Guggenheim Lab: Die Zukunft sind unbezahlte Praktikanten

von Juliane Schader 10. Oktober 2011

Das Guggenheim Lab in Berlin sucht Praktikanten und bietet acht Monate Vollbeschäftigung ohne Bezahlung. Ist das die Zukunft der Metropolen?

Für kulturinteressierte Studenten klingt es wie die perfekte erste Schnupperstunde in die Arbeitswelt: Ein Praktikum beim BMW Guggenheim Lab, das ab Mai nächsten Jahres für drei Monate im Prenzlauer Berger Pfefferberg gastiert. Von November bis August sollen die Praktikanten das Projekt des New Yorker Museums begleiten und damit in den kompletten Prozess der Vorbereitung und Umsetzung mit einbezogen werden.

Klingt toll? Ist es vielleicht auch. Nur sollte jeder, der sich für dieses Praktikum bewerben möchte, kurz vorher nochmal den eigenen Kontostand checken oder mal wieder bei Oma durchklingeln, denn bezahlt wird diese mindestens achtmonatige Vollzeitarbeit nicht. Und das, obwohl die Anforderungen an die Bewerber – fließend Deutsch und Englisch in Wort und Schrift, Kenntnisse der Berliner Architektur – und Designszene, großes Organisationstalent – vermuten lassen, dass die Praktikanten einen großen Beitrag zum Gelingen des Labs leisten sollen.

 

BMW bezahlt seine Praktikanten, nur ist hier das Guggenheim zuständig

 

Thomas Girst, Leiter der BMW Group Kulturkommunikation, zeigt sich über solche Arbeitsbedingungen erstaunt. „Bei der BMW Group werden alle Praktikanten selbstverständlich entsprechend entlohnt“, sagt er. Beim Lab sei aber das Guggenheim für die Mitarbeiterakquise zuständig, und dieses habe als Stiftung in diesem Fall wohl kein Gehalt vorgesehen. Zudem könne man die Praktikanten in Berlin nicht einfach bezahlen, wenn die an den anderen Lab-Standorten New York und Mumbai ebenfalls unentgeltlich arbeiteten. Für weitere Details verweist er aber an der Guggenheim-Museum selbst.

Dieses ließ eine entsprechende Anfrage jedoch bislang unbeantwortet – die zuständige Mitarbeiterin sei im Urlaub, heißt es. Daher ist auch nicht klar, um wie viele unbezahlte Praktikantenstellen es überhaupt geht – in der den Prenzlauer Berg Nachrichten vorliegenden Ausschreibung ist nur von drei Stellen die Rede. Bei einem Projekt dieser Größenordnung ist aber durchaus vorstellbar, dass weitere Praktikanten, vielleicht auch für einen kürzen Zeitraum während der Ausstellung, eingesetzt werden sollen.

 

Arbeiten umsonst im Sinne der sozialen Verantwortung

 

Nun sind, nicht nur im Kulturbereich, Praktikanten einigen Kummer gewöhnt. Besonders bitter in diesem Fall ist aber zum einen die kostenlose Vollzeitarbeit über einen Zeitraum von über einem halben Jahr hinweg für ein Projekt, das zwei so große Unternehmen im Namen trägt. Zum anderen ist es der eigentliche Sinn des Labs, das sich mit der Zukunft des urbanen Lebens in Metropolen beschäftigen soll, der nicht unbedingt zu einem derartigen Umgang mit Mitarbeitern passt. „The theme of the Lab’s first two-year cycle is Confronting Comfort – exploring notions of individual and collective comfort and the urgent need for environmental and social responsibility“, heißt es dazu auf der Internetseite des Labs – man will sich also Gedanken machen über den dringenden Bedarf an ökologischer und sozialer Verantwortung.

Soziale Verantwortung? Die Bezahlung von acht Monaten Vollbeschäftigung des kulturinteressierten Nachwuchses wäre da doch ein guter Anfang.

 

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