Rewe geht zelten

von Juliane Schader 21. August 2014

Mitte Oktober schließt der Rewe in der Pasteurstraße, um für etwa zwei Jahre in eine Art Verkaufs-Zelt auf der Werneuchener Wiese zu ziehen. Derweil entsteht am alten Standort ein Wohnhaus.

Eine Reihe Absperrgitter, ein Bagger und ein paar Erdhaufen, die es sich auf der Werneuchener Wiese zwischen Kniprodestraße und Volkspark Friedrichshain bequem gemacht haben: Daran kann man seit ein paar Tagen erkennen, dass es mit dem Rewe-Markt an der Pasteurstraße nun erstmal zu Ende geht.

Schon seit zwei Jahren ist bekannt, dass eine Baugruppe auf dem Grundstück des jetzigen Marktes ein Wohnhaus mit 50 Wohnungen plant. Nach dessen Fertigstellung soll sich im Erdgeschoss zwar wieder Platz für den Supermarkt finden. Doch wo sollen die Bewohner des mit Einkaufsmöglichkeiten nicht gerade gesegneten Bötzowkiezes derweil Brot, Milch und Dosenravioli kaufen?

Hier kommen die Arbeiten auf der Werneuchener Wiese ins Spiel. Denn dort entsteht gerade ein temporärer Verkaufsraum, in dem der Supermarkt während der Bauzeit von voraussichtlich zwei Jahren unterkommen kann. Letzter Verkaufstag in der Pasteurstraße sei der 15. Oktober, sagt Rewe-Sprecherin Stephanie Maier. Einen Tag darauf gehe es auf der Interimsfläche weiter.

 

Leichtbauhalle nach dem Lego-System

 

Doch wie kann man sich diese Konstruktion konkret vorstellen? „Das ist eine Stahlhalle ohne Fundamente“, erklärt Otto Schweitzer, der mit seiner Firma für den Bau zuständig ist. Errichtet werde eine Stahlgerüst, welches mit sogenannten Sandwich-Elementen verkleidet werde – vorgefertigte Fassadenteile, die sich aus mehreren Schichten zusammensetzen, die für Stabilität, Wärmedämmung und Schallschutz sorgen, was das „Sandwich“ im Namen erklärt.

Vorwiegend kämen diese Konstruktionen im Messe- und Ausstellungsbau zum Einsatz, so Schweitzer. Nach dem Lego-System könne man die einzelnen Bauteile immer wieder auseinandernehmen und neu zusammensetzen. Gebaut habe er solche Interimshallen schon öfter. „Bislang aber noch nie für einen Supermarkt.“

Dafür habe man bei Rewe Erfahrung mit solchen Märkten auf Zeit, sagt Sprecherin Maier. „Auch wenn wir noch keinen über einen so lange Zeitraum betrieben haben.“ Für die Kunden solle sich nur wenig ändern: Die Verkaufsfläche bleibe mit rund 1050 Quadratmetern die gleiche, womit man auch das gleiche Sortiment anbieten könne. Lediglich eine Frischetheke sei in dem temporären Markt nicht vorgesehen, so Maier.

 

Bezirk kann Spielplatz sanieren

 

Die Baugruppe kann bauen, der Supermarkt weiter verkaufen – doch was hat der Bezirk davon, dem die Werneuchener Wiese gehört und der sie nun für zwei Jahre an die Supermarktkette abtritt? Ihm zahlt die Baugruppe als Verursacher des Umzugs eine Sondernutzungsgebühr von 100.000 Euro pro Jahr, wie Jens-Holger Kirchner (Grüne), Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung, erklärt.

Das Geld soll zunächst für die Sanierung des Spielplatzes in der Lieselotte-Herrmann-Straße genutzt werden, für den die Planungen derzeit laufen. Sobald Amt und Anwohner sich geeinigt haben, was dort entstehen soll und wie teuer das wird, kann der Rest des Geldes auch für andere Projekte genutzt werden.

Ausreichend verbesserungsbedürftige Spielplätze gibt es im Bezirk ja.

 

 

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