Einigung im Bötzowviertel: Die Eigentümer der Dietrich-Bonhoeffer-Straße 6 haben nach langem Hin und Her ihr Grundstück verkauft. So wie es aussieht, kann nun endlich die neue Riesen-Sporthalle gebaut werden.
Der ursprüngliche Bebauungsplan für die Dietrich-Bonhoeffer-Straße 6 bis 9 gammelt seit 2012 in einer Schublade vor sich hin – eine Sporthalle mit vier Feldern. Nun kann er wieder rausgeholt werden. Denn nach Baulücke 7, 8 und 9 ist nun auch das Grundstück verkauft, das den Bau bislang stoppte: die Nummer 6.
„Wir haben ein Angebot gemacht, alle Eigentümer haben unterschrieben und im gleichen Atemzug hat eine Mitarbeiterin des Bezirksamts angenommen“, sagt der bisherige Haupteigentümer Christian Strahl.
Das Grundstück ging ihm zufolge für den Verkehrswert von 770 000 Euro über den Tisch, an das Land Berlin vertreten durch das Bezirksamt Pankow. Mehr als die Hälfte des Geldes bekommen Strahl und seine Frau, den Rest die Erbengemeinschaft von mehr als 60 Menschen.
Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung Jens-Holger Kirchner (Grüne) bestätigte das Geschäft. „Alle Grundstücksfragen sind geklärt – es kann der Bau der Sporthalle, wie ursprünglich geplant, erfolgen.“
Unterschriften lärm-fürchtender Nachbarn und Klage gegen den B-Plan
Der Verkauf ist ein Sinneswandel. Denn Strahl, der in der Straße wohnt, hatte sich bisher vehement gegen einen Verkauf und damit gegen die Sporthalle gewehrt. Er sammelte Unterschriften von 150 Nachbarn, die um ihre Ruhe fürchteten und klagte gegen den Bebauungsplan für die Turnhalle. Die Klage ist mit dem Verkauf passé, der Weg theoretisch frei für die neue Halle.
Und auf die ist der Bezirk auch angewiesen. Der Druck für neue Sportflächen zu sorgen, ist groß – die Schülerzahlen steigen, Vereine müssen Interessenten abweisen, weil Trainingsflächen rar sind und aktuell dient eine Halle in der Wichertstraße als Notunterkunft für Flüchtlinge.
Aus lauter Not lagen vor einem Jahr die Ersatz-Baupläne für die Turnhalle im Bötzowviertel schon bereit: Statt einer Vier-Feld-Sporthalle sollte zunächst eine mit zwei Feldern gebaut werden, um diese dann hoffentlich noch zu erweitern. Mehrkosten: eine Million Euro. Obendrauf auf die geplanten 10 Millionen.
Der letzte Blockierer zieht weg
Nötig für den Bau – zusammen mit der 20 Millionen Euro teuren Sanierung des gegenüberliegenden Schulgebäudes in der Pasteurstraße – war der Kauf von vier Grundstücken. Nummer 7 bis 9 gingen für mittlere sechsstellige Beträge über den Tisch. Kurzzeitig hatte der Bezirk sogar überlegt, die Interessenvertretung der enteigneten Juden zu enteignen. Es ging nicht so flott wie gewünscht, die Hallen-Pläne umzusetzen. Immerhin existieren sie schon seit den 1990er Jahren.
Er sei der letzte Blockierer gewesen, sagt Strahl von sich selbst. Nun zieht er weg. Im November will er das Grundstück Nummer 6 übergeben. Weiterer Widerstand von Nachbarn allerdings, die den Lärm der Sportler fürchten: Nicht ausgeschlossen.
UPDATE 9. Oktober: Bezirksstadtrat Kirchner hat das Geschäft bestätigt, zum Kaufpreis wollte er sich aber nicht äußern.
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