Eine neue Kulturbrauerei

von Juliane Schader 28. August 2013

Ateliers, Proberäume, Labore und temporäres Wohnen, das sind die Visionen zweier Architektur-Studentinnen für das Bezirksamts-Areal in der Fröbelstraße. Gestern haben sie diese vorgestellt.

Eine Schule im Krankenhaus an der Fröbelstraße. Im Haus 3 des Bezirksamtes, welches einst dem sowjetischen Geheimdienst NKWD sowie dem Ministerium für Staatssicherheit als Gefängnis und Folterkeller diente, ein Museum. Haus 2 wird zum Atelier für Künstler, Haus 4 erhält Tanzräume, in Haus 9 können Musiker proben, die kleine Kapelle wird Veranstaltungssaal und dazwischen noch Platz für Labore und Büros. Auch Wohnraum wird geschaffen: Temporär können sozial Schwächere im Haus 6 wohnen und sich mit mobilen Stellwänden und Wohn-Boxen ein kleines Heim innerhalb der riesigen Räume des Gebäudes schaffen.

 

Wünsche der Anwohner inklusive

 

So könnte die Zukunft des Bezirksamtsgeländes und des Krankenhausareals an der Fröbelstraße aussehen – zumindest, wenn es nach den beiden Architekturstudentinnen Mira Dieckmeyer und Hannah S. geht. In einem Semesterprojekt haben sie sich mit der Nachnutzung der Gebäude auseinandergesetzt. Dabei brachten sie nicht nur ihre eigenen Ideen mit ein, sondern erfragten in einem Workshop auch die der Anwohner. Denen präsentierten die beiden am gestrigen Dienstagabend in der Theateretage die Ergebnisse.

Allgemeine Zustimmung fand der Ansatz, dass die derzeit in kommunaler Hand sich befindenden Gebäude dort auch bleiben sollen. „Vielleicht können wir hier einen Ersatz für die verkaufte Kulturbrauerei schaffen“, meinte ein Anwohner. Schließlich sei deren dauerhafter Erhalt nicht mehr gesichert und die Angebote dort eh mittlerweile eher für Touristen als für die Nachbarschaft.

Für die Nutzung der Gebäude als Wohnraum konnte sich hingegen nicht jeder begeistern. Noch mehr Verdichtung, das müsse doch nicht sein, erklärte ein älterer Herr. Zumal es auch Platzverschwendung sei, diese großen Räume zu bewohnen.

 

Vision statt durchgerechneter Planung

 

„Es geht ja nicht darum, dass jede einzelne hier vorgeschlagene Nutzung genau so umgesetzt wird“, meinte ein Mitglied der Anwohnerinitiative. Viel wichtiger sei doch, mit den Entwürfen der Studentinnen eine ungefähre Idee an der Hand zu haben, was aus der Fläche werden könnte. „Bevor wir von der Entwicklung hier überrollt werden.“

Denn genau das bietet die Arbeit der Studentinnen: Die zusammengefassten Wünsche der Anwohner für das Areal. Ob sie im Gegensatz oder ergänzend zu den offiziellen Plänen stehen, die derzeit im Auftrag des Bezirksamtes durch das Unternehmen Stattbau angefertigt werden, ist noch offen. Bis zum Jahresende soll deren Leitbild vorliegen. Ebenfalls noch nicht geklärt ist, ob und wie das Gelände des Bezirksamtes überhaupt umgenutzt werden soll. Nach dem gescheiterten Versuch des Bezirks, es als Verwaltungsstandort abzustoßen, hüllt sich das Amt in Schweigen.

Klar ist hingegen, dass die schönen Visionen der Studentinnen niemand durchgerechnet hat: Wie teuer wird der Umbau für die Umnutzung? Wer sorgt dafür, dass die schon jetzt sanierungsbedürftigen, aber denkmalgeschützten Gebäude instand gehalten werden, auch bei Zwischennutzungen? Wer koordiniert das alles? Diese Fragen zu klären gehörte nicht zu ihrer Aufgabenbeschreibung; das wäre dann Sache der Eigentümer.

 

 

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