2000 neue Wohnungen, neue Wege, neue Schule, schöneres Grün: an Plänen für den Thälmann-Park mangelt es nicht. Das Bezirk versucht nun, diese auch umzusetzen.
Entwicklung des Areals
Nach einem langen Beteiligungsprozess wurde im Sommer ein Konzept fertiggestellt, wie sich der Ernst-Thälmann-Park und das ihn umgebende Areal entwickeln könnte (der gesamte Bericht findet sich hier). Dabei wurde Potential für über 2000 neue Wohnungen entdeckt. Entstehen sollen diese auf den ehemaligen Bahnflächen am Güterbahnhof Greifswalder Straße sowie östlich der Greifswalder Straße, wo derzeit noch ein Zementwerk steht. Da dieses jedoch noch einen langfristigen Vertrag hat, sind dort Baumaßnahmen erst ab 2024 denkbar. Auch der Parkplatz an der Ella-Kay-Straße könnte bebaut werden. Die wegfallenden Stellplätze könnten auf dem sehr breiten Gehweg auf der westlichen Seite der Greifswalder Straße kompensiert werden.
Wie sich diese Vorschläge konkret umsetzen lassen, ermittelt nun eine Machbarkeitsstudie, deren Ergebnisse Pankows Stadtentwicklungs-Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) im kommenden Jahr erwartet. „Dann wissen wir nicht nur, ob, sondern auch wie da gebaut werden soll“, sagt er.
Der bestehende Park und seine Wohnbebauung sollen erhalten bleiben, wobei die Parkanlage wieder besser gepflegt und um Bänke und Bäume ergänzt werden soll. Derzeit wird ein Parkpflegewerk erarbeitet, in dem auch berücksichtigt werden muss, dass der Park seit Anfang des Jahres unter Denkmalschutz steht. Eine Wiederherstellung der Begrünung wie zur Eröffnung des Parks 1986 sei aber wohl nicht zu erwarten, meint Kirchner.
Zudem wird ein Wegekonzept für den Park erarbeitet. Bestehende Straßen sollen saniert, entlang der S-Bahn ein Radweg angelegt werden. Auch die Umwidmung der Diesterwegstraße zur Fahrradstraße ist im Gespräch.
Um dem in Folge der geplanten Neubauten steigenden Bedarf an Schul- und Kitaplätzen gerecht zu werden, ist eine bauliche Erweiterung der Grundschule am Planetarium denkbar. Auch dazu wird derzeit eine Machbarkeitsstudie erarbeitet. Gemeinsam mit einer ebenfalls in Schulnähe vorgesehenen neuen Kita könnte dort ein kleiner Campus entstehen, dessen Spiel- und Grünflächen es ebenfalls aufzuwerten gälte. Gleiches trifft für die Sportangebote im Süden des Parks zu, die zudem besser miteinander vernetzt werden sollen. Auch das Jugendzentrum DIMI soll seine Kapazitäten ausbauen.
Darüber hinaus schlägt das Entwicklungskonzept den Erhalt einer ärztlichen Versorgung im Krankenhaus an der Fröbelstraße vor, das ab 2016 abgewickelt werden soll. Das entspricht den Plänen des Eigentümers Vivantes für den Komplex. Freiwerdende Räume könnten für Senioren- oder Mehrgenerationen-Wohnungen genutzt werden. Vergleichbares soll auch für das Gelände des Bezirksamtes geprüft werden. Der Verwaltungsstandort soll eh umstrukturiert werden; nun wurden Freiflächen identifiziert, auf denen man bauen könnte. Im Zuge dessen könnten dort auch ein Kieztreff sowie eine Sporthalle entstehen. Auch ein Café in der alten Kapelle wäre denkbar, um das Areal für Besucher von außen zu öffnen. Wie es hier weitergeht, hängt vom Verlauf der Verhandlungen zwischen Bezirk und Land über die Abgabe des Bezirksamtsgelände in das Sondervermögen Immobilien des Landes (SILB) ab.
