Muss das sein?

von Juliane Schader 21. September 2012

Der Bund der Steuerzahler kritisiert Pankows neueste Straßen-Kunst. Der Bezirk solle lieber erstmal seine Gehwege sanieren, meint er. 

Pankow hat einfach kein Glück mit seiner Kunst im öffentlichen Raum. Der eine Teil der Kunstwerke ist so marode, dass er von der Straße geholt werden muss, weil das Geld für Reparaturen fehlt. Und der andere Teil ist zwar neu, aber dafür kann seit Mittwoch die ganze Nation lesen, was für eine Geldverschwendung er ist: In seinem Schwarzbuch der öffentlichen Verschwendungen prangert der Bund der Steuerzahler explizit die vier Leuchtplastiken an, die seit April dieses Jahres an Pankows Ausfallstraßen stehen. Zwar hält sich der Bund bei der Beurteilung des künstlerischen Wertes der Plastiken zurück, aber ihren Preis von 130.000 Euro findet er einfach zu hoch. Zumal die Finanzierung nur durch neue Schulden habe erfolgen können, für die nun zusätzlich 5000 Euro an Zinsen fällig würden, wie es heißt.

Das Geld stammt aus der Kasse des Bezirks, der im Jahr 2010 im Zuge der Umbaumaßnahmen an vier großen Straßen im Norden den Kunstwettbewerb „Tor nach Pankow“ ausrief. Möglich war das, weil die Berliner Verwaltung vorschreibt, bei großen Baumaßnahmen bis zu zwei Prozent des Investitionsvolumens für Kunst im Stadtraum einzuplanen. Die Berliner Künstlerin Veronika Kellndorfer entschied den Wettbewerb mit ihrer Arbeit „Polychromie architekturale“ für sich. Nun stehen die vier Lichtplastiken zum Beispiel an der Berliner Straße kurz vor der S-Bahn, um mit einem künstlerischen Zeichen in signifikanter Weise das Tor nach Pankow zu markieren, wie der Bezirk es beschreibt. Bzw. weitere Löcher in den Haushalt eines Bezirks zu reißen, der nicht mal seine Straßen in Ordnung halten kann, wie der Bund der Steuerzahler meint.

 

Sogar Berlin kann sein Geld nur einmal ausgeben

 

Konkret bezieht er sich mit seiner Kritik auf das Urteil vom Juli, nach dem das Land einer Fußgängerin Schadenersatz zahlen musste, weil sie auf einem maroden Gehweg schwer gestürzt war. Damals verteidigte Berlin den schlechten Zustand seiner Straßen mit dem Hinweis auf leere Kassen. Kein Wunder, dass das Land kein Geld habe, wenn es alles in fragwürdige Straßenkunst investiere, meint nun der Bund der Steuerzahler. „Für die Verkehrssicherungspflicht bleibt da natürlich nichts mehr übrig.“

Was das kritisierte Bezirksamt von den Vorwürfen hält, war auf die Schnelle nicht herauszufinden. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Bund der Steuerzahler etwas daran zu mäkeln, wofür im Bezirk Geld ausgegeben wird. Anlass war damals die zehn Meter lange Brücke über den Teich im Thälmannpark. 80.000 Euro machte der Senat dafür locker, um Fußgängern die etwa eine Minute dauernde Umrundung des Gewässers zu ersparen – eine Investition, die selbst Anwohner für unnötig hielten. Doch der Senat stand damals zu seiner Brücke: Die Verkehrssicherungspflicht erfordere den Neubau, hieß es.

 

 

 

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