Neue Berliner Regeln für Straßen-Kühlschränke machen es Foodsharing-Aktivisten fast unmöglich, Lebensmittel vor der Mülltonne zu bewahren. „Für uns ist das kaum machbar“, heißt es aus Prenzlauer Berg.
Anonym, 24 Stunden am Tag und für jeden zugänglich: Das ist das Konzept von Straßen-Kühlschränken, wie jenem am Kindermuseum Mach Mit in der Senefelder Straße. In die sogenannten FairTeiler legen Ehrenamtliche Lebensmittel, die Supermärkte und Bäckereien sonst weggeschmissen hätten. Drei davon gibt es – oder besser gesagt gab es – in Prenzlauer Berg.
Denn nachdem der Bezirk Pankow eingeschritten ist und die Stationen geschlossen hat, weil unter anderem Stadtrat Torsten Kühne (CDU) Sorge vor verdorbenen und vergifteten Lebensmitteln hatte, haben sich nun die Berliner Lebensmittelaufsichten auf eine gemeinsame Regelung für die Straßen-Kühlschränke geeinigt:
- es ist eine verantwortliche Person zu benennen
- der „Fair-Teiler“ hat geschützt in Betriebsräumen zu stehen und muss sich unter ständiger Aufsicht einer verantwortlichen Person befinden
- der Lebensmittel-Spender und das gespendete Lebensmittel werden in eine Liste eingetragen, um die Rückverfolgbarkeit sicherzustellen
- die verantwortliche Person prüft die Lebensmittel und stellt das/die Lebensmittel erst nach einer Prüfung in den „Fair-Teiler“
Soweit der Auszug der neuen Vorgaben, die in ihrer Form laut den Foodsharing-Aktivisten, bundesweit einmalig ist.
Von den Ehrenamtlichen kaum zu leisten
„Für uns ist das kaum machbar“, sagt Sina Maatsch vom Mach-Mit-Museum, auf deren Initiative Schrank und Kühlschrank in der Senefelderstraße aufgestellt wurden. All das Engagement sei ehrenamtlich und die neuen Vorgaben mit einem hohen Zeitaufwand verbunden. „Wenn wir eine verantwortliche Person für den FairTeiler abstellen, dann kann die ja kaum mehr ihren Job machen.“
Zudem werde der Idee, dass Foodsharing zeitunabhängig und anonym ablaufen könne, widersprochen. Ein Kühlschrank im Museum ist eben nur dann geöffnet, wenn auch das Museum geöffnet sei. „Wir sind als Lebensmittelunternehmen eingestuft worden“, sagt Maatsch. Und das sei aus ihrer Sicht nicht der Fall.