeit, weil einmal erwischte Ladenbetreiber demnach auf den lukrativen Sonntagsverkauf verzichten werden, während der Konkurrent um die Ecke munter weiterverkaufen wird. Eine Lösung aus dem Dilemma gibt es nicht. Denn weder wollen die Prenzlauer Berger freiwillig den Sonntagsverkauf boykottieren und ihn damit unattraktiv machen, noch schafft es das Ordnungsamt mit seinen 27 Außendienstmitarbeitern, alle Geschäfte zu kontrollieren. Und eine Änderung des Gesetztes ist nicht in Sicht.
Späti-Betreiber macht mobil
Bei den Spätkauf-Betreibern ist die Arbeit des selbsternannten freien Ordnungsamtsmitarbeiters derweil mit wenig Begeisterung aufgenommen worden. Ein Laden am Kollwitzlatz ging sogar so weit, in seiner Schaufensterscheibe die Telefonnummer des Mannes auszuhängen. Diese wurde jedoch mittlerweile geschwärzt, nun steht dort nur noch die Botschaft: „Wir bedauern, dass die bisherige liberale Praxis gegenüber Spätis in Berlin dank einer Einzelperson offenbar beendet werden soll.“ Die diensthabende Mitarbeiterin schlägt auf den Streit angesprochen nur die Hände vor den Kopf. Nein, dazu sagen möchte sie wirklich nichts.
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