Egal, wie viel man schreibt, über die verlotterten Pankower Parks lernt man nicht aus. Heute: Warum die Pflege des Mauerparks weniger kostet, als sie sollte, und was ist eigentlich ein Mähintervall?
Haben Sie schon einmal etwas von Mähintervallen gehört? Oder von Fremdvergaben für Grünflächenpflegemaßnahmen? Oder von differenzierten Aufwandsklassen? Sehen Sie, man lernt doch nicht aus.
Es ist ja nicht so, als ob wir noch nichts von den Grünanlagen und ihrer Pflege im Bezirk gehört hätten. Hier und hier und hier und auch hier haben wir immer wieder darüber geschrieben; zusammenfassen lässt es sich mit der einfachen Formel: Alles verwildert, weil das Geld fehlt. Doch trotz dieser stetigen Berichterstattung gibt es noch Neues zu erfahren über das Feld der bezirklichen Gärtnerei. Diesmal aus einer Antwort des Bezirksamtes auf eine kleine Anfrage von Claudia Rasch.
1.200 pflegebedürftige Fußballfelder
Die SPD-Bezirksverordnete war es offenbar leid, immer nur die ewige Klage über die erzwungene Sparsamkeit zu hören und wollte es genauer wissen. Etwa, wie viel Grünfläche es denn überhaupt gibt in Pankow.
Die exakte Antwort lautet überraschender Weise nicht 42, sondern 8.814.645 Quadratmeter. Das sind 881,46 Hektar, oder, in der beliebten Einheit Fußballfelder, etwa 1.200. Die Dinger sind ja immer ein bisschen unterschiedlich groß.
1.200 Fußballfelder gilt es also tagtäglich zu hegen und pflegen, wobei diese Größenangabe dann wirklich alles umfasst, nämlich „Grünflächen, Spielplätze, Sportflächen, Schulen, Straßenverkehrsgrün, Grünflächen an öffentlichen Gebäuden und Jugendfreizeiteinrichtungen.“
Die Arbeit an diesen übernehmen vor allem Angestellte des Bezirks (Altersdurchschnitt 51,5, teilt das Bezirksamt mit); bei der Reparatur von Spielgeräten oder der Baumpflege können aber auch mal externe Firmen beauftragt werden. Auch die Reinigung des Mauerparks machen Andere. Das sei aber eher die Ausnahme, schreibt das Amt: „Generell gilt: Der Fremdvergabe sind durch die geringen Finanzmittel sehr enge Grenzen gesetzt.“
Gemäht wird je nach Finanzbudget
Die Sache mit dem lieben Geld – wir kennen das bereits. Neu ist hingegen das Wort „Mähintervalle“, mit dem umschrieben wird, wie oft denn jetzt jeweils der Rasen gemäht wird. Was sich, so erfahren wir, nach Nutzung, Finanzbudget sowie Einsatzbereitschaft von Personal und Technik richtet.
Womit wir zu den Kosten kommen, bei denen ja offenbar der Hase im Pfeffer oder der Storch im Salat oder sonst was irgendwo liegt. Die richten sich auf jeden Fall nach Lage und Pflegeaufwand der entsprechenden Fläche, was ja auch Sinn macht, wenn man etwa das Pflegebedürfnis der Partyfläche Mauerpark mit der des eher beschaulichen Volksparks Prenzlauer Berg vergleicht.
Hier erfahren wir nun, dass Pankow vom Senat für die Pflege des Mauerparks im Jahr 2012 gut 37.000 Euro erhalten hat. Für den vier Hektar größeren, aber als weniger pflegebedürftig eingeschätzten Ernst-Thälmann-Park waren es knapp 40.000 Euro, für den Volkspark Prenzlauer Berg gab es fast 100.000 Euro.
Zugewiesen ungleich ausgegeben
Klingt doch erstmal gar nicht so schlecht? Vielleicht, aber der Teufel sitzt in dem nun folgenden Satz: „Die dem Bezirk zugewiesenen Mittel sind nicht die Mittel, die für die Grünpflege der jeweiligen Anlagen genutzt werden.“
Heißt: Wir nehmen das Geld als Teil unseres Haushalts, brauchen es aber halt manchmal wo anders dringender, etwa für Schulen oder Soziales. Wie sparsam der Bezirk mittlerweile ist, das lässt sich ganz gut im Vergleich mit dem Median*-Wert aller Bezirke sehen: So lag dieser etwa für sehr pflegeintensive Flächen (wie den Mauerpark) im vergangenen Jahr bei 50 Cent pro Quadratmeter. Pankow hat aber nur 38 ausgegeben. Wer fies ist, sagt: Das sieht man auch. Womit wir wieder beim Altbekannten wären.
* Der Median ist ein Mittelwert, der oft, aber fälschlicher Weise mit dem Durchschnitt verwechselt wird. Denn während beim Durchschnitt alle Werte zusammengerechnet und durch die Anzahl geteilt werden, ist der Median der Wert, der in der Mitte steht, wenn man alle Werte der Größe nach sortiert. Klingt kompliziert, ist es aber nicht, wie das Beispiel zeigt:
Wir haben fünf Kinder, die bekommen unterschiedlich viel Taschengeld: 2, 5, 6, 8 und 20 Euro. Der Median liegt bei 6 (2, 5, 6, 8, 20). Im Durchschnitt sind das (2+5+6+8+20/5) 8,20 Euro.
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