Gefangene Vögel im Netz unter der Bösebrücke? Zugemauerte Nester? Zum Glück nicht. Aber keine Befürchtung, die weit hergeholt ist, zeigt ein Fall bei unseren Nachbarn.
Unter der Bösebrücke hängen schon grüne Netze. Eigentlich sollte es in dieser Woche losgehen mit den Bauarbeiten an der Bösebrücke. Der Start verschiebt sich zwar um einige Tage, vorbereitet aber ist Einiges: Die Malmöer Straße als Umleitungsstraße hat ihr Kopfsteinpflaster verloren und die grünen Netze sollen herunterfallenden Bauschutt auffangen.
Eben jene Netze haben bei Tierschützern im Internet für Aufregung gesorgt: Vögel sollen samt ihren Nestern von der Brücke entfernt worden sein. Oder gar gleich ganz zugemauert. Tauben und Sperlinge verhedderten sich womöglich beim Flug auf die Brücke oder seien gar im Netz gefangen.
Antrag auf artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung
Ganz so schlimm ist es zum Glück nicht. Die Netze sind an den Seiten offen, so dass Platz für die Vögel zum Rein- und Rausfliegen ist, wie die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mitteilt.
Auch der Nabu gibt Entwarnung: „Uns wurde versichert, dass bestehende Bruten so lange in Ruhe gelassen werden, bis die Jungtiere das Nest verlassen haben“, sagt Anja Sorges vom Landesverband der Naturschutzorganisation.
So richtig glatt gelaufen ist es mit den vorbereitenden Arbeiten unter der Brücke dennoch nicht. Die Vögel haben die Bauleitung offenbar eher überrascht als sie erwartet. Erst nach einer Mitteilung über die Gebäudebrüter sei ein Sachverständiger in den Bau einbezogen worden, heißt es vom Nabu. Dann gab es den Antrag, leere Nestern entfernen zu dürfen – als artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung.
Hier fliegen Vögel rein und raus, weigerten sich aber aufs Foto zu kommen. Foto: Anja Mia Neumann
Auch der Senat spricht von „ornithologischen Nachkontrollen“. Hätte es ausreichende Vorkontrollen gegeben, wären die wohl nicht notwendig.
Zumal es laut Nabu kein Wunder ist, dass an der Bösebrücke gebäudebrütende Vögel nisten: Sie lieben Verwinkelungen, Nischen und Übersprünge. Eine vorausschauende Vorgehensweise ist da unabdingbar, wie Sorges meint. „Der Artenschutz in Berlin muss dringend frühzeitig in solch umfangreiche Bauvorhaben einbezogen werden.“ Was nicht immer passiert. Denn: Dafür fehle es in den Behörden an Personal.
Nester in Lichtenberg wurden verschlossen – trotz Jungvögeln
Dass die Bedenken der Tierschützer nicht weit hergeholt sind, zeigt ein Beispiel aus Lichtenberg. Hier sind laut Nabu bei einer Sanierung Niststätten verschlossen worden – obwohl Jungvögel darin saßen. Passanten bekamen das mit und riefen Hilfe. Die Feuerwehr öffnete die Nester wieder.
Aufmerksame Bürger, das helfe den Vögeln wirklich, meint der Nabu. Und verweist auf seine Online-Melde-Plattform für Gebäudebrüter. Das gilt auch für die Bösebrücke. Während der Bauarbeiten dort soll die Brückenunterseite größtenteils frei zugänglich sein, heißt es vom Senat. Also auch frei zuflüglich für Vögel.
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