„Ausgeschlafen“ steht ja schon länger an der Bötzow-Brauerei. Richtig losgehen soll es mit der Sanierung nun Ende April.
Dass die Bötzow-Brauerei an der Prenzlauer Allee nach langer Brachephase ausgeschlafen hat, das verkündet schon seit vielen Monaten ein Plakat am Eingang. Nur richtig glauben mochte man es nicht. Zwar wurden im vergangenen Sommer plötzlich Führungen durch die Brauerei angeboten und in einem Nebengebäude Ausstellungen gezeigt. Doch von der groß angekündigten Sanierung war erstmal nichts zu sehen.
Nun hat ausgerechnet eine Unfallmeldung bewiesen, dass in dem alten Gemäuer mittlerweile gearbeitet wird: Bei Abrissarbeiten ist am gestrigen Mittwoch ein etwa acht Quadratmeter großer Teil einer Zwischendecke eingestürzt. Dabei wurden zwei Arbeiter so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Der Gefahrenbereich sei sofort gesperrt und die Bauaufsicht angefordert worden, meldete die Berliner Feuerwehr.
„Derzeit werden vorbereitende Baumaßnahmen auf dem Gelände durchgeführt“, erklärt Sebastian Peichl, Pressesprecher von „Bötzow Berlin“. Unter diesem Titel firmiert die Sanierung und Umgestaltung der Bötzow-Brauerei in eine Mischnutzung aus Büros, Kultureinrichtungen, Lofts, Geschäften, Bistros und einer Rollstuhlmanufaktur. Bevor es damit losgehen kann, müssen erstmal zwischenzeitlich eingebaute Elemente wie abgehängte Decken oder Zwischenwände herausgerissen werden, um die alten Gebäude wieder in eine Art Rohzustand zu versetzen. Mit derartigen Aufgaben waren auch die beiden Arbeiter in einem Untergeschoss der Brauerei beschäftigt, als ihnen gestern die Decke entgegenkam. „Zu den Ursachen des Unfalls kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen“, so Peichl.
Königlicher Hoflieferant und Revolutionärstreff
Vor fast 140 Jahren erbaute der Berliner Unternehmer Julius Bötzow die Brauerei samt Biergarten auf einem 24.000 Quadratmeter großen Areal nahe des Prenzlauer Tors. Die Geschäfte liefen gut, Bötzow wurde Hoflieferant. Zudem wurde der Biergarten zu einem historischen Ort, als Karl Liebknecht 1919 dort den Revolutionsausschuss gründete. Doch im zweiten Weltkrieg wurde die Anlage so stark zerstört, dass der Betrieb eingestellt werden musste.
Lange wurde das Areal daraufhin als Lager genutzt, bis mit der Wende immer neue Investoren mit immer neuen Plänen auftauchten. Weder Einkaufszentrum noch Büros oder Hotels wurden jedoch gebaut – zu groß waren das Gelände und die nötigen Investitionen. Ende 2010 ging es dann an den jetzigen Besitzer, das Medizintechnikunternehmen Otto Bock Health Care. Dessen Chef Georg Näder hatte die Brauerei auf einem Spaziergang entdeckt und sich, so will es die Legende, sofort in die alten Bauten verliebt. Innerhalb von acht Wochen kaufte er die Brauerei für 17 Millionen Euro; weitere 100 Millionen will er investieren.
„Die eigentlichen Bauarbeiten sollen Ende April beginnen“, sagt Sprecher Peichl. Dann soll auch eine neue Ausstellung im Atelierhaus eröffnen. Bis zur Fertigstellung wird es dann aber noch ein wenig dauern: Angepeilt ist erstmal das Jahr 2020.
Alles, was man sonst noch zur Bötzow-Brauerei wissen wollen könnte, steht in unserem „ABC der Bötzow-Brauerei„.
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