Ist die Wurst auf dem Teller wirklich aus Schwein? Der Bezirk Pankow übernimmt berlinweit die Kontrolle für das, was auf die Teller von Grundschülern kommt. Inklusive Proben auf mögliche Erreger.
Die Kotzeritis begab sich vor drei Jahren: Damals erkrankten in Berlin Tausende Grundschüler an Magen-Darm-Infektionen. Der Grund war das Essen, das sie bekamen. Zum Mittagessen in der Schule von einem Großcaterer. Später stellte sich heraus, dass Erdbeeren mit Noroviren verseucht gewesen waren. Ein Brechdurchfall mit Folgen: Im Anschluss beschloss das Abgeordnetenhaus eine Qualitätsverbesserung des Schulmittagessens.
Dazu sollte auch eine gebündelte Kontrollstelle zählen, die den Großküchen beim Mittagessen-Kochen auf die Finger schaut. Und möglichst Alarm schlägt, falls so ein leckerer Vorfall wie beschrieben wieder droht. Nun ist es soweit: Der Bezirk Pankow übernimmt die gemeinschaftliche Aufgabe, in ganz Berlin Proben zu nehmen und den Caterern Besuche abzustatten.
Ist das Hühnchen auf dem Teller wirklich Hühnchen?
„Es geht darum, zu überprüfen, ob das Essen auch der vertraglichen Vereinbarung entspricht“, erklärt der zuständige Stadtrat für Verbraucherschutz Torsten Kühne (CDU). Also nicht in erster Linie eine Hygienekontrolle, sondern eine ernährungsphysiologische. An 20 aufeinanderfolgenden Tagen. Soll heißen: Stimmt der vereinbarte Anteil an Bio-Lebensmitteln? Wie ist der Gehalt von Vitaminen und Kohlenhydraten, Protein, Fett und Ballaststoffen? Reicht die Menge an Magnesium, Calcium und Eisen für Kinder aus?
Verantwortlich sind zwei Lebensmittelkontrolleure und ein Ernährungswissenschaftler – erst mal nur – für das Grundschul-Mittag und in Zusammenarbeit mit den Schulämtern. Haben die Experten einen nicht so ansprechenden Eindruck, von dem, was ihnen serviert wird, nehmen sie Verdachtsproben.
Das Landeslabor Berlin-Brandenburg überprüft sie dann etwa auf Geschmacksverstärker, gentechnische Veränderungen und künstliche Farbstoffe. Auf Fragen wie: Ist das Hühnchen auf dem Teller wirklich Hühnchen? Oder auf Erreger wie Staphylokokken, Coli-Bakterien und Salmonellen.
In Zeiten des Personalmangels
Ja, hat Pankows Bezirksamt nicht schon genug zu tun?, werden einige fragen. Absolut zurecht, in Anbetracht des beschworenen Personalmangels und der Wartezeit auf den Bürgerämtern, die wenige Wochen locker überschreitet.
Stadtrat Kühne beschwichtigt: „Regionalisierte Aufgaben für Berlin sind nichts Ungewöhnliches. Es würde keinen Sinn machen, eine solche Stelle auf die Bezirke aufzuteilen, da sie sonst zu kleinteilig würde.“ Außerdem werde es drei komplett neue Stellen geben, finanziert durch den Senat.
Rund 166 000 Euro im Jahr lässt der Senat voraussichtlich für die drei neuen Angestellten springen, rund 40 000 Euro für die Material- und Bürokosten und rund 151 000 Euro für die Analyse der Proben. Sitz der professionellen Controller wird im Bezirksamt in der Fröbelstraße sein. Da nur eine Handvoll Schulen selbst kochen, dürften sie viel zu tun haben.
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