Investor Kurt Krieger, Bezirk und Senat diskutieren derzeit die Entwicklung des einstigen Pankower Rangierbahnhofs. Am Mittwoch stellten sie ihre ersten Ergebnisse vor.
Der ehemalige Rangierbahnhof in Pankow soll bebaut und als Stadtfläche erschlossen werden. Das ist zwar nicht neu, aber wohl die beste Zusammenfassung des Konsens, den Bezirk, Senat und Grundstückseigentümer bislang erreicht haben. Am gestrigen Mittwochabend haben sie gemeinsam den Zwischenstand ihres aktuell laufenden Werkstattverfahrens in der Turnhalle der Pankower Platanus-Schule vorgestellt.
Vor zwei Jahren kaufte Kurt Krieger, Eigentümer der Möbelläden Höffner und Sconto, das 40 Hektar große Gelände zwischen den S-Bahnhöfen Pankow und Heinersdorf. Nun soll es entwickelt werden, was auch Auswirklungen auf Prenzlauer Berg haben dürfte.
„Wir wollen ein neues, lebendiges Stück Stadt schaffen, verzahnt mit den bisherigen Strukturen“, erklärte Elke Pahl-Weber von der TU Berlin als Moderatorin des Werkstattverfahrens. Einig sei man sich zudem über die Ansiedlung von Einzelhandel, der das bestehende Pankower Einkaufszentrum stärken solle. Darüber hinaus sollen Wohnraum und eine Schule entstehen. Doch wo genau, und wie groß die Einzelhandelsflächen werden sollen, da gibt es noch Gesprächsbedarf.
Mehr Möbel oder mehr Shoppingcenter
Mehrere Varianten zur Aufteilung der Fläche wurden vom Architekten Carsten Lorenzen präsentiert. Als „bipolares Zentrum“ stellte er eine Version vor, bei der ein kleineres Einkaufzentrum direkt an der S-Bahn-Haltestelle Pankow sowie zwei große Möbelhäuser an der Prenzlauer Promenade entständen. Hier ist die Frage, ob das Einkaufszentrum eine eigene Einkaufsstraße quasi als Erweiterung der Berliner Straße bekommt, oder ob der Anschluss über bestehende Straßen erfolgt.
Alternativ denkbar wäre es, das Einkaufszentrum an der Haltestelle Pankow größer ausfallen zu lassen und dafür die Möbelhäuser zu verkleinern. Hier gibt es die Varianten, eine Grünfläche als eine Art grünes Band entlang der Bahnlinie anzulegen, oder das Grün eher punktuell zu verteilen. Alle vier Möglichkeiten seien derzeit denkbar und würden im Laufe des Verfahrens weiter diskutiert, so Lorenzen.
Je nach Version käme es zu mehr oder weniger Verkehrsaufkommen, wie Konrad Rothfuchs von der Argus Stadt- und Verkehrsplanung erläuterte. Bei einem kleineren Einkaufszentrum erwarte man ca. 33.000 Autofahrten pro Tag zusätzlich, bei kleineren Möbelmärkten knapp 15.000. Festnageln lassen wollte er sich auf diese Zahlen aber nicht – man warte derzeit auf ein neues Gutachten, welches den Einzugsbereich der neuen Einkaufsmöglichkeiten genauer definiere. Klar sei, dass man vor allem auf einen guten Anschluss an die öffentlichen Verkehrsmittel achten wolle. Eine zusätzliche Tramlinie soll das Stadtviertel erschließen.
Soziale Infrastruktur für neue Wohnungen gesucht
In der darauf folgenden Diskussion wurde deutlich, dass Senat und Bezirk möglichst wenig Einzelhandelsflächen und Verkehr wünschen, während Kurt Krieger naturgemäß die Variante mit den größeren Möbelhäusern bevorzugt. Spannend wird nun, ob sich der Investor oder die Politik durchsetzt.
Auch darüber hinaus gibt es noch Gesprächsbedarf, etwa zu den geplanten Wohnungen. Ursprünglich hatte Krieger auf seinem Gelände einen großen Park anlegen wollen, für den sich auch am Mittwochabend einige der anwesenden Bürger stark machten. Auf Wunsch des Senats ist aktuell aber nun Wohnraum geplant: Bis zu 1500 Wohnungen könnten entstehen – fast drei Mal so viel wie auf der Fläche nördlich des Gleimtunnels. Die Frage der dafür nötigen sozialen Infrastruktur ist aber noch völlig offen. Zwar ist eine Schule geplant, die wird aber bereits jetzt schon dringend benötigt. Wie das Problem gelöst werden könnte, darauf wurde am Mittwochabend erst gar nicht eingegangen. Dafür wurde immer wieder betont, dass man erst am Anfang eines Entwicklungsprozesses stände.
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