Caffè Sospeso ist eine italienische Erfindung und bedeutet, im Café für jemanden mit weniger Geld mitzuordern. Eine Eisdiele nutzt das Prinzip nun, damit auch Flüchtlingskinder Eis bekommen.
Caffè Sospeso. Ist das etwa wieder eine dieser neumodischen Kaffeesorten, die zunächst von Goldhamstern verdaut und dann bei 15,4 Grad durch unter der chilenischen Mittagssonne von einarmigen Riesenspinnen handgestrickten Spezialfiltertüten gejagt werden? Also die konsequente Fortsetzung des Kopi Luwak und der Aeropress?
Mitnichten. Der Caffè Sospeso ist vielmehr eine soziale Einrichtung. In Italien kann man ihn im Café bestellen und bezahlen, aber nicht selbst trinken. Denn die Idee dahinter ist, dass jemand mit Geld zwei Kaffee kauft und jemand ohne Geld den bereits bezahlten Kaffee später ordern kann. „Sospeso“ bedeutet „aussetzen“ oder „aufheben“; genau das wird gemacht. In Berlin hat man das Prinzip vor ein paar Jahren als „Fliegender Kaffee“ zu adaptieren versucht, doch durchgesetzt hat es sich nicht. Nun bedient sich eine Eisdiele in der Winsstraße des Prinzips. Statt um Kaffee geht es allerdings um Eis, und auch der Bestellerkreis ist beschränkt, und zwar auf Flüchtlingskinder.
Konkrete Hilfe statt Spendendose
„Ich habe lange Zeit in Italien gelebt und kenne daher den Caffè Sospeso“, erzählt Vivian Walch von der Eisdiele. Im Gespräch mit einer Kundin kam die Idee auf, die Flüchtlinge zu unterstützen, die im Süden des Prenzlauer Bergs in einer alten Schule untergebracht sind. „Erst wollten wir eine Spendendose aufstellen – aber Spendendosen stehen in jeden Mc Donald’s. Wir wollten das konkreter machen, projektbezogen.“ Seitdem kann man im Eishörnchen ein aufgehobenes Eis für Flüchtlinge kaufen.
Am Montag haben die Kinder ihre erste Portion abgeholt. Für den Kontakt zu den Flüchtlingen sorgt der Unterstützerkreis des Heims – eine Gruppe von mittlerweile fast 200 Ehrenamtlichen, die sich seit einem Jahr für ihre neuen Nachbarn engagieren. Sie helfen beim Umgang mit den Ämtern, betreuen eine Kleiderkammer, geben Nachhilfe und stellen derzeit gemeinsam mit den Mitarbeitern des Heims auch ein Sommerferienprogramm für die Kinder auf die Beine. Aktuell läuft zum Beispiel ein Schwimmkurs im Ernst-Thälmann-Park. Zudem ist nun auch ab und zu ein Abstecher in die Eisdiele möglich.
Ein aufgehobenes Eis kann man im Eishörnchen in der Winsstraße 16 kaufen.
Mehr Informationen über den Unterstützerkreis des Prenzlauer Berger Flüchtlingsheims sowie weiterer Einrichtungen im Bezirk finden sich hier.