Ein Ort, an dem Stadtkinder wilde Natur erleben, während ihre Eltern Beach-Volleyball spielen, das könnte das Nasse Dreieck werden. Der Plan steht, doch es gibt Probleme.
Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Fünf Hektar zusätzliche Grünfläche zum Spielen, Sport treiben und Erholen – und das direkt im Norden des Prenzlauer Bergs, wo der rattenverseuchte Arnimplatz bislang die einzige Freifläche bietet. Die Pläne dafür sind gemacht und wurden von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am Montag vorgestellt. Nur ein Problem gibt es noch: Das Nasse Dreieck, wo die Anlage entstehen soll, gehört noch jemand anderem.
Bis zum Mauerfall war das Dreieck nördlich der Bornolmer Straße, das durch die beiden S-Bahngleise Richtung Pankow und Wollankstraße begrenzt wurde, Grenzgebiet. Mittlerweile ist es Teil des sogenannten Grünen Bandes, welches sich entlang des einstigen Mauerstreifens vom Hauptbahnhof bis zum Tegeler Fließtal zieht (Karte). 2010 wurde der nördliche Teil dieses Bandes ab der Norwegerstraße zum Landschaftsschutzgebiet „Ehemaliger Mauerstreifen, Schönholzer Heide, Bürgerpark“ erklärt (Karte). Für das Nasse Dreieck als Teil dieses Schutzgebiets bedeutet das: Die bisherige Brache soll in einen naturnahen Erlebnisraum umgestaltet werden.
Wilde Natur für Stadtkinder
Was man sich darunter vorzustellen hat, erklärte am Montag Helge Herbst vom Büro für Landschaftsarchitektur Fugmann Janotta: „Wir wollen das Natur- und Landschaftsbild erhalten, zudem aber einen Ort für die Naherholung schaffen.“ Konkret bedeutet das: Der westliche Teil des Dreiecks soll als offene Wiese mit vereinzelten Bäumen und ein paar Bänken gestaltet werden, auf der man auch Sport treiben kann. Denkbar wäre auch ein Sandfeld für Beach-Volleyball.
Die östliche Fläche soll derweil ein Naturerfahrungsraum für Kinder und Jugendliche werden, in dem auch Stadtkinder mal der wilden Natur begegnen können. Die Hundebesitzer, die derzeit noch ihre Tiere dort toben lassen, sollen auf einen begrenzten Hundefreilauf am Mauerweg südlich des Nassen Dreiecks ausweichen. Der Zugang vor dort zum Dreieck, der derzeit geschlossen ist, weil öfter Leute ihren Sperrmüll dort entsorgen, soll wieder geöffnet werden.
Klingt alles gut. Nur haben diese Pläne zwei Haken.
Altlasten wie am Thälmann-Park?
Zum einen gehört das Areal derzeit noch der Bahn und dem Bund. Schon 1997 wurde jedoch verabredet, dass diese es dem Land Berlin überlassen – zum Ausgleich für Flächen, die zum Bau der Dresdner Bahn im Süden Berlins benötigt werden. Dort soll eine neue Trasse entstehen, die den Hauptbahnhof mit dem BER verbindet. Allerdings führten die Gleise mitten durch Lichtenrade, wogegen sich die Anwohner seitdem wehren. Zuletzt wurde die Möglichkeit ins Spiel gebracht, Lichtenrade zu untertunneln. Eine endgültige Entscheidung ist aber noch nicht gefallen, und so lange an der Dresdner Bahn Stillstand herrscht, passiert auch am Nassen Dreieck nichts.
Zum anderen besteht der Verdacht, dass Boden und Grundwasser des Areals belastet sein könnten. Schließlich betrieb die Deutsche Reichsbahn auf dem Nassen Dreieck einst ein Gaswerk. Welche Altlasten daraus folgen können, weiß man in Pankow seit dem Ernst-Thälmann-Park nur zu gut. Vermutet wird, dass eine Belastung nur in größeren Tiefen und nur am südlichsten Zipfel des Dreiecks bestehen. Geprüft wurde das bislang jedoch nicht.
So ist derzeit nur sicher: Das Geld für die Planungen hat der Senat schon einmal ausgegeben. Ob und wann diese jedoch umgesetzt werden können, ist völlig unklar.
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