Kirchner verlässt das Bezirksamt

von Anja Mia Neumann 5. Dezember 2016

Ein streitbarer Grüner mit Berliner Schnauze wechselt aus Pankow in die Landesregierung: Baustadtrat Jens-Holger Kirchner. Nun bleibt sein Platz im Bezirksamt erst mal leer. Wer sein Nachfolger wird? Kirchner vermutet: eine Frau.

Erst wurde er als Verkehrssenator gehandelt, nun ist klar: Der Grüne Jens-Holger Kirchner verlässt den Bezirk Pankow und wechselt tatsächlich in die Landesregierung. Allerdings nicht als Senator, sondern als Staatssekretär für Verkehr. Als solcher steuert er die Verwaltung und ist Vertreter der voraussichtlich neuen Verkehrssenatorin Regine Günther. Eine Wahl, die nicht fern lag – schließlich kennt sich Kirchner mit Verwaltung aus.

„Zehn Jahre und einen Monat“, wie Kirchner betont, ist er nun Stadtrat im Pankower Bezirksamt. Erst fünf Jahre lang für Öffentliche Ordnung, dann fünf Jahre für Stadtentwicklung. Seit 1979 lebt er in Prenzlauer Berg. Seinen Kampf um den Bürgermeisterposten im Bezirk verlor er im September knapp gegen die Linken und Sören Benn und wurde als Stadtrat für Stadtentwicklung und Bürgerdienste wiedergewählt.

 

Sein Tipp: eine Frau als Stadträtin

 

Der Mann mit der Berliner Schnauze liebt die klaren Worte, ist ein bekennender Fahrradfan und sagte den PBN einmal von sich selbst: „Ich habe Spaß an Streit.“ Er wird in der Bezirkspolitik fehlen. Indirekt bleibt er seinem Kiez treu: „Pankow wird mich weiter beschäftigen: Bei der Erschließung von großen Bauvorhaben müssen ja auch die Straßen geplant werden.“ Klar ist aber auch: Kirchner hat nicht nur Fans. Gerade bei seinen angestoßenen Prenzlauer Berger Neubauvorhaben wie etwa am Güterbahnhof Greifswalder Straße und in der Michelangelostraße hat er so einige Anwohner gegen sich aufgebracht.

Derweil laufen die Spekulationen über seine Nachfolge in Pankow. Noch ist wenig zu hören vom Bezirksverband der Grünen. Kirchner selbst rechnet mit einer Stadträtin: „Ich würde den Tipp abgeben, dass voraussichtlich eine Frau bevorzugt werden soll“, sagte er. Warum? „Sie kennen doch die Grünen“, ist Kirchners Antwort. Damit spielt er auf Berichte an, nach denen er im Kampf um einen Senatorenposten am Widerstand einiger Kollegen in der eigenen Partei scheiterte – die wollten statt ihm lieber eine Frau als Verkehrssenatorin sehen.

 

Aus fünf mach wieder drei

 

Denkbar wären als Nachfolger im Bezirk etwa einer der Fraktionsvorsitzenden der Grünen in der BVV, dafür müsste sich die Doppelspitze aus Daniela Billig und Dennis Probst trennen. Der Fahrplan: Am Dienstagabend wollen die Grünen darüber abstimmen, wie sie weiter vorgehen. Für den 10. Januar ist laut Kirchner dann eine Kreismitgliederversammlung geplant, auf der sein Nachfolger – männlich oder weiblich – bestimmt werden soll.

Bis dahin muss Bürgermeister Benn ran: Der ist Kirchners Vertreter bis ein Nachfolger gefunden ist. Rona Tietje von der SPD vertritt weiterhin den ungewählten AfD-Stadtrat, der sich um Umwelt und Ordnung kümmern soll. Am 14. Dezember, dem letzten BVV-Termin vor Weihnachten sitzen dann wieder nur drei von eigentlich fünf Stadträten auf den Bänken.

 

 

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