Die Linksfraktion will die Anwohner bei Fällungen in Zukunft früher informiert wissen. Deshalb soll es auch bald einen „Atlas der botanischen Vielfalt“ in Pankow geben.
Das rüttelte auf: Kerzen, Trauerstimmung, ein abgesägter Baumstumpf. Am Falkplatz empören sich Anwohner seit Wochen über eine gefällte Kastanie und vor allem darüber, dass diese vom Bezirksamt nicht angekündigt wurde. Da das Bezirksamt und die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) nach Angaben der Linksfraktion regelmäßig mit Beschwerden wie dieser konfrontiert werden, setzt sich diese nun für die frühzeitige Information der Anwohner ein. Unter dem Namen „Öffentlichkeit bei Baumarbeiten“ hat die Fraktion Anfang des Monats einen Antrag beim Bezirksamt gestellt.
„Viele Menschen haben durch den Verlust vieler Bäume in den letzten Jahren das Vertrauen in die Verwaltung verloren. Sie glauben, dass sie bewusst im Unklaren gelassen werden“, begründet Matthias Zarbock, Geschäftsführer der Linksfraktion Pankow, den Antrag. Meist sei mangelnde Information der Grund der Aufregung, meint der Linke. Dabei lasse es sich den Anwohnern meist vermitteln, wenn Fällungen oder Rückschnitte nötig sind, so Zarbock. „Wenn das Amt gute Gründe für seine Tätigkeit hat, muss es die Öffentlichkeit nicht scheuen.“
Bessere Information der Anwohner gefordert
Die Linksfraktion fordert, dass „bei Baumarbeiten, insbesondere bei starkem Kronenbeschnitt oder gar Fällungen, die Anwohner vier Wochen vorher informiert werden“. Sowohl Träger, Zeitpunkt und vor allem der Grund der Maßnahmen sollen auf dem Informationsblatt vermerkt sein, heißt es weiter, bei Fällungen zusätzlich der voraussichtliche Zeitpunkt der Ersatzpflanzung.
Jens-Holger Kirchner (Grüne), Bezirksstadtrat und Leiter der Abteilung Stadtentwicklung, erklärte dazu, dass Fällungen eben manchmal unvermeidbar wären. „Vor allem wenn beispielsweise die Sicherheit durch herabfallende Äste gefährdet ist.“ Er teile zwar die Ansicht, dass eine stärkere Einbindung der Bürger nie schaden könne; jedoch habe es keinen Sinn, vier Wochen vor der Fällung eines Baumes ein Schild aufzustellen, so Kirchner. „Das würde nur zu endlosen Debatten der Anwohner und zu vielen Einzelverfahren beim Bezirksamt führen.“
„Unnötige Emotionen“ sollten vermieden werden
Besser wäre es, sagt der Grünen-Stadtrat, die Bürger bereits über anstehende Gutachten zu informieren und nicht erst, wenn die Fällung bereits beschlossen sei. Neben den Gutachten und Verwaltungsvorschriften sollten im Internet auch Fotos der betroffenen Bäume zur Verfügung stehen. „Um eine gemeinsame Basis zu schaffen“, setzt sich Kirchner zusätzlich für Workshops für Aktivisten ein. Darin sollen Fachleute beispielsweise über Baumkrankheiten informieren.
Auch Torsten Kühne (CDU), Bezirksstadtrat und Leiter der Abteilung Umwelt, kann den Wunsch nach mehr Transparenz nachvollziehen. „Wenn die Anwohner bereits im Vorfeld besser informiert werden, gibt es nicht nur mehr Verständnis für die anfallenden Arbeiten, sondern auch Emotionen werden nicht mehr unnötig hervorgerufen.“
Ein „Atlas der botanischen Vielfalt“ für Pankow
Ganz grundsätzlich fordert die Linke ein Umdenken, geht es um Natur in Pankow, wie ein weiterer Antrag zeigt, der ebenfalls in der vergangenen BVV auf der Tagesordnung stand. Er wurde bereits im November 2010 eingebracht. Darin wird das Bezirksamt aufgefordert, einen „botanischen Atlas“ Pankows zu erstellen, der „Informationen über die vorhandenen gebietsheimischen, seltenen wie auch exotischen Bäume im Bezirk anbieten soll.“ Gemeinsam mit Bürgern, Umweltinitiativen und Bildungseinrichtungen soll eine Liste der Pankower Baumarten im Internet präsentiert werden.
Das Bezirksamt will dem Wunsch nachkommen. „Im Laufe des nächsten Jahres soll die Internetseite schrittweise online gestellt werden“, erklärte Torsten Kühne. Wie diese Seite aussehen könnte, kann man auf der Internetseite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sehen. Neben Informationen zu einer Schwarz-Pappel in der Topsstraße, gibt es dort auch Hinweise zu mehreren Bäumen auf dem Falkplatz.
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