Ein Bio-Kiez übt sich in Fastfood-Toleranz

von Juliane Schader 13. März 2012

Eine Fastfood-Kette eröffnet und niemanden interessiert’s. Warum in Prenzlauer Berg kein Burger-Krieg tobt wie einst in Kreuzberg.

Die Prenzlauer Berger essen gerne Grünkern, biologisch korrektes Obst aus dem Umland und wenn es denn überhaupt Fleisch sein muss, dann doch bitte von glücklichen Kühen mit Neuland-Siegel. So will es nicht nur das Klischee, so ist es wohl auch, wie die große Dichte an Biomärkten im Kiez beweist. Doch nun gerät das ökologische Gleichgewicht in Schieflage: Ein Fastfood-Riese eröffnet seine erste Filiale im Kiez. Ende März wird Burger King in den Arcaden an der Schönhauser Allee seine Tore öffnen. Und niemanden interessiert’s.

Während in Kreuzberg vor ein paar Jahren der Burger-Krieg tobte, als Mc Donald’s eine Filiale an der Wrangelstraße einrichtete, hat es Burger King geschafft, kein einziges Graffiti auf der komplett verklebten Schaufensterscheibe zu kassieren, die verkündet, wer hier demnächst Burger unters Volk bringen wird. Vermutlich kann es sich dafür beim größten Konkurrenten bedanken: Mc Donald’s hat schon seit Jahren einen Standort in der Schönhauser Allee, und das schräg gegenüber. Vielleicht birgt diese Konstellation wenigstens ein bisschen Konfliktpotential.

 

Gefühlte Grenze S-Bahnring

 

Denn den Prenzlauer Bergern liegt offensichtlich wenig an Rebellion. Entweder haben all die Marienburger, Burger Dreams und Stargarder Burger längst den Weg geebnet für schnelles Essen, sodass es auf eine Kette mit Fleisch aus Massentierhaltung und Müllbergen jetzt auch nicht mehr ankommt. Oder es ist die Lage, die dieses Desinteresse verursacht. Immerhin liegt der neue Imbiss nicht nur an einer großen Straße, sondern auch fast außerhalb des S-Bahnrings. Für viele ist der ja die gefühlte Grenze des Prenzlauer Bergs.

In Kreuzberg lautete eins der Hauptargumente der Burger-Gegner, man könne nicht mitten in einem Wohngebiet, in dem drei Schulen liegen, so ein ungesundes Essensangebot machen. Über die Vielzahl der Dönerbuden im Kiez wurde dabei wohlwollend hinweggesehen. Auch an der Schönhauser Allee kommen jeden Tag unzählige Kinder und Jugendliche vorbei, doch nicht einmal das bringt ihre Eltern auf die Barrikaden. Allerdings sind es in diesem Fall keine Schulen, die die jungen Leute anziehen, sondern diverse Bubble-Tea-Läden. Als besonders gesund kann auch dieses Trend-Getränk nicht gelten. Auf einen Burger-Laden kommt es da wohl nicht mehr an.

 



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