Die Qual der Wahl

von Juliane Schader 20. August 2013

Wahlwerbung mit Plakaten ist sinnlos, aber möglich. Die Parteien haben auch in diesem Jahr alles gegeben, um das zu beweisen.

Die Piraten sind ziemlich geknickt, die Grünen sehen ganz schön mitgenommen aus und die CDU bleibt zumindest in Pankow recht blass. Und nein, dass ist angesichts des oben stehenden Bildes selbstverständlich keine Analyse von Wahlprognosen, sondern lediglich eine Zustandsbeschreibung der Plakate. Dabei ist es nicht mal ihr größtes Problem, dass sie sich schon nach wenigen Tagen selbst kompostieren und mies gedruckt sind. Und ja, genau darüber müssen wir jetzt reden.

Nehmen wir allein den freundlichen Oberprimaner Lars Zimmermann (CDU), hier ganz unten im Bild. Wo er nicht selbst von der Pappe lächelt, hat er einen schönen Spruch anbringen lassen: „Bis hierhin. Und weiter“. Was eine schöne Sache wäre, würde ich nicht ausgerechnet heute bis dorthin und zurück wollen.

Immerhin kann er seine Plakate nach der Wahl kostengünstig einer Mitfahrzentrale zur Zweitverwertung anbieten. Hätten die anderen nur auch ans Recycling gedacht.

 

Alle wohnen, nur nicht überall

 

Denn der gute Mann ist nicht alleine mit Wahl-Sprüchen, die die Welt nicht braucht. „Wohnen für alle“, wünscht sich etwa Andreas Otto (Grüne), wobei er nur leider außer Acht lässt, dass es Wohnen für alle bereits gibt. Nur halt für die einen in Prenzlauer Berg und für die anderen in Marzahn.

Klaus Mindrup (SPD) hingegen meint, „Es geht gerecht“. Was jedoch den weinerlichen Umkehrschluss zulässt, dass der blöde Souverän namens Wahlvolk ungerecht handelt, wenn er doch für einen anderen stimmt. Und FDP-Mann Helmut Metzner steht für „Freiheit statt Verbote“ – immerhin konsequent angesichts der Tatsache, dass er einer größeren Öffentlichkeit dadurch bekannt wurde, dass er seinen Job bei der FDP einst verlor, weil ihm ein allzu leichtfertige Informationspolitik gegenüber der US-Botschaft vorgeworfen wurde (bewiesen wurde das freilich nie). 

Da wir gerade von Maulwurf sprechen: Ausgerechnet dem blinden, recht hilflosen Tier überlässt Hans-Christian Ströbele (Grüne) auf seinem Plakat den Protest gegen Gentrifizierung. Noch mehr Angst hat die Vermieter-Lobby wohl nur vor Faultier-Babys. Die SPD macht aus Versehen Werbung für die FDP – oder steht „Wer alles gibt, muss mehr bekommen“ etwa nicht für mehr Vergünstigungen für den Club der Höchststeuersätzigen? Und die FDP revanchiert sich und fordert „Gymnasium erhalten“. Echt jetzt, eins reicht? Ich denke, das können wir einrichten. 

 

Ohne Arsch in der Hose in den Bundestag

 

Zusammenfassend kann man also sagen: Danke Linkspartei, dass ihr einfach nur den Namen auf Euren Direktkandidaten auf dem Plakten vermerkt habt. Und danke, dass dazu in diesem Jahr sogar Eure Gesichter und keine weiteren Ärsche gezeigt werden. 

Fehlen nur noch, meint man, die Piraten. Doch die interessieren sich selbst so wenig für die Bundestagswahl, dass sich sich nicht mal neue Slogans ausgedacht haben. Womit wir zum großen Finale und der Bitte kommen: Lasst uns doch das nächste Mal von der Kohle, die gerade an Laternenpfählen vor sich hin schimmelt, den Arnimplatz mähen. Vielleicht reicht es ja sogar noch für die Ratten-Beseitigung.

Ganz recht, aus rattenfängerischen Wahlplakaten machen wir Rattenfallen unserer Wahl. Ich stimme dafür. 

 

 

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