Schlagstock und Pfefferspray, das wünscht sich der Stadtrat für seine Parkzonen-Kontrolleure, damit sie sich in Zukunft bei Angriffen zur Wehr setzen können. Seit wann ist Gewalt eine Lösung?
Lassen Sie uns kurz überlegen: Was hat uns zum Thema Parkzone gerade noch gefehlt? Wir hatten schon Geldprobleme, Bauprobleme, Personalprobleme, Blockwartprobleme und Gewaltprobleme. Wobei die Gewalt bislang nur sehr einseitig von Menschen ausging, die beim Falschparken erwischt wurden. Erfahrene Leser wissen: da ist noch Luft nach oben!
Und jetzt raten Sie mal, was der zuständige Stadtrat Torsten Kühne (CDU) sich am Wochenanfang via B.Z. wünschte? Ganz recht: Die Parkraum-Kontrolleure sollen nun selbst zurückschlagen. Oder zumindest die Möglichkeit dazu bekommen.
Seit wann ist Gewalt eine Lösung?
Mit Schlagstöcken und Pfefferspray möchte Kühne seine Truppe ausstatten. Denn Gewalt mit Gegengewalt zu beantworten ist ja immer die Lösung. Zumindest für diejenigen, die die allererste Kindergarten-Lektion verpasst haben, die da lautet: „Kevin, wenn der Sven Dich haut, darfst Du nicht zurückhauen, sonst haut er Dich immer wieder.“ (Für diejenigen, die eine christliche Einrichtung besuchten, folgte dann vermutlich noch die alte Kamelle mit Jesus’ rechter und linker Wange. Sie wissen schon.)
Unser Amt ist hingegen noch mitten im Level „Altes Testament“ – Auge um Auge, Zahn um Zahn und Parkplatz um Schlagstock. Aus der abendlichen Parkplatzsuche wird so schnell ein Hollywood-reifer Showdown am Parkscheinautomaten. Drohgebärden, Verfolgungsjagden, Reizgaseinsatz. Mancherorts erkennt man an solchen Szenen das Streben nach Demokratie. Bei uns geht es um Parkplätze.
Nun ist – das darf hier nicht verschwiegen werden – noch offen, ob Kühne mit seinen Forderungen überhaupt durchkommt. Einfach so aufrüsten, das geht zum Glück noch nicht. Aber allein die Vorstellung, dass die Schar an Uniformierten, die eh tagtäglich durch die Kieze ziehen, in Zukunft auch noch Schlagstock und Reizgas dabei haben, ist beängstigend. „Stadtpolizei“, das ist der Name, den der Stadtrat seiner Truppe gerne verpassen würde, um ihr mehr Autorität und Akzeptanz zu verschaffen. „Parkmiliz“ erscheint passender.
Komm zur Arbeit, dann gibt es auch ein Laserschwert
Aber vielleicht hat Torsten Kühne ja auch eine ganz andere Agenda im Hinterkopf. Schließlich kämpft er aktuell nicht nur mit dem Problem, dass seine Mitarbeiter Opfer von Gewalt werden, sondern auch damit, dass viele von ihnen gar nicht mehr zur Arbeit erscheinen. Eine kleine Zugabe könnte da vielleicht die Motivation erhöhen: Komm doch arbeiten, dann bekommst Du auch ein Laserschwert, äh, einen Schlagstock.
Im Prinzip ja keine schlechte Idee – aber muss es denn unbedingt etwas mit Gewalt sein? Kann man ihnen nicht für die Fortbewegung Mein kleines Pony zur Verfügung stellen. Oder – noch besser: Sie einfach ordentlich bezahlen? So etwas soll ja bei Motivationsproblemen Wunder wirken. Besser als in Schlagstöcke und Pfefferspray wäre das Geld auf jeden Fall investiert.
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