Ich glaub‘, mein Haus pfeift

von Juliane Schader 5. März 2014

Im Kollwitzkiez piept’s wohl. Oder, genauer: Es pfeift. Seit Monaten schrillt ein fieser Ton mehrmals am Tag durch die Nachbarschaft. Ein genervter Anwohner hat jetzt wohl die Ursache entdeckt.

Stellen Sie sich vor, im Kollwitzkiez pfeifft’s, und keinen stört’s. Diese für Prenzlauer Berg doch überraschende Erfahrung machte Familie Teichmann in den letzten Monaten. Im vergangenen Herbst bemerkte sie erstmals diesen schrillen Pfeifton mit der unerträglichen Frequenz in ihrer Wohnung am südlichen Ende der Kollwitzstraße. Manchmal einmal, manchmal mehrmals in der Stunde ist er in der gesamten Nachbarschaft zu hören, mal nur ganz kurz, mal über mehrere Minuten, Tag und Nacht. Wie ein Tinitus für alle.

Da sich das Problem nicht von allein erledigte, riefen Teichmanns im Dezember beim Bezirksamt an. Dieses meinte zunächst, das Abzugsrohr eines Imbisses in der Schönhauser Allee sei schuld. Doch dieses pfiff ebenso wenig wie die Kühltruhen des Biomarktes, die danach verdächtigt wurden. Irgendwann wurden dann alle Hausverwaltungen im Umfeld angeschrieben, damit sie bitte kontrollierten, ob der Ton bei ihnen aus dem Haus käme. „Da ist etwas in der Luft, aber man kann es nicht orten“, sagt Werner Teichmann. Dabei müsse das Amt doch Gerätschaften und Möglichkeiten haben, mit denen man so einem Pfeifen auf den Grund gehen könne.

 

Haus für Haus durchgehört

 

Tatsächlich war es dann aber der Beharrlichkeit eines weiteren Anwohners zu verdanken, der das schrille Geräusch nicht länger hinnehmen wollte, dass der Verursacher wohl letztendlich gefunden wurde: Eine kaputte Gasheizung in einem Haus in der Schönhauser Allee, bei der der Druck im Kessel nicht stimmt, soll es sein. Haus für Haus sei er die Gegend abgelaufen, sobald der Ton zu hören gewesen sei, erzählt Attila Picklaps. „Mir war ziemlich schnell klar, dass es eine kaputte Heizung oder Lüftung sein musste – man kennt sich ja dann schnell aus mit Geräuschen.“

Am erstaunlichsten sei aber eigentlich gewesen, dass die Bewohner des betroffenen Hauses, als es dann endlich gefunden war, längst um das seltsame Geräusch aus ihrem Keller wussten. „Aber mal die Hausverwaltung anrufen, auf die Idee ist keiner gekommen.“ Picklaps hat das dann erledigt. Die Reparatur soll in den nächsten Tagen erfolgen. 

 

Eine amtliche Schallortung braucht seine Zeit

 

Während Picklaps sich über die unfassbare Trägheit seiner Nachbarn wundert, zielt Teichmanns Kritik auch aufs Amt, das sich ziemlich schwergängig und bürokratisch verhalten habe. „Die Kommunikation lief schleppend und oft verstrich viel Zeit, bis die Suche nach der Ursache fortgesetzt wurde“, meint er.

Torsten Kühne (CDU), Pankows Stadtrat für Umwelt und als solcher auch für die Suche nach schrillen Pfeiftönen verantwortlich, verweist hingegen darauf, wie kompliziert es sei, in der dicht bebauten Innenstadt eine Geräuschquelle zu identifizieren. „Der Schall reflektiert; da kommen wir auch mit unseren Geräten nicht weit.“ Natürlich seien seine Mitarbeiter vor Ort unterwegs gewesen und hätten auch noch weitere Termine, so Kühne. Denn so sicher wie die Nachbarn, dass die Heizung wirklich die Ursache ist, gibt er sich nicht. Richtig sei aber, dass verhältnismäßig wenige Beschwerden sein Amt erreicht hätten. Gerade mal eine Handvoll seien über die Monate zusammengekommen.

 

PS: Bei der Suche nach der Ursache des Rums im Skandinavischen Viertel nehmen wir immer noch sachdienliche Hinweise entgegen. 

 

 

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