Nichts für die Ewigkeit: Skulpturen in Prenzlauer Berg werden bei kleinen Schäden abgeholt. Eine Rückkehr ist unwahrscheinlich.
In Zeiten knapper Bezirkskassen droht Prenzlauer Berg ein massiver Verlust an sogenannter Kunst im öffentlichen Raum. Da offenbar das Geld fehlt, können beschädigte Skulpturen immer öfter, sind sie einmal aus dem Verkehr gezogen, nicht mehr in selbigen rückgeführt werden. Das jedenfalls geht aus einer kleinen Anfrage des Bezirksverordneten Gregor Kijora (SPD) hervor. Demnach sind in Pankow in der Vergangenheit ein Dutzend Skulpturen verschwunden, jede dritte davon ging in Prenzlauer Berg verschütt.
Betroffen ist das Paar in der Badewanne aus der Metzer Straße, das hockende Mädchen vom Humannplatz und die Spinnerin aus einem Hinterhof in der Seelower Straße. Besonders zynisch: Das Mädchen am Schwebebalken verschwand aus der Erich-Weinert-Straße, weil sie dem Erweiterungsbau der dortigen Ballettschule weichen musste. Jens-Holger Kirchner (Grüne), der für Ordnung zuständige Stadtrat, erklärte auf Kijoras Anfrage, dass diese und andere Skulpturen eingelagert sind, wie lange, sei nicht absehbar. Auch ein paar Schweine aus der Franz-Schmidt-Straße in Buch sind betroffen und ein Bär mit abgeschlagenem Ohr in Pankow.
Lesendes Mädchen wurde enthauptet
Wo sich das Skulpturen-Endlager befindet, wird verschwiegen, jedenfalls handelt es sich um eine Einrichtung des Tiefbau- und Landschaftsplanungsamtes. Die Gründe für die Einlieferung von, die wären da noch zu nennen, Bären, Gänsen, raufenden Knaben, lesendem Mädchen, Berliner Mädchen und einem Gärtner sind vielfältig: Unter anderem genannt werden, im Falle der Prenzlauer Berger Schmuckstücke ein defekter Sockel (Badewanne), eine Enthauptung (sitzendes Mädchen) und eine Sperrung eines Hofes für den Publikumsverkehr (Spinnerin).
Insgesamt, so die Berechnung des Bezirksamts, wären rund 24.000 Euro nötig, um die Skulpturen zu reparieren und wieder aufzustellen. Dass ein solcher Schritt nicht angekündigt wird, wundert in Zeiten, in denen Schauspieler zahlen müssen, wenn sie auftreten wollen, kaum. Dass sie (die Skulpturen) wieder aufgestellt werden, dafür will sich Gregor Kijora jetzt einsetzen, erklärte er gegenüber dieser Zeitung. Er wolle aber erst abwarten, ob er genügend Unterstützer in der Bezirksverordnetenversammlung findet.
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