UPDATE: Die Schwimmhalle in der Thomas-Mann-Straße wird am 9. Januar wiedereröffnet. Fünf Jahre dauerte die Sanierung. Früh morgens darf ab jetzt auch die Öffentlichkeit hier schwimmen.
UPDATE vom 5. Januar 2017:
Die Schwimmhalle in der Thomas-Mann-Straße wird ab 9. Januar wieder geöffnet sein. Das teilten die Berliner Bäder Betriebe (BBB) mit. Die Schwimmhalle steht fast ausschließlich dem Schul- und Vereinssport zur Verfügung. In den frühen Morgenstunden soll das Bad nun aber erstmals seit 20 Jahren an vier Tagen in der Woche auch für die Öffentlichkeit geöffnet werden. Von Montag bis Donnerstag kann dann von 6.30 Uhr bis 8 Uhr geschwommen werden.
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ARTIKEL vom 10. November 2016:
Draußen vor dem Eingang steht noch der Bagger, aber das Becken in der Thomas-Mann-Schwimmhalle nördlich des S-Bahnhofs Greifswalder Straße ist schon wieder mit Wasser gefüllt. Das ist durch die schmalen Fenster zu sehen. „Die Halle ist so gut wie fertig“, sagt Anne Benza-Madingou von den Berliner Bäderbetrieben den PBN auf Anfrage. Der Eröffnung der Halle Anfang Januar stehe daher nichts mehr im Wege. Es müssten lediglich noch Feinheiten wie das Anbringen von Hinweisschilder und ähnliches gemacht werden, so Benza-Madingou. Weitere Fragen wollte die Bädersprecherin uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht beantworten.
Indessen ist das niedrige, anthrazitblaue Gebäude zwischen Einkaufszentrum und Plattenbau kaum wiederzuerkennen: Wo früher durch die offene Fensterfront das ganze Becken zu sehen war, steht jetzt eine Wand in erwähntem Blauton, lediglich durch ein paar schmale Fenster kann man einen Blick ins Halleninnere erhaschen. Im Außenbereich sind noch Arbeiter am Werk: Rund um die Halle wird der Sanierung des zurzeit noch eingezäunten Geländes mit Begrünung der letzte Schliff verliehen.
Schon mal etwas: Das Wasser ist drin im Becken. Fehlen noch die Schwimmer.
Vom Sanierungsfest zur Kiez-Posse
Die Halle, die für den Schul- und Vereinssport reserviert ist, war seit Sommer 2011 wegen dringenden Sanierungsbedarfs geschlossen. Die Decke war undicht, die Fliesen gesprungen und die Sanitäranlagen, die noch aus dem Eröffnungsjahr 1977 stammten, marode. Eigentlich sollte die Sanierung viel früher abgeschlossen sein, schon 2015 sollte hier wieder geschwommen werden. Im Laufe von fünf Jahren entwickelte sich die Hallensanierung stattdessen zur Kiez-Posse, bei der immer höhere Sanierungskosten und immer spätere Eröffnungstermine bekannt gegeben wurden. Die soll mit der Wiedereröffnung im Januar 2017 nun ein glückliches Ende finden. Zuletzt wurde klar, dass auch die bereits auf 4,4 Millionen erhöhte Summe aus Töpfen des Landes Berlin nicht für die Sanierung ausreichen wird. Was bei einer Schwimmhalle vielleicht überraschend klingt: Die Modernisierung des Brandschutzes soll besonders aufwendig und teuer gewesen sein. Wieviel die gesamte Sanierung letztendlich gekostet hat, wurde bisher noch nicht mitgeteilt.
Wie dringend die Schwimmhalle benötigt wird, zeigen die Schülerzahlen: Laut Bezirksamt können dort rund 2.000 Schulkinder im Schwimmen unterrichtet werden. Dabei handelt es sich teils um Grundschüller der dritten Klasse, teils um Schüler der gymnasialen Oberstufe, so das Bezirksamt. „Hinzu kommen 3.000 Schwimmerinnen und Schwimmer aus insgesamt sieben Vereinen, von denen drei zur Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) gehören“, sagt Reinfried Kugel, stellvertretender Leiter der Abteilung Nachwuchsförderung beim Berliner Landessportbund (LSB). Die Vereine nutzen die Halle mit dem 25-Meter-Becken nach Schulschluss ab 16 Uhr. Auch bei den Vereinsschwimmern handelt es sich laut Kugel größtenteils um Schüler, die meisten im Alter zwischen 10 bis 12, maximal aber bis zu 18 Jahren. In der Größenordnung ist die Thomas-Mann-Halle vergleichbar mit der weiter südlich gelegenen Schwimmhalle im Ernst-Thälmann-Park.
Wand ist das neue Fenster, zumindest an der Thomas-Mann-Schwimmhalle.
Weniger Vereinsmitglieder wegen Hallenschließung
Die Schließung der Thomas-Mann-Halle habe für die Vereine massive Probleme mit sich gebracht, so Kugel. „Die Schwimmabteilung des Berliner Turn und Freizeitsportbundes BTB hat seit der Schließung der Thomas-Mann-Halle beispielsweise die Hälfte ihrer Mitglieder verloren,“ sagt Kugel. Es habe zwar Ausweichangebote unter anderem in der SSE an der Landsberger Allee gegeben. Diese hätten aber wegen veränderter Trainingszeiten und weiterer Wege von vielen nicht wahrgenommen werden können, so Kugel.
Nun sei die Sorge bei den Vereinen groß, dass die Halle nach der Öffnung als nicht völlig ausgelastet eingestuft werden könnte, weil zunächst weniger Mitglieder trainieren werden. Die Berliner Bäderbetriebe könnten dann entscheiden, die Halle auch für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Kugel zufolge wäre das für die Vereine fatal: „Wir möchten ein Übergangsjahr einführen, damit die Vereine die Chance bekommen, ihre Mitgliederzahlen wieder auf den alten Stand zurückzubringen“, sagt Kugel. Besonders vor dem Hintergrund, dass unweit der Thomas-Mann-Halle bald in der Michelangelostraße ein großes Neubaugebiet entstehe, sei die ausschließliche Nutzung für den Schul- und Vereinssport unerlässlich. „Die Halle war ja vor fünf Jahren schon komplett ausgelastet“, sagt Kugel. Eine Nutzung für den öffentlichen Schwimmbetrieb ist für Kugel höchstens in den frühen Morgenstunden oder am späteren Abend vorstellbar.
(Fotos:ka)
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