Denkmalschutz
Im Februar dieses Jahres hat das Land für alle überraschend den Ernst-Thälmann-Park „als gestalterischer und funktionaler Höhepunkt der Ost-Berliner Wohnungs- und Stadterweiterungspolitik“ und „idealtypische Siedlung für die sozialistische Gesellschaft in der späten DDR“ unter Denkmalschutz gestellt. Was das genau bedeutet, versucht der Bezirk derzeit herauszufinden. Klar ist nur: Bei den Plänen, das Areal zu entwickeln, muss der Denkmalschutz berücksichtigt werden. Wie auch immer.
Ernst-Thälmann-Denkmal
Immer wieder kocht die Diskussion hoch, ob das riesige Ernst-Thälmann-Denkmal an der Greifswalder Straße nicht doch beseitigt werden sollte, wie es die Bezirkspolitik 1993 beschlossen hat. Immerhin war Thälmann Gegner der jungen Demokratie der Weimarer Republik und paktierte vor 1933 auch mal mit den Nationalsozialisten, um seine politischen Ziele zu erreichen. Mit dem Denkmalschutz für den gesamten Park ist dieses Ansinnen zwar endgültig vom Tisch. Alles beim Alten bleiben soll dennoch nicht.
Bereits von einem Jahr und damit vor Bekanntwerden der Unter-Schutz-Stellung hatten Pankows Bezirksverordnete beschlossen, eine kommentierende Tafel anzubringen, die die Geschichte Thälmanns und des Ortes erklären soll. Nun will man in einem Workshop mit Denkmalschützern, Historikern und Stadtplanern diskutieren, wie das konkret aussehen könnte. „Eine Tafel wird nicht reichen, um die vielschichtige Geschichte des Ortes zu erfassen“, meint Stadtrat Kirchner.
Zudem muss geklärt werden, ob der Denkmalschutz nicht auch erfordert, den Aufmarschplatz vor dem Denkmal wieder in seine ursprüngliche Form zurückzuversetzen. Früher war er von zwei Bronzestelen mit Zitaten von Ernst Thälmann und Erich Honecker eingerahmt, die derzeit für eine Ausstellung auf der Spandauer Zitadelle stehen. Diese wurden in den 1990er Jahren entfernt, um den Platz ideologisch zu entschärfen.
Die Anwohner wünschen sich hingegen, dass der Platz mehr Aufenthaltsqualität erhält und zum Beispiel für Skater mit Rampen ausgestattet wird. Das passt zumindest zum Motto „Von der Abneigung zur Aneignung“, das Stadtrat Kirchner für die Diskussion ausgerufen hat. Ob Denkmalschutz und Skateboarder zu vereinbaren sind, wird sich dabei klären.
Kulturareal
Fast drei Jahre ist es schon her, dass die Pankower Bezirkspolitiker beschlossen, das Kulturareal samt Wabe, Theater unterm Dach und Galerie Parterre treuhänderisch an die gemeinnützige Gesellschaft für Stadtentwicklung (GSE) abzugeben. Diese sollte die dringend benötigte Sanierung der Gebäude angehen, für die dem Bezirk das Geld fehlt.
Ein Jahr später war der Vertrag unterschriftsreif, und ist es noch bis heute. Allein die Unterschrift der Senatsverwaltung für Finanzen fehlt, und niemand weiß, ob diese überhaupt jemals kommen wird. Als Grund dafür nennt Pankows Kulturstadtrat Torsten Kühne (CDU) die neue Liegenschaftspolitik des Landes, nach der sorgsamer mit den eigenen Immobilien umgegangen werden soll, statt sie wie bisher möglichst gewinnbringend an den Mann zu bringen. Ein Sonderausschuss soll nun sämtliche landes- und bezirkseigenen Grundstücke begutachten und entscheiden, ob diese verkauft, verpachtet oder selbst genutzt werden sollen. Erst wenn das erfolgt sei, sei an eine Entscheidung über die Zukunft des Kulturareals zu denken, sagt Kühne.
Im Bezirk hat man nun zumindest die Vorarbeiten für Bauplanungsunterlagen in Auftrag gegeben. Zudem werden schon jetzt kleine, nicht mehr aufschiebbare Modernisierungen wie eine neue Lichtanlage für das Theater oder neue Stühle für die Wabe angegangen.