Alles Müller oder was? (Foto: PBN)

Endstation illegale Ferienwohnung?

von Thomas Trappe 12. Dezember 2011

Das Gastgewerbe in Prenzlauer Berg fürchtet die City-Tax. Die für 2013 beschlossene Bettengebühr  könnte der touristisch geprägten Wirtschaft im Kiez das Leben schwer machen.  

Die Reaktion der Hoteliers war voraussehbar. Als klar wurde, dass der neue rot-schwarze Senat eine sogenannte City-Tax einführen will, also eine Steuer für Hotelübernachtungen, kam der Protest prompt und laut. Eine ganze Branche werde einseitig belastet, so der Vorwurf. Der Hotel- und Gaststättenverband Berlin kündigte eine Klage an gegen das Gesetz, das ab 2013 eine Steuer von fünf Prozent auf Übernachtungen vorsieht. Allen Protesten zum Trotz; inzwischen zeichnet sich ab, dass die Steuer wohl kommen wird. Und ganz besonders betroffen sein könnte davon der bei Touristen beliebte Stadtteil Prenzlauer Berg.

Sascha Hilliger ist Vorsitzender des Unternehmervereins „Pro Prenzlauer Berg“, und er befürchtet genau das. „Für den Kiez wird die City-Tax besonders belastend“, prognostiziert er. Hilliger, der selbst das Hotel Myer’s Berlin in der Metzer Straße leitet, hat das Gefühl, „dass jetzt das zurückgeholt wurde, was man den Hoteliers mit der Mehrwertssteuerreduzierung bei Übernachtungen erst kürzlich gegeben hatte“. 

Die Steuer werde zu einem verschärften Preiskampf im Kiez führen, davon ist Hilliger überzeugt. So könnten die fünf Prozent nicht ohne Weiteres auf die Preise aufgeschlagen werden, „da das die Gäste nicht einfach schlucken“. Die Folge: Gastwirte kalkulierten knapper und senkten die Preise bis an die Schmerzgrenze. Und alle anderen müssten nachziehen. 

 

Ein Low-Budget-Schreck

 

Hilliger verweist auf geringe Gewinnmargen, die Hotels im Kiez sowieso schon hätten. Doch liegt die Annahme nahe, dass ein anderer Bereich des Tourismussektors noch stärker betroffen sein könnte. Nämlich jener, der sich an Low-Budget-Touristen richtet, die empfindlicher als Hotelgäste auf Preissteigerungen reagieren. Zum Beispiel das Hostel Pfefferbett in der Christinenstraße. 180 Betten zwischen jeweils neun und 20 Euro pro Nacht und damit eine der größten Billigunterkünfte im Kiez: Direktor René Wischnewski geht davon aus, dass viele bisherige Gäste mit der City-Tax „für immer verloren sind“.

Auch der Hip-Faktor Berlins im Allgemeinen und von Prenzlauer Berg im Speziellen könnte da nicht viel ausrichten, meint Wischnewski. „Das wird vielleicht dem Trend etwas entgegenwirken, aber letztlich nicht verhindern, dass der gesamte Tourismussektor hier Minus macht.“ Viele Hostelgäste würden in die billigeren Unterkünfte am Rand der Stadt gehen. 

 

Verlockendes Angebot auf dem Schwarzmarkt

 

Oder aber sie verschwinden ganz woanders hin. Sowohl Hotelchef Hilliger als auch Hostelbetreiber Wischnewski verweisen auf eine Ausweichmöglichkeit, die nach der City-Tax mehr Touristen als gute Alternative erscheinen könnte: Illegale Ferienwohnungen. „Viele Gäste werden dorthin ausweichen“, so Hilliger. 

Es ist keine gewagte Prognose. Bereits jetzt ist das Problem illegal zu Ferienwohnungen umgestalteter Mieträume im Kiez gravierend. So wurde erst Ende November in der Stargarder Straße die Nutzung illegaler Ferienwohnungen untersagt. Der zuständige Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) erklärte auf Anfrage der Prenzlauer Berg Nachrichten, dass man das Thema „jetzt verstärkt auf dem Schirm hat“. 

Doch auch für den Fall, dass die City-Tax die Zahl illegaler Touristenunterkünfte in die Höhe treibt; Kirchner betont, dass im Ordnungsamt kein extra Personal für das Recherchieren solcher Wohnungen abgestellt werde. „Seriöse Schätzungen“, wie viele Fälle es derzeit gebe und wie sich der Schwarzmarkt entwickeln könnte, gebe es nicht.

 

 

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