Alle sitzen in den Startlöchern, um die Erweiterung des Mauerparks nun doch noch Wirklichkeit werden zu lassen. Nur die Stiftung Weltbürgerpark schimpft auf Beton und sammelt weiter Geld.
Man mag es kaum glauben, aber die Diskussion um die Erweiterung des Mauerparks könnte mit der Entscheidung vom Freitag endgültig zu einem Ende kommen sein. Vom Senat über die CA Immo als Besitzer der für die Vergrößerung in Frage kommenden Fläche bis hin zu möglichen Bauherren begrüßen alle die jüngste Entwicklung. Nur die Stiftung Weltbürgerpark lehnt das Votum des Stadtentwicklungsausschusses aus Mitte ab, im Süden den Park zu erweitern und Flohmarkt und Mauersegler zu erhalten sowie im Norden eine moderate Wohnbebauung zuzulassen.
„Der Familienpark fällt weg“, kommentiert Frank Möller von der Stiftung Weltbürgerpark die Entscheidung. Schließlich vergrößere eine Parkerweiterung im Süden nur die Partyfläche, während nördlich des Gleimtunnels, wo nun gebaut werden soll, der eigentliche Anwohnerpark hätte entstehen können. Zudem traut er dem Plan nicht über den Weg, dass eine Baugenossenschaft dort sozial verträglichen Wohnraum schaffen wolle. „Billigmieten wird es dort nicht geben“, meint er.
Daher will die Stiftung ihre Bemühungen fortsetzen, Geld für den Ankauf von Flächen zu sammeln. „Wir machen einfach weiter“, meint Möller. Wenn die erste Millionen zusammengekommen sei, könne man sicher auch zu einem späteren Zeitpunkt im Norden noch Flächen ankaufen. „Wie wollen weiterhin so viel Beton wie möglich verhindern.“
CA Immo hat keine Bedenken
Die anderen Beteiligten lassen sich von diesen Zwischenrufen die Stimmung jedoch nicht verderben. „Einen großen Erfolg“, nennt Rainer Krüger von den Freunden des Mauerparks den Beschluss von Freitag – kein Wunder, basiert die aktuelle Lösung doch auf einem Entwurf des Vereins. Auch Markus Diekow, Sprecher der CA Immo, begrüßt, dass nun wieder Bewegung in die festgefahrene Diskussion gekommen ist. „Grundsätzlich spricht von unserer Seite erstmal nichts gegen die gefundene Lösung“, meint er. Die Details müssten nun mit dem Senat besprochen werden.
Wenn die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte am 19. April der Empfehlung des Ausschusses folgt und den Entwurf verabschiedet, können die Gespräche beginnen. Zu viel Zeit sollten sich die Beteiligten aber nicht lassen, da zumindest die Erweiterung des Parks im Süden um mindestens zwei Hektar noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden muss. So will es das Ultimatum der Allianz Umweltstiftung, die sonst die 2,3 Millionen Euro zurückverlangte, die sie Anfang der 90er Jahre in die Anlage des Parks investiert hat.
Nicht ganz so eilig hat man es dagegen mit der Bebauung im Norden. Mit bis zu vier Jahren Planungsphase rechnet etwa die „Initiative genossenschaftliches Wohnquartier am Mauerpark“, die sich als Interessent dort ins Spiel gebracht hat. Die Initiative, die sich aus Mitgliedern der Mietergenossenschaft Selbstbau sowie der Initiative Möckernkiez zusammensetzt, plant, etwa 25.000 Quadratmeter Wohnfläche zu schaffen, wie Severin Höhmann von der Selbstbau erzählt. Dabei wird mit Mieten zwischen acht und zehn Euro kalkuliert, zu denen für die Mieter Genossenschaftsanteile von 400 bis 500 Euro pro Quadratmeter hinzu kämen. „Günstiger ist das bei Neubauten derzeit nicht zu machen“, meint er. Dafür solle aber ein Teil der Wohnungen für Mieten um fünf, sechs Euro an sozial Schwächere vermieten werden. Dafür bedürfte es aber Zuschüssen vom Land.
Genossenschaft bevorzugt Erbbaurecht
„Wir favorisieren, dass das Land die Fläche kauft und dann per Erbbaurecht an uns vergibt“, sagt Höhmann. Somit würde auch langfristig sichergestellt, dass mit der Immobilie nicht spekuliert werde. „Wir würden aber auch direkt die Fläche kaufen.“ Die Initiative rechnet mit vier bis fünf Millionen Euro an Kosten allein für den Flächenankauf. Das benötigte Geld soll durch den Verkauf der Genossenschaftsanteile zusammenkommen.
Somit hatte die lange Diskussion um die Erweiterung des Parks zumindest ein Gutes: Alle Beteiligten sitzen nun in den Startlöchern und können sofort loslegen, sobald die BVV Mitte ihre Entscheidung getroffen hat. Bleibt nur die Frage, warum der Senat vor gut drei Wochen auf keinen Fall Fläche kaufen wollte, und genau dieser Lösung nun doch zugestimmt hat. „Es hat sich die Überzeugung durchgesetzt, dass die 2,3 Millionen Euro besser in Fläche als in eine Strafzahlung an die Allianz Umweltstiftung investieren werden“, sagt Daniela Augenstein, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Die jetzige Lösung sei dann doch der bessere Tausch.
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