Die Tesla-Gemeinschaftsschule muss dringend saniert werden, die Planungen stocken. Jetzt machen die Eltern mit einer Verzweiflungstat auf das Problem aufmerksam: Ihre Kinder sollen sechs Millionen Euro erjoggen.
Lange Wege sind die Schüler der Tesla-Gemeinschaftsschule gewohnt: Die jüngeren von ihnen müssen, da der Platz in dem Haus in der Rudi-Arndt-Straße nicht ausreicht, ersatzweise in der Turnvater-Jahn-Grundschule unterrichtet werden. Und lange mussten die Oberschüler ihre Essensversorgung im alten Coubertin-Gymnasium besorgen, weil es in der eigenen Schule nur Tütensuppe gab. Die Tesla-Schüler und ihre Eltern sind es also gewohnt, dass sie dem Platzmangel am eigenen Haus mit Fußmärschen zahlen. Fast konsequent ist es da, dass die Schüler jetzt wieder laufen sollen. Und zwar um sechs Millionen Euro. Damit soll ein Plattenbau auf dem Tesla-Campus saniert werden. Schülerlauf, sechs Millionen Euro. Es ist das, wonach es klingt: Eine Verzweiflungstat, deren Ziel keine Chance auf Verwirklichung hat. Den Eltern geht es dann auch mehr um den Hilferuf, der erhört werden soll. Am Freitag soll der Benefizlauf am Velodrom stattfinden.
Als Gemeinschaftsschule gibt es die Tesla erst seit etwas mehr als zwei Jahren. Zuvor befand sich in dem Haus eine Realschule, deren Schüler hier auch immer noch unterrichtet werden, ab der achten Klasse aufwärts. Schon zur Eröffnung der Gemeinschaftsschule reichte der Platz nicht aus für die zusätzlich neuen Gemeinschaftsschüler, die deswegen ersatzweise in der Jahn-Grundschule untergebracht sind. Eigentlich eine Übergangslösung, denn geplant war die Sanierung eines alten Plattenbaus auf dem Tesla-Campus. Ein Millionenprojekt, das dem Senat zu teuer wurde – und das deshalb seitdem ruht.
Davon unbeeindruckt wachsen die Grundschülerzahlen in ganz Prenzlauer Berg; was es mehr oder weniger ausschließt, auch im kommenden Jahr die mehr werdenden Tesla-Schüler noch in der Turnvater-Jahn-Grundschule unterzubringen, wo bereits jetzt die Keller als Klassenräume genutzt werden. „Wir wissen nicht, wo unsere Kinder unterrichtet werden sollen“, sagt Ricarda Disla, die mit anderen Tesla-Eltern die Idee des Spendenmarathons mit betont absurder Zielsetzung hatte. „Wir wissen, dass das nicht funktioniert, außer, wir lassen unsere Kinder bis in alle Tagen um Geld rennen. Es geht um die Botschaft.“
Rennen die ganzen Herbstferien
Die Sanierung des Plattenbaus hätte schon längst beginnen sollen, im kommenden Jahr wäre sie dann nach ursprünglicher Planung beendet gewesen. Grund für die Unterbrechung der Planung durch das Land sind die absehbar gestiegenen Kosten, unklar ist derzeit, wo das Geld herkommen soll. Die zuständige Stadträtin war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, sie befindet sich im Urlaub. Auf sechs Millionen Euro beziffert Elternvertreterin Ricarda Disla das Finanzloch. Dass die Sanierung bald beginnt, glaubt sie nicht mehr. „Ehrlich gesagt bin ich skeptisch, ob meine Tochter das neue Schulgebäude noch betreten wird“ – ihre Tochter geht in die zweite Klasse.
„Beim Tempodrom hat es damals doch auch mit dem Verkauf von Ziegelsteinen geklappt. Auch für die Schlossfassade wurden Millionen gespendet – warum nicht auch für das versprochene Schulgebäude“, fragen die Eltern in ihrer heutigen Pressemitteilung. „Wir sind optimistisch.“ Der Dauerlauf, der am Freitag zwischen 10 und 12 Uhr um das Velodrom führen und am Sportplatz in der Kniprodstraße beginnen soll, könnte ja unbegrenzt weitergehen. „Am nächsten Tag beginnen die Herbstferien“, üben sich die Eltern in Sarkasmus.
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