Am Mittwoch hat die Groth Gruppe ihre Baupläne am Mauerpark im Ausschuss in Mitte präsentiert. Für die Bürgerinitiativen eine Gelegenheit, massiv Kritik zu üben. Die jedoch verhallte.
Carsten Spallek hat einfach keinen Bock mehr auf das leidige Thema Mauerpark. So erschien es zumindest am heutigen Mittwochabend, als im Ausschuss für Stadtentwicklung im Bezirk Mitte der Projektentwickler Klaus Groth zu Gast war, um seine Pläne für das Grundstück nördlich des Gleimtunnels zu präsentieren. Kaum wurde das Thema aufgerufen, verließ Spallek (CDU), Stadtrat für Stadtentwicklung in Mitte, erstmal den Raum, um Snacks zu holen. Den Rest der Präsentation widmete er sich sehr intensiv seinem Smartphone. Erst als er ganz konkret um seine Meinung zu Groths Vorhaben gebeten wurde, auf den 3,5 Hektar bis zu 530 Wohnungen zu errichten, kommentierte er kurz: „Die offenen Fragen werden wir im Laufe des Bebauungsplanverfahrens klären.“ Damit war die Diskussion für ihn beendet.
Vorausgegangen war diesem demonstrativen Desinteresse zunächst eine Vorstellung der Baupläne durch einen Mitarbeiter der Groth-Gruppe (was diese im Einzelnen beinhalten, steht hier). Er betonte besonders die erfolgte Auflockerung der Wohnblöcke durch zusätzlich eingezogene kleine Wege sowie die Ergänzung der Pläne um einen kleinen Platz etwa in Höhe des Moritzhofes, um dort Nutzungskonflikten vorzubeugen. Gegenüber dem ursprünglichen Entwurf nach Lorenzen sehe er hier eine eindeutige Verbesserung, so der Mitarbeiter.
Trennung statt Zusammenwachsen
Eine Einschätzung, die die Sprecher der drei engagierten Bürgerinitiativen des Parks so nicht teilen wollten. „Wir wollten an dieser Stelle Brunnen- und Gleimviertel endlich verbinden. Doch ihre Pläne sehen eine Trennung durch eine Gated Community vor“, sagte Alexander Puell von den Freunden des Mauerparks. Heiner Funken von der Stiftung Weltbürgerpark machte sich vor allem Sorgen um die Erschließung. „Wollt ihr uns wirklich glaubhaft machen, dass ihr mit der Zufahrt am Gleimtunnel die Erschließung sowohl der Baustelle als auch des fertigen Wohngebiets wuppen könnt? Das nehmen wir Euch nicht ab!“, erklärte er. Und Rainer Krüger von der Bürgerwerkstatt Mauerpark Fertigstellen stellte die Frage, was denn eigentlich die Bewohner des Brunnenviertels von dem neuen Wohngebiet hätten. „Es werden dort Menschen mit Einkommensverhältnissen einziehen, die nichts mit dem Brunnenviertel zu tun haben werden wollen. Das Brunnenviertel hat nichts davon außer die sozialen Folgekosten“, meinte er. So viel Einigkeit war unter den Initiativen selten.
Das meinte auch Sven Diedrich von den Linken. „Das ist eine Sternstunde der Bürgerinitiativen – sie halten zusammen, das hat mir großartig gefallen“, erklärte er. Zudem rennten sie bei den Linken offene Türen ein, die von Anfang an gegen eine Bebauung dort gewesen seien. Allerdings sehe er bei der derzeitigen Rechtslage keinen Weg, die Uhr einfach wieder zurückzudrehen. Bezirk und Senat haben mit dem Grundstückseigentümer einen Vertrag geschlossen, der das Land zu Schadenersatz verpflichtet, falls dem Investor nicht ein genügend großes Bauvolumen zugestanden wird.
Für eine Stellungnahme zu heiser
Janina Körper von der SPD verwies hingegen darauf, dass innerstädtischer Wohnraum dringend gebraucht würde. Jedoch erkundigte auch sie sich, wie die vom Investor vertraglich eingeforderte „nachhaltige und ökologisch ausgewogene Entwicklung und eine soziale Durchmischung des Gebietes“ denn nun konkret umgesetzt würden. Klaus Groth begab sich zwar zum Mikrofon, um dazu ein paar Sätze zu sagen. Allerdings war es so heiser, dass er nach ein paar Krächzern aufgeben musste. Womit das Thema Mauerpark für dieses Mal beendet war.
Weiter geht es damit wohl erstmal wieder in den Gremien. Noch vor dem Sommer soll jedoch eine öffentliche Informationsveranstaltung für alle Bürger stattfinden, wie die BVV Mitte im Februar auf Antrag der Linken beschlossen hat.
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