„Mauerpark im Dialog“, so heißt die neue Website der Groth-Gruppe. Auf Augenhöhe geht es da nicht zu. Gleichzeitig erscheinen Pro-Bau-Kommentare im Netz, teilweise von einer IP-Adresse.
Zuletzt hatte Investor Klaus Groth kein glückliches Händchen bei der Kommunikation mit den Bürgerinitiativen am Mauerpark. Ein Anwaltsschreiben schickte er ihnen ins Haus, in dem er ihnen Unsachlichkeit und das Verbreiten von Falschaussagen unterstellte. Daraufhin gab es mächtig Ärger; selbst die Politik fand es nicht in Ordnung, dass hier engagierte Bürger derartig eingeschüchtert wurden.
Klaus Groth ist lernfähig. Nun versucht es mit der freundlichen Form der beeinflussenden Kommunikation, der PR.
Hauptsache was mit Dialog
Mauerpark im Dialog heißt die Internetseite, die so gar nicht wie eine aufgeblasen-professionelle Werbeseite daher kommt, sondern auf dem einfachen Blog-System WordPress basiert. „Wir laden Sie herzlich ein, sich auf den folgenden Seiten über die tatsächliche Bebauung zu informieren und mit uns in den Dialog zu treten, falls Sie zu der Bebauung weitere Fragen haben“, heißt es dort. Klingt kuschelig, auf Augenhöhe und der Name der Seite ist sicherlich nur durch Zufall ganz ähnlich dem der Seite „Kieze im Dialog“, wo die Bürgerwerkstatt Ihre Arbeit dokumentiert.
In ihrem Impressum steht die Groth Developement GmbH. Inhaber der Domain ist die allod media C2 GmbH, deren Geschäftsführer Thomas Groth heißt, der den gleichen Posten auch bei der Groth Gruppe bekleidet. Die Fragen, die unter dem Reiter „Dialog“ auf der Website aufgeführt werden, beantwortet die „Redaktion“, hinter der sich die PR Agentur Stöbe Mehnert verbrigt, die ebenfalls für die Groth-Gruppe arbeitet. Das alles ist völlig legal und Groths gutes Recht. Einen Dialog anzustoßen scheint nach all dem Streit und Anwalts-Bemühen ja auch gar keine schlechte Idee.
Fraglich ist jedoch, ob hier der richtige Ton getroffen wird: Bei kritischen, öffentlich diskutierten Fragen wie den Nutzungskonflikten am Moritzhof oder der Baustellenzufahrt werden alle Bedenken als falsch und nur die Investorensicht als richtig dargestellt. Zudem wird erneut die Bürgerwerkstatt diskreditiert, indem sie in einer Antwort als „keine sehr verlässliche Quelle“ bezeichnet wird. Ein Gremium, das sich seit Jahren ehrenamtlich für den Park und seine Umgebung engagiert und zudem vom Land Berlin gefördert und gewollt ist, so abzutun, sagt mehr über den Diskeditierenden als über den Diskreditierten.
Verschiedene Kommentare, gleiche IP
Mit dieser neuen Seite begibt sich die Groth-Gruppe auf ein Feld, auf dem bislang nur die Aktivisten des Parks zu Hause waren: Ins Internet. Schon seit Jahren dokumentieren die Bürgerwerkstatt, die Freunde des Mauerparks und die Stiftung Weltbürgerpark, um nur einige Websites zu nennen, ihre Arbeit, ihre Ziele und ihre Konflikte im Netz. Dort haben sie, die gerade massiv gegen die von Groth geplante dichte Bebauung nördlich des Gleimtunnels mobil machen, bislang die Lufthoheit. Nun ist die Groth-Gruppe auch hier mit Blogger-Anmutung aktiv.
Und nun zu etwas völlig anderem: Vor ein paar Tagen tauchten plötzlich erstmals auch Kommentare auf den Websites auf, die sich positiv zum den Bebauungsplänen äußerten. Einige der Kommentatoren auf der Website der Freunde des Mauerparks sowie auf unserer Seite hinterließen zwar unterschiedliche Namen und E-Mail-Adressen, aber die gleiche IP-Adresse. Außerdem wurde vor einiger Zeit die Website der Stiftung Weltbürgerpark gehackt.
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