In der Diskussion um die Erweiterung des Mauerparks zerfleischen sich die Gegner einer Bebauung gegenseitig. Dabei bedarf es vereinter Kräfte, um die große Parklösung doch noch zu realisieren.
Wenn zwei das gleiche wollen, heißt das noch lange nicht, dass man sich einig ist. Diese seltsame Erkenntnis konnte in der letzten Woche jeder gewinnen, der Zeit und Lust hatte, die immer weiter ausufernde Diskussion unter diesem Artikel zur Zukunft der „Bürgerwerkstatt Mauerpark Fertigstellen“ zu verfolgen.
Die Bürgerwerkstatt erarbeitet seit einem Jahr, wie ein erweiterter Mauerpark aussehen könnte. Dabei entstand sowohl ein Plan, der eine teilweise Bebauung des Geländes vorsieht und damit auf die Vorgaben des aktuellen Grundstückseigentümers, der Vivico Immobiliengesellschaft, sowie des Bezirks Mitte eingeht. Als auch eine Variante ganz ohne Bebauung, die den eigentlichen Willen der beteiligten Bürger widerspiegelt.
Mitmachen bei der Bürgerwerkstatt? Unverzeihlich
Mit von der Partie bei der Bürgerwerkstatt sind die Freunde des Mauerparks, die sich seit Jahren bei der Pflege der Grünfläche engagieren. Auch sie sind eigentlich für die große Parklösung ohne Bebauung, haben sich aber aus pragmatischen Gründen auf die Werkstatt eingelassen – ein Schritt, der ihnen von dem Kreis um die Stiftung Weltbürgerpark nicht verziehen wird.
Die Stiftung sammelt seit einigen Wochen Geld, um das für die Erweiterung des Parks nötige Grundstück selbst von der Vivico zu kaufen. Ein ehrgeiziges Ziel, für das sie mehr als zehn Millionen Euro zusammen bekommen muss. Und das auch die Freunde des Mauerparks im Prinzip gut heißen.
Dennoch kommen die beiden Parteien nicht zusammen. Statt sich gemeinsam für einen unbebauten Mauerpark einzusetzen, vergeuden sie Energie in endlosen Diskussionen, in denen sie sich gegenseitig mit Vorwürfen überhäufen, die von Verrat, Geldverschwendung und Einknicken gegenüber der Politik künden. Dabei könnte es – wenn man in der Lage ist, Vorgeschichten zu vergessen und das Kriegsbeil zu begraben – so einfach sein:
Schließlich hat die Bürgerwerkstatt, entgegen ihrem eigentlichen Auftrag, einen Plan erarbeitet, wie so ein unbebauter Park aussehen könnte. Menschen aus Prenzlauer Berg und Wedding saßen dabei mit am Tisch, haben sich über ein Jahr lang mit dem Thema befasst, darüber diskutiert und am Ergebnis gearbeitet – als Ausgangsbasis für die Stiftung könnte das durchaus gut sein.
Nur mit konkreten Plänen fängt man Geldgeber
Denn was dieser bislang fehlt, ist ein genauer Plan, wie der Park aussehen soll. Man wolle das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt sei, begründet die Stiftung diesen Mangel. Doch gerade das Einwerben großer Geldgeber dürfte schwer fallen, so lange die Stiftung ausschließlich auf dem Ticket fährt: Wir sammeln erstmal und schauen dann. Mit konkreten Plänen und Ansagen fängt man Geldgeber. Und warum dabei nicht auf Dinge zurückgreifen, die es schon gibt? Auch wenn diese im Ursprung auf dem vielleicht faulen Kompromiss „Land gegen Baurecht“ basieren.
Die Zeit drängt. Bis zum nächsten Jahr muss mit der Erweiterung begonnen werden, ansonsten muss der Senat der Allianz Umweltstiftung 2,3 Millionen Euro überweisen. Womit nicht nur weiteres für die Erweiterung benötigtes Geld anderweitig vergeudet wäre, sondern auch der einzige Motor wegfiele, der die Politik sich überhaupt so lange mit dem Thema beschäftigen ließ.
Man kann angesichts dieser Tatsachen noch ein wenig Zeit und Energie darauf verschwenden, die Erde des Mauerparks zu verbrennen und sich mit Dreck zu bewerfen. Man könnte sich aber auch einfach mal zusammenraufen, so unter Freunden und Weltbürgern.