Seit Freitag steht fest, was auf der 40 Hektar großen Brache am Rangierbahnhof Pankow entstehen könnte. Ungefähr zumindest. Wenn es nicht anders kommt.
Noch liegt der ehemalige Rangierbahnhof zwischen den S-Bahnhöfen Pankow und Heinersdorf brach. Doch Kurt Krieger, Eigentümer der Möbelläden Höffner und Sconto, hat große Pläne für das 40 Hektar große Areal. 2009 kaufte der Unternehmer es; seit August 2012 verhandelte er mit Senat und Bezirk in einem sogenannten Werkstattverfahren darüber, was dort entstehen darf. Dieses wurde am Freitag abgeschlossen. Damit gibt es nun eine gemeinsame Grundlage für weitere Planungen.
Von Anfang an unstrittig war, dass Krieger auf dem Areal ein Möbelhaus bauen darf. Dieses soll westlich der Prenzlauer Promenade entstehen. Dort soll auch das viel diskutierte Einkaufszentrum mit 30.000 Quadratmetern Verkaufsfläche unterkommen. Direkt am S-Bahnhof, östlich der Berliner Straße, soll zudem ein Stadtplatz mit Geschäften, Gastronomie, Arztpraxen und eventuell einem Hotel gebaut werden.
Wohnen in der Lärmschutzwand
Des Weiteren ist auf diesem Kernstück des Grundstücks zwischen den beiden S-Bahnhöfen Wohnbebauung vorgesehen. 750 Wohnungen sollen dort nach derzeitigem Planungsstand entlang der S-Bahn Platz finden, wobei der Wohnriegel gleichzeitig eine Lärmschutzwand bilden soll. Die Idee ist, dass die Häuser so gestaltet werden, dass Richtung Norden und damit zur S-Bahn nicht gewohnt wird, sondern dort etwa die Treppenhäuser liegen. Wohnen Richtung Süden soll damit ruhig und den Lärmschutzvorgaben entsprechend möglich werden.
Krieger plant laut eigener Aussagen, ein Drittel der Wohnungen für günstige 5,50 Euro kalt zu vermieten, ein weiteres Drittel für 8 bis 10 Euro und das letzten Drittel zum Marktpreis. Im Gegenzug will der Senat ihn sein Einkaufszentrum bauen lassen (mehr dazu hier).
Darüber hinaus ist nun vorgesehen, dass Krieger die zwei Enden seines Grundstücks westlich der Berliner Straße und östlich der Prenzlauer Promenade zum Bau von zwei Schulen zur Verfügung stellt. Auf letzterem Gelände soll eine vierzügige Gemeinschaftsschule entstehen, für deren Bau laut Pankows Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowciz (SPD) bereits 61 Millionen Euro in der Investitionsplanung ab 2017 vorgesehen sind. „Für einen Baubeginn 2017 hätten wir allerdings spätestens im vergangenen Herbst mit den Planungen beginnen müssen“, so die Stadträtin. Entsprechend wird sich die Fertigstellung der Schule verschieben.
Bodenbelastetes Gelände mit denkmalgeschützten Sanierungsfällen zu verschenken
Auf dem Areal an der Berliner Straße wäre Platz für eine Grundschule. Jens-Holger Kirchner (Grüne), Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung, weist aber darauf hin, dass erst noch geprüft werden müsse, ob es an diesem direkt an der S-Bahn gelegenen Grundstück nicht zu laut für eine Schule sei. Auch das zweite Schulgelände nennt er ein „vergiftetes Geschenk“ – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Der Boden gilt als belastet, zudem stehen dort denkmalgeschützte Lokschuppen, um deren aufwendige Sanierung sich dann der Bezirk kümmern müsste.
Schulstadträtin Zürn-Kasztantowicz erklärt zudem, dass die Gemeinschaftsschule für die Deckung des bereits bestehenden Bedarfs gedacht sei, und da im Bezirk Pankow derzeit pro neuer Wohnung mit mindestens einem Kind gerechnet werde, steige bei 750 neuen Wohnungen entsprechend der Bedarf an Schulplätzen.
Auch an anderen Stellen gibt es nach dem Ende des Werkstattverfahrens noch Klärungsbedarf. So muss noch diskutiert werden, ob die Granitzstraße westlich der Berliner Straße verlängert werden soll, was mit dem Bau einer weiteren Brücke über die Straße einherginge. Der Senat favorisiert das, der Bezirk lehnt es ab. Und auch die Einrichtung einer Tramlinie über das Gelände parallel zur Granitzstraße ist noch fraglich.
Baubeginn frühestens 2016
„Das Ziel ist jetzt festgelegt; die Federführung für die weitere Planung hat nun der Bezirk“, sagt Stadtrat Kirchner. Letzteres ist aus seiner Sicht wichtig, weil Bezirk und Landesebene im Laufe des Werkstattverfahrens immer wieder sehr unterschiedliche Ansichten vertraten.
Wolfram Kempe (Linke), stellvertretender Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses hingegen meint, das eineinhalbjährige Werkstattverfahren hätte wenig Neues ergeben. „Die zentralen Punkte – die verkehrliche Erschließung des Geländes, die Tram und die Größe des Einkaufszentrums – sind immer noch ungeklärt.“
Bevor die Bagger am alten Rangierbahnhof anrücken, wird also noch ein wenig Zeit vergehen. So muss das Land vorher noch den Flächennutzungsplan ändern und der Bezirk einen Bebauungsplan aufstellen. Zudem soll ein städtebaulicher Vertrag Details regeln. Frühestens 2016 könnte Baubeginn sein.
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