Prenzlauer Berg an der Wand

von Anja Mia Neumann 7. Januar 2015

Neues Jahr, neue Bilder – die eigentlich alte sind. Mit Künstlern hat ein Historiker versucht, wichtige Momente der Kiez-Geschichte einzufangen. Gerade der Kalender-Titel könnte bei einigen Wehmut auslösen.

Kaum ist es da, das neue Jahr, gibt es Anlass, sich an Vergangenes aus Prenzlauer Berg zu erinnern. 13 unterschiedliche Bilder zeigen Stadtgeschichte zum An-Die-Wand-Hängen. Ganz vorne auf dem Kalender: Der große Fußballbär, der von einer Brandwand seinen Ball in Richtung Cantianstadion schießt. Das war einmal. Nun verdeckt das Maskottchen ein neu gebautes Haus. Im Stadtbad Oderberger Straße – früher nicht nur die Spaß-, sondern auch Reinlichkeits-Badegelegenheit für die Bewohner der umliegenden Altbauwohnungen ohne Badezimmer – planschen Kinder in Pastelltönen. Mit großen Mal-Strichen fliegt das Gasometer in die Luft. Nach der Sprengung 1984 entstand hier der Ernst-Thälmann-Park. Und im September warten Maskierte auf die Armen, die grau und buckelig in das Obdachlosenasyl Palme schleichen, in dessen Gebäude heute das Krankenhaus residiert.

Stephan Müller hat den Prenzlauer-Berg-Kalender initiiert und gemeinsam mit dem Museum Pankow realisiert. Offenbar eine wahre Herzensangelegenheit des Historikers, denn unter anderem mit dem Schmerzensgeld aus einem Fahrradunfall, das ihm ein Autofahrer zahlen musste, finanzierte er den Druck der Bilder. Bei dem Gemeinschaftsprojekt schlug Müller mit seinem stadtgeschichtlichen Know-How die Themen vor, 13 Künstlerinnen und Künstler setzten sie auf dem Papier um.

 

Zwischen knallbunt und Radialsystem XI

 

Allesamt haben diese einen recht unterschiedlichen Gestaltungsansatz gefunden: ob wie eine alte Radierung anmutend (eine typische Arbeiterfamilie um 1900 mit acht Kindern), knallbunt und großflächig (der städtische Berliner Schlachthof, der den hygienisch katastrophalen Hinterhofbetrieben ein Ende setzen sollte) oder eine Art Kreidezeichnung mit viel Schwarz dazwischen (das Radialsystem XI, das das Abwasser auf Rieselfelder pumpte). Der Kalender möchte ein Kunstwerk sein.

Gar nicht: die typischen Aktfotos, Blumen in allen Variationen oder die rauen Wellen an der Nordsee, die zum Abreißen vielleicht unter Ihrem Weihnachtsbaum lagen. Stattdessen: Geschichtliches von 1827 bis heute, von Preußens König bis zur Einsamen Pappel.

 

Verlosung: Wer bis Ende der Woche eine Mail an verlosung@prenzlauerberg-nachrichten.de schreibt, kann einen von drei Kalendern gewinnen! Für alle, die nicht gewinnen, gibt es den Kalender für 19,90 Euro unter www.kalenderprenzlauerberg.de oder im Fachhandel.

 

 

Themen des Kalenders mit Verlinkung zu weiteren Artikeln der Prenzlauer Berg Nachrichten:

 

Fußballbär auf dem Titelblatt

Italienische Migration im Januar

Stadbad Prenzlauer Berg im Februar

Zentralvieh- und Schlachthof im März

BötzowBrauerei im April

Radialsystem XI im Mai

Jüdischer Friedhof im Juni

Gaswerk im Juli

Einsame Pappel im August

Obdachlosenasyl „Palme“ im September

Zeiss-Großplanetarium im Oktober

Mauerfall im November

Die Arbeiterfrau im Dezember

 

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