Äpfel der Erkenntnis

von Cosima Lutz 4. April 2016

Klischee-Check I: Kann man Öko-Lebensmittel am Aroma erkennen? Ergebnisse einer (nicht repräsentativen) Verkostung im „Diderot“

Sechs Lebensmittel, je drei Proben, elf Tester: Welches ist das Bioprodukt, welches ein Markenprodukt, welches ein No-Name-Teil aus dem Discounter? Oder, wie die „Prenzlschwäbin“ sagt: „Isch des bio?“ Hier die Ergebnisse eines Selbstversuchs im „Diderot“ (zum Workshop siehe Artikel hier). Was schmeckt am besten?

 

Milch: Bio (Platz 1), Markenmilch (Platz 2), Discounter (Platz 3)

 

Bei der Frage, hinter welcher der drei Proben die Biomilch steckt, liegen 89 Prozent der Test-Teilnehmer richtig. Trotzdem: Bei der Beschreibung des Geschmacks der Biomilch fallen nicht nur positive Urteile: „Nicht sehr frisch“, „komischer Beigeschmack“, finden die einen, „süß“, „intensiv“, „cremig“, „angenehm“ die anderen. Die Biomilch bekommt mit 2,1 die beste Gesamtnote (Markenmilch: 2,3, Discounter: 2,4). 

 

Brot: Bio (Platz 1), Discounter (2) Marke (3)

 

Das Bio-Brot sieht nicht nur verdächtig gut aus, es schmeckt auch noch genau so, wie sich die Workshop-Teilnehmer einen Öko-Laib vorstellen: „knackig“, „aromatisch“, „charaktervoll“, „herb“ und „kräftig“. Gesamtnote: 1,4. Das Markenbrot („trocken, fad, im Abgang leichtes Brennen“) erhält eine miserable 3,7. Das Brot vom Discounter („pappig, fad, ohne Ausprägungen, neutral“) wird mit 3,5 kaum besser bewertet. 100 Prozent der Teilnehmer sind sicher, welches das Biobrot ist – und liegen richtig.

 

Kartoffel: Marke (Platz 1), Discounter (2), Bio (3)

 

Die Biokartoffel schmeckt eigentlich ganz okay: „erdig“, „malzig“, „würzig“, „süßlich“, „buttrig“, „nussig“ und überhaupt „angenehm“. Sie bekommt trotzdem nur eine 2,9. Doch besser schneidet die Markenkartoffel ab („ausgewogen“, „intensiv“, „leicht süßlich“, „nach Kastanie“), Bestnote 2,2. Aber welche die Biokartoffel ist, bei dieser Frage tippen nur 50 Prozent korrekt. Mit 75 Prozent ist sich die Mehrheit dann aber zumindest sicher, welche die Kartoffel aus dem Discounter ist (für die einen schmeckt sie „fad“, wie „Wasser“, die anderen finden sie „süß“). Trotzdem landet die Discount-Kartoffel in der Gesamtwertung mit 2,5 noch auf dem zweiten Platz – vor der Bio-Kartoffel. (Die Notenvergabe war unter den Teilnehmern durchaus umstritten, siehe dazu unseren Artikel).

 

Verwirrung bei den Äpfeln: Discounter (Platz 1), Bio (2), Marke (3)

 

Am besten – und am ehesten nach bio – schmeckt den elf Teilnehmern ausgerechnet der Nichtbio-Apfel aus dem Discounter („nach Weintrauben, fruchtig, süß, aromatisch, leichte Säure“; Gesamtnote: 2,1). Nur 20 Prozent liegen hier richtig. Der Marken-Apfel aus dem Supermarkt bekommt nur eine 2,9 („fad, wenig Säure, wässrig, wenig aromatisch, leicht süß, leicht bitterer Nachgeschmack“). Mit einer 2,6 kaum besser schneidet der Bio-Apfel ab: „Süßlich“ ist noch das Netteste, was über ihn gesagt wird. Ansonsten: „wässrig, bitter, säuerlich, langweilig, muffig, leicht mehlig, bittere Note, flach“.

 

Käse-Einigkeit: Marke (1), Bio (2), Discounter (3)

 

Der Billig-Brie bekommt eine miese 3,7. Geschmacksurteil: „bitter, langweilig, fad, salzig, schmelzkäsig, industriell“. 75 Prozent tippen auf Discounter-Käse und liegen damit richtig. Der Bio-Käse (Gesamtnote: 2) schmeckt zwar um einiges besser („sehr aromatisch, charakteristisch, sahnig, fett, herb, kräftig, sehr salzig, milchig, zart“, finden die einen, „fad, fast wie Schmelzkäse“ die anderen), aber nur 33 Prozent halten ihn für Bio-Käse. Am besten kommt der Markenkäse an: Für seinen Geschmack („intensiv, sehr aromatisch, ausgewogen, lange im Mund, kräftig, würzig, heuig“) nimmt er mit der Gesamtnote 1,6 den Spitzenplatz ein. Doch haben nur 45 Prozent richtig getippt – die meisten halten ihn für Biokäse.

 

Cola: Geschmackssache (Alternativcola, Markencola und Discounter-Cola: je eine 1)

 

Die Alternativ-Cola (ausnahmsweise kein Bioprodukt) wird als „ausgewogen, kräuterig, zimtig, typisch Cola, sehr würzig, fruchtig, intensiv, süß, herb“ beschrieben, die Markencola zwiespältig als „undefinierbar, frisch, fad, chemisch, wässrig, säuerlich, sehr süß, nach Plastik“. Das Gebräu aus dem Discounter schmeckt hingegen gar nicht so schlecht („leichte Zitronennote, Gummibärchen, fruchtig, hohe Fruchtsäure, typisch, stark nach Cola“). Nur 25 Prozent tippen hier richtig, die Alternativcola identifizieren nur 45 Prozent korrekt. Alle drei Sorten fanden aber ihre Liebhaber und bekamen trotzdem eine 1.

 

Fazit: Bio schmeckt (man). Aber nicht immer. Und: Das Auge lässt sich in Geschmacksdingen ganz schön täuschen. Auch wenn es im Einzelnen extreme Unterschiede gibt, zeigte der (nicht repräsentative) Test insgesamt, dass Bio am besten bewertet wurde, gefolgt von Marke und Discounter.

Bio: dreimal Platz 1, zweimal Platz 2, einmal Platz 3.

Marke: dreimal Platz 1, einmal Platz 2, zweimal Platz 3.

Discount: zweimal Platz 1, zweimal Platz 2, zweimal Platz 3.

 

Die Auswertung der Testbögen stellte uns freundlicherweise das Diderot zur Verfügung.

Und hier findet Ihr unseren Klischee-Check II: Is(s)t Prenzlauer Berg echt mehr bio?

Im Juli 2016 erscheint übrigens das Buch „Isch des bio?“ von der „Prenzlschwäbin“ Bärbel Stolz (Random House).

 

